Im November war sie in Indien, im Dezember in Australien, dieses Jahr schon zweimal in den USA. Gerade ist sie in Frankreich unterwegs, demnächst geht es nach Taiwan, dann noch vielfach hier- und dorthin. Dass Ute Scholz eine passionierte und routinierte Reisende ist, die auf langen Flügen Ruhe- und Arbeitsphasen zu kombinieren weiß, gereicht ihr in ihrem aufwendigen Ehrenamt zum Vorteil. Es ist das Engagement für eine bessere Welt für Frauen, was die 65-jährige Juristin so häufig von ihrem Zuhause in Verden fernhält. Besonders, seit sie Mitte vergangenen Jahres als Präsidentin an die Spitze des weltweiten Frauennetzwerkes Zonta International (IT) gelangt ist.
Es war ein Aufstieg mit Ansage, der sich auf der 65. Convention mit rund 1500 Teilnehmerinnen vollzog. Und Ute Scholz hat dafür ausnahmsweise nicht weit fahren müssen, nur nach Hamburg. Schon vor dem Gipfeltreffen im Kongresszentrum war es ausgemachte Sache, dass sie die Nachfolge der Kalifornierin Sharon Langenbeck antreten würde, wie üblich auf eine Laufzeit von zwei Jahren befristet. Als „President-elect“ hatte sie sich bereits in der Warteschleife befunden. Gewählt worden war sie während des Meetings 2020, das wegen der Corona-Pandemie nicht wie vorgesehen in Chicago, nahe dem Hauptsitz, stattfinden konnte, sondern online abgehalten werden musste. Und auch diese per Votum erfolgte Beförderung war nicht aus heiterem Himmel gekommen.
Verdens frühere stellvertretende Stadtdirektorin, gebürtig aus Oberhausen, hatte zu diesem Zeitpunkt schon eine jahrzehntelange Zonta-Laufbahn hinter sich – ohne jemals einen bestimmten Karriereplan in der renommierten Frauenorganisation verfolgt zu haben, wie sie einmal sagte. Als sie zur designierten Vorstandschefin avancierte, war soeben ihre zweijährige Amtszeit als Vize der Düsseldorferin Susanne Bassewitz ausgeklungen, der ersten deutschen Präsidentin in der über 100-jährigen Geschichte des Netzwerks. Auch für den höchsten Posten zu kandidieren, hatte Scholz zunächst nicht erwogen. Sie stellte sich aber auch einer „gewissen Erwartungshaltung“ ihrer Kolleginnen keineswegs entgegen, ließ sich ermutigen, bewarb sich – und gewann.
Zonta International, 1919 in den Vereinigten Staaten entstanden, ist der älteste und größte Zusammenschluss berufstätiger Frauen und zählt derzeit in 63 Ländern über 30.000 Mitglieder in rund 1200 Klubs. Die Lebenssituation von Frauen und Mädchen in jeglicher Hinsicht zu verbessern und vor allem ihre Rechte zu stärken, ist seit jeher das vorrangige Ziel der Zontians. Seit Gründung der Vereinten Nationen (UN) 1945 ist Zonta („unparteilich, überkonfessionell, weltanschaulich neutral“) darin mit konsultativem Status vertreten. Keine Frage, dass Ute Scholz auch kürzlich bei der 67. Sitzung der UN-Frauenrechtskommission in New York zur Stelle war.
Die Reise begann in Bremen
Den Verdener Klub, den sie 2004 mitinitiiert hat, gab es noch gar nicht, als sie ihren Zonta-Weg einschlug. Begonnen hat alles in Bremen, wo Scholz 1996 quasi in die Bresche sprang, nachdem die bisherige Vizepräsidentin nicht die Präsidentschaft übernehmen konnte. In der neuen Funktion erhielt sie tiefere Einblicke in die Arbeit der Frauenvereinigung, die sich ausdrücklich als Menschenrechtsorganisation versteht. Begeisterung und Wille, sich auch überregional zu engagieren, führten sie über die Jahre kontinuierlich in den leitenden Weltzirkel von Zonta. So war Ute Scholz auch Vorsitzende (Governer) des Districts 27, der sich über Nord- und Ostfrankreich, Belgien, Luxemburg, Norddeutschland und Polen bis in die Ukraine erstreckt. In einem weiteren Schritt voran wurde sie Leiterin des internationalen Komitees für den „Young Women in Public Affairs Award“; später war sie als eine der sieben Direktorinnen im ZI-Vorstand tätig.
„Build a better world for women and girls“ („Baut eine bessere Welt für Frauen und Mädchen“), lautet das Motto, das die 65-Jährige für ihre Zeit als Präsidentin ausgesucht hat. Der Slogan werde gut angenommen, hat Scholz schnell festgestellt. Überhaupt sei es wichtig, auf die Aufgaben und Intentionen von Zonta immer wieder deutlich hinzuweisen und dabei auch vermehrt in der Öffentlichkeit, so auch in sozialen Medien, Transparenz und Flagge zu zeigen. Bei diversen Projekten, so auch im zähen Kampf gegen Kinder- und Zwangsehen, steht Zonta an der Seite anderer großer Organisationen, etwa dem Kinderhilfswerk Unicef.
Ehrenamt hin oder her – als Präsidentin hat Ute Scholz einen Fulltime-Job, der nichts für Stubenhocker ist. Oft auf gepackten Koffern oder im Flugzeug zu sitzen, meistens ohne ihren Ehemann, gehört dazu.