In den vergangenen Jahren hat die Verden-Walsroder Eisenbahn (VWE) viel Geld in die eigene Infrastruktur gesteckt. 2016 investierte das Transportunternehmen etwa zwei Millionen Euro in die neue Umschlaganlage, in der Folgezeit wurden Schienenwege und Eisenbahntunnel saniert. In der Rückschau kann Geschäftsführer Henning Rohde zufrieden sein. Denn die Modernisierungen haben sich im vergangenen Jahr ausgezahlt. Denn die VWE hat 2020 trotz der Corona-Pandemie eine Auftragssteigerung um 40 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbuchen können.
„Im Vorjahr haben wir insgesamt mehr als 100.000 Tonnen umgeschlagen“, sagt Henning Rohde. Davon seien 57 Prozent auf den Hauptkunden Mars entfallen, der im Verdener Industriegebiet Tiernahrung produziert und über einen eigenen Gleisanschluss verfügt. Die VWE transportiert die Waren des Unternehmens an sieben Tagen in der Woche vom Werk zum Bahnhof Verden. „Dort werden die Waggons getrennt und von der DB Cargo an den jeweiligen Bestimmungsort transportiert, auch ins Ausland“, beschreibt Rohde die Aufgabe der VWE.
Ein weiteres Standbein des Unternehmens ist der Transport von Baustoffen, der allerdings in erster Linie national abläuft. „Wir sind im Grunde immer für die letzte Meile zuständig“, sagt der Geschäftsführer. Warum sich die VWE ausgerechnet 2020 über eine Rekordauslastung freuen konnte, begründet Rohde auch mit dem Amazon-Neubau in Achim. „Das war ein Großauftrag für uns, weil alle Betonteile von uns umgeschlagen wurden.“
Dünger umgeschlagen
Zusätzlich hat die VWE nach 30 Jahren Unterbrechung wieder begonnen, landwirtschaftliche Produkte wie Dünger umzuschlagen. „Die großen Landhandelsgesellschaften füllen ihre Lagerstätten. Diese Waren haben wir früher schon transportiert, das haben wir uns zurückgeholt“, erklärt Rohde stolz. Den Erfolg im Corona-Jahr führt er in erster Linie auf die „gute Infrastruktur“ zurück. „Nach 25 oder 30 Jahren muss man einfach sanieren und modernisieren“, erklärt der VWE-Geschäftsführer. Bei den Arbeiten würden häufig gebrauchte Materialien eingesetzt, um die Kosten im Rahmen zu halten. „Das sind Baustoffe und Schienen, die beispielsweise auf einer ICE-Strecke aussortiert werden. Die können wir noch gut gebrauchen, zumal sie der höchsten Radlastklasse mit 22,5 Tonnen entsprechen.“
Die gesamte Schienenstrecke der Verden-Walsroder Eisenbahn hat eine Länge von 18 Kilometern. Davon entfallen zwölf Kilometer auf die Gleise von Verden nach Stemmen, die allerdings nur noch museal genutzt werden. „Dort fahren die Verdener Eisenbahnfreunde mit der Museumseisenbahn“, erklärt Rohde. Mit dem Verein verbindet die VWE eine enge Kooperation, die beiden Seiten nützt. Denn das Unternehmen hat die gesetzliche Auflage, die Strecke zu pflegen und zu erhalten und bekommt von den Eisenbahnfreunden zumindest eine kleine Nutzungsgebühr pro Fahrt. „Durch die Zusammenarbeit wird die Strecke wenigstens regelmäßig genutzt“, sagt Rohde. Denn eine wirtschaftliche Bedeutung für Schienentransporte werde die altehrwürdige Gleisanlage nicht mehr haben. „An der Strecke gibt es keine größeren Unternehmen, die unsere Dienstleistungen brauchen könnten“, sagt Rohde. Zumal auch diese Strecke für größere Belastungen wohl ertüchtigt werden müsste, denn die Schienen stammen teilweise noch aus der Gründungszeit der VWE im Jahr 1910 sowie aus den 1930er-Jahren – eine Zeit, als die VWE tatsächlich zwischen Verden und Walsrode verkehrte.
„Die VWE ist auch altehrwürdig, aber sie hat lange Bestand“, betont Rohde und bezieht sich damit auch auf die Rangierloks des Unternehmens. Diese würden zwar gebraucht gekauft, die Motoren würden aber regelmäßig ausgetauscht und modernisiert. Seit 2015 gehört auch ein Zweiwegefahrzeug für Schiene und Straße zum Fuhrpark, das die Norm Euro-6 erfüllt. In Zukunft möchte Rohde auf dem erfolgreichen Weg weitergehen. „Der Bund fördert Schienenausbau, weil die Bahn für den Klimaschutz eine große Bedeutung hat“, ist er überzeugt.