Sternmarsch in Verden Zu Ehren des Grundgesetzes

Wenn 600 Schüler vor dem Rathaus stehen und Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth das Grundgesetz im Mini-Format verteilt, ist klar, es ist ein besonderer Tag - zu Ehren des Grundgesetzes.
24.05.2019, 18:27 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Von Lena Mysegades

Wenn 600 Schüler auf dem Rathausplatz in Verden stehen, die Punkrockband Brennholzverleih aus Bremen mit politischen Texten dort auf der Bühne steht und die Landtagsabgeordnete Dörte Liebetruth kleine Grundgesetze verteilt, ist klar, dass es sich nicht um einen normalen Schulausflug handelt. Gerade ist das deutsche Grundgesetz 70 Jahre alt geworden und an diesem Freitag wurde es in Verden gewürdigt. Gebührend, kann man sagen: mit einer Kundgebung, mit Musik und mit zahlreichen Informationsständen.

Die Gewerkschaft Verdi, das Weser-Aller-Bündnis (Wabe), die Demonstrationsvertreter von „Fridays for Future“, das Jugendzentrum, das Dokumentationszentrum (DOZ 20), die Gleichstellungsbeauftragten, Amnesty International und die Polizei waren die Vertreter an den Informationsständen, die Präsenz bei der Kundgebung zeigten. Warum? Das hatte für alle an diesem Tag vor allem einen übergeordneten Grund: Das im Artikel 8 des Grundgesetzes verankerte Recht auf Demonstration.

Eva Hibbeler von der Gewerkschaft Verdi erklärte: „Dass wir ohne Angst, entlassen zu werden, von unserem Streikrecht und Demonstrationsrecht als Arbeitnehmer Gebrauch machen können, haben wir dem Grundgesetz zu verdanken.“ Zudem ist für Hibbeler der wohl bekannteste Artikel des Grundgesetzes – Artikel 1, Absatz 1: Die Würde des Menschen ist unantastbar – untrennbar mit „ordentlichen Arbeitsbedingungen“ verbunden. „Denn ohne einen guten Lohn und gute Arbeit ist ein gutes Leben nicht möglich“, findet die SPD-Frau. Deshalb müssten die Dauerbefristung und die Niedriglohnarbeit abgeschafft werden.

Band prangert an

Derweil ertönt trompetenlastiger Sound von der Gruppe Brennholzverleih. Der Frontsänger singt: „Freiheit steckt in jedem Geist, für Freiheit gibt es kein System“ und lässt verlauten: „Wir machen Mucke gegen den Leistungszwang, gegen Homophobie, gegen Sexismus und Rassismus.“ Er und seine Band prangern mit Zeilen wie „Es lebe das Produkt“ darüber hinaus auch den Kapitalismus an. In welchem, so die Band, die Menschen auf der Strecke blieben.

Der oft auch reggaeartige Ton der Band verbreitet dabei gute Stimmung unter den zahlreichen Schülern, die mit ihren Plakaten entspannt auf dem Boden sitzen. Eine Clique vom Gymnasium am Wall (GaW) hat ein Plakat dabei, auf dem „Die Gleichheit ist eine sehr natürliche Sache, aber dabei doch das größte Hirngespinst“ steht. Genauso wie Brennholzverleih fürchten die jugendlichen Teilnehmer der Kundgebung ebenfalls, dass der Mensch auf der Strecke bleibt.

Denn, obwohl im Grundgesetz mit Artikel 20a versprochen wird, dass „der Staat auch in Verantwortung für die künftigen Generationen die natürlichen Lebensgrundlagen und die Tiere schützt", finden die Schüler, dass die Politik diesen Artikel ernster nehmen müsste. Deshalb auch Fridays for Future, wie Emily Karius erklärt. "Wir streiken, bis ihr [die Politiker] handelt" lautet die Parole der Aktion.

Schüler wollen Handlungen sehen

Die Schülerin sitzt aus zweierlei Gründen mit am Informationsstand der Bewegung. „Ohne das Grundgesetz könnten Demos nicht stattfinden – deshalb sind wir hier. Und weil heute auch der normale Klimastreik stattfindet.“ Genauso wie ihren Mitstreitern reichen Emily Karius keine Versprechungen, sie möchte „Handlungen sehen“. Konkret bedeutet das für die Demonstranten unter anderem die Einhaltung des 1,5-Grad-Ziels und den Kohleausstieg bis 2030.

Auf der Bühne stehen drei Schüler vom Gymnasium am Wall. Sie gehören zu der GaW-Clique mit dem Plakat. Mit im Gepäck haben sie ein kleines Kulturprogramm, das sie selbstbewusst zum Besten geben. Zuerst ist ein Gedicht von einer „genderneutralen, unbekannten Person dran“, denn der Verfasser möchte nicht genannt werden. Es geht um vermeintliches Deutschsein, um jemanden, der nicht deutsch ist, aber dennoch hier lebt. „Lasst euch nicht betören und vergesst nicht, was es euch gekostet hat“, lautet eine Zeile. Damit gemeint waren rechte Tendenzen. Das deutsche Grundgesetz gelte es zu bewahren. Die Forderung lautete folglich so kurz vor der Europawahl: „Geht wählen.“

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