Das neuartige Coronavirus (Covid-19) breitet sich in Niedersachsen immer weiter aus, seit Montagabend gibt es auch im Landkreis Verden zwei offiziell bestätigte Fälle. Wie Jutta Dreyer, Leiterin des Kreis-Gesundheitsamts, und Landrat Peter Bohlmann an diesem Dienstag bekanntgaben, hat sich ein Ehepaar aus dem Nordkreis während eines Skiurlaubs in Norditalien angesteckt. „Beiden geht es gut“, sagte Jutta Dreyer.
Das Ehepaar war eine gute Woche in Norditalien und ist am Sonntag zurückgekehrt. Da sie Erkältungssymptome aufwiesen, meldeten sie sich am Montag telefonisch bei ihrem Hausarzt. Der Mediziner suchte sie unter Vollschutz zu Hause auf, nahm jeweils einen Rachenabstrich und schickte die Proben ins Labor. Außerdem informierte der Mediziner umgehend das Gesundheitsamt des Landkreises. „Am Dienstag kam dann gegen 12 Uhr die Bestätigung, dass beide Tests positiv sind und eine Infektion mit Covid-19 vorliegt“, berichtete Jutta Dreyer. Beide Patienten bleiben nun zunächst für 14 Tage in Quarantäne.
Alle Beteiligten hätten sich vorbildhaft verhalten. Das betroffene Ehepaar, weil es nach der Rückkehr keine sozialen Kontakte mit anderen Menschen gehabt und sich vorsichtshalber selbst in häusliche Quarantäne begeben habe. Und der Arzt, weil er die Patienten nicht in seiner Praxis untersucht und einen Hausbesuch gemacht habe. „Unsere Aufgabe als Gesundheitsamt ist, nun zu recherchieren, mit wem die Infizierten während ihrer Reise Kontakt hatten. Das vordringliche Ziel muss jetzt sein, die Infektionsketten einzudämmen“, betonte Dreyer.
Dazu sei eine enge Zusammenarbeit mit anderen Gesundheitsämtern erforderlich. Auch die italienischen Behörden seien informiert worden. Auch gelte es zu prüfen, mit wem die Patienten während ihrer etwa zwölfstündigen Rückfahrt Kontakt gehabt hätten, etwa während einer Pause. Weitere Verdachtsfälle sind nach Angaben des Landkreises bisher nicht bekannt. „Wir prüfen natürlich auch das Umfeld der Patienten, um eine weitere Verbreitung des Virus vor Ort zu verhindern“, erklärte Dreyer.
Ruhe bewahren
Laut Landrat Peter Bohlmann gehe es vor allem darum, Ruhe zu bewahren. „Das ist das Gebot der Stunde und nicht, in Panik zu verfallen“, betonte Bohlmann. Dazu gebe es aktuell keinen Grund. Hamsterkäufe und teilweise gezielte Falschmeldungen in den sozialen Medien seien alles andere als hilfreich.
Für eine Überprüfung im Labor, ob eine Infektion mit dem Coronavirus vorliegt, wird im Rachenraum ein Abstrich gemacht. Für einen solchen Abstrich müssen nach Angaben von Jutta Dreyer allerdings bestimmte Kriterien vorliegen. Diese sind erfüllt, wenn der oder die Betroffene aus einem Corona-Krisengebiet zurückkehrt und Symptome aufweist oder ein direkter Kontakt mit Infizierten bestand. „Es geht dabei um einen Kontakt von mindestens 15 Minuten von Angesicht zu Angesicht“, so Dreyer. Aktuell dauert ein sicherer Labortest alles in allem fünf Stunden. Dreyer rechnet aber damit, dass sich diese Zeit im Laufe der Zeit auf vier bis fünf Tage verlängern wird. „Die Laborkapazitäten sind sehr knapp“, sagte sie. Meldungen über Schnelltests für Zuhause seien unzutreffend.
Um die Hausärzte zu entlasten, rüstet der Landkreis die Container auf dem Kreishaus-Parkplatz zu einem Abstrichzentrum um, das die Kassenärztliche Vereinigung (KV) betreiben wird. „Zurzeit wird medizinisches Personal angeworben“, sagte Bohlmann. Einen genauen Termin für die Eröffnung gebe es noch nicht. „Wir stellen alles bereit, über den Zeitpunkt entscheidet die KV“, so der Landrat. Ob ein Abstrich vorgenommen wird, entscheidet der jeweilige Hausarzt anhand der genannten Kriterien.
Sollte sich das Virus trotz aller Bemühungen im Landkreis weiter ausbreiten, steht auch die Empfehlung im Raum, größere Veranstaltungen ab eintausend Teilnehmer abzusagen. Mit solchen pauschalen Empfehlungen kann sich Bohlmann jedoch nicht anfreunden. „Das hängt von der Art der Veranstaltung und den Teilnehmern ab und nicht unbedingt von der Größe“, sagte Bohlmann.
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!