An den Tag, an dem sie zum ersten Mal einen Fuß in das Verdener Domgymnasium (DoG) gesetzt hat, erinnert sich Dorothea Blume (56) noch wie heute. „Die Schüler haben damals nicht auf dem Boden gesessen, sondern auf Bänken vor den Klassenräumen gewartet. Die Einrichtung macht etwas mit den Schülern“, ist die Pädagogin überzeugt davon, dass sich Kinder und Jugendliche in einer schönen Umgebung wesentlich besser entfalten können als in einer weniger ansprechenden. Im Schuljahr 1996/1997 hat die Rotenburgerin als Feuerwehrkraft am DoG angefangen, heute führt sie die altehrwürdige Schule im Herzen von Verden.
Pünktlich zu ihrem Geburtstag am Freitag, dem 13., wurde ihr mitgeteilt, dass sie endlich ihren „Traumjob“ bekommen hat. Weil Schulleiterstellen nun einmal direkt vom Kultusministerium besetzt werden, musste die Mutter zweier Söhne solange auf ihre Zusage warten. Der Regierungswechsel in Hannover und bei den zuständigen Dezernenten hatte das Bewerbungsverfahren hinausgezögert. „Das Domgymnasium ist eine vielseitige, traditionsreiche, spannende Schule mit einem guten Ruf“, erläutert Dorothea Blume, warum sie sich um die Schulleiterstelle beworben hat. An der Spitze der beiden Verdener Gymnasien stehen nun also mit Petra Sehrt (Gymnasium am Wall) und Dorothea Blume gleich zwei Frauen. Ein absolutes Novum in der Geschichte der Bildungslandschaft Verdens. Beide kennen einander übrigens gut, haben sie doch eine Zeitlang gemeinsam am Rotenburger Ratsgymnasium unterrichtet. Bis 2015 war die passionierte Läuferin Dorothea Blume dort als Mittelstufen-Koordinatorin tätig. In den vergangenen Jahren war sie dann als ständige Vertreterin von Schulleiter Dirk Stelling am Achimer Gymnasium am Markt (GamMa) eingesetzt.
An ihrem ersten Schultag wurde die neue Schulleiterin von der SV (Schülervertretung) mit einem Sweatshirt und einem Blumenstrauß beschenkt. „Mit der SV habe ich schon immer gerne zusammengearbeitet“, erzählt die Latein- und Französisch-Lehrerin. Welches ihrer beiden Fächer sie künftig am DoG unterrichten wird, weiß sie noch nicht. Nur soviel: „Eine Schulleiterin springt dort ein, wo es fehlt.“ Hand aufs Herz – ist Latein nicht eine furchtbar dröge Sprache? „Nein. Latein ist wie Mathe für Sprache“, ist Dorothea Blume überzeugt. Selbst die englische Sprache basiere zum großen Teil auf dem Lateinischen. Vom bekannten Sprichwort „Neue Besen kehren gut“, hält die neue Schulleiterin des Verdener Domgymnasiums nicht viel: „Die Schule teilt einem mit der Zeit mit, was man tun muss. So etwas kristallisiert sich heraus." Zu Beginn will Dorothea Blume erst einmal aufmerksam zuhören, langsam ankommen und sich ein Bild vom Schulleben am DoG machen. Sie weiß einfach, dass jede Schule anders tickt und es vermessen wäre, dem Verdener Gymnasium eine Vision aus Achimer Zeiten aufzudrücken.
Erfahrener Stellvertreter
Mit ihrem Stellvertreter und Nebenstellenleiter der Pestalozzi-Schule, Michael Spöring, hat sie einen erfahrenen Vize-Schulleiter an ihrer Seite. Er war bereits der ständige Vertreter ihres Vorgängers, Detlev Lehmann. Michael Spöring zählt die Schaffung der räumlichen Voraussetzungen für die Inklusion – dem gemeinsamen Unterricht von Schülern mit und ohne Handicap – zur Herkules-Aufgabe der kommenden Jahre. Rund die Hälfte der Unterrichtsräume sei nämlich noch nicht barrierefrei. Das Domgymnasium mit seinen 1300 Schülern zählt zu den Schwerpunktschulen für körperliche und motorische Entwicklung. Durch die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren (G 9) kommt auf das Domgymnasium 2020 eine wahre Schülerflut zu, ungefähr 180 weitere Schüler. Wo werden die Pennäler dann eigentlich alle untergebracht? „In den noch zu schaffenden Räumlichkeiten“, wartet Dorothea Blume auf Vorschläge seitens des Schulträgers, dem Landkreis Verden. Die Rückkehr zu G 9 befürwortet sie allerdings aus pädagogischer Sicht. „An meinem Sohn, der nach acht Jahren Abitur macht, sehe ich, wie die Schule das Leben doch weitaus mehr beeinflusst, als sie es noch zu meiner eigenen Gymnasialzeit getan hat.“ Michael Spöring pflichtet ihr bei: Durch G 9 bleibe für die Schüler einfach mehr Zeit für die Persönlichkeitsentwicklung oder beispielsweise für das Erlernen einer dritten Fremdsprache oder die Teilnahme am Mathe-Wettbewerb.
Spöring macht keinen Hehl daraus, dass er auch selbst gern Schulleiter des Domgymnasiums geworden wäre. Aber er weiß auch, dass das Niedersächsische Schulgesetz jemand Externes für diesen Posten empfiehlt. „Wir verstehen uns als Schulleitungsteam“, versichert Dorothea Blume. Und nein, sie ist keine Medizinerin. „Mich hat einmal ein jüngerer Schüler gefragt, ob ich auch Ärztin wäre, weil ich einen Doktortitel vor meinem Namen trage“, erzählt sie lachend.
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