Wesermarsch/Ammerland. Immer wieder benötigen Frauen in den Landkreisen Ammerland und Wesermarsch Schutz. Diesen finden sie unter anderem im Frauenhaus, das durch das Diakonische Werk Oldenburger Land betrieben wird. Eröffnet wurde es am 1. Juli 2020. Seitdem wurden bereits mehr als 70 Frauen und 70 Kinder aufgenommen. Die Frauen kommen jedoch nicht nur aus den Landkreisen Ammerland und Wesermarsch und der Umgebung, sondern teilweise aus ganz Deutschland.
Das Frauenhaus ist seit seiner Eröffnung voll belegt. Deshalb konnten auch schon Frauen nicht aufgenommen werden. „Der Bedarf an Plätzen in Frauenhäusern ist groß“, betont Franz-Josef Franke, Leiter Gemeinwesenorientierte Diakonie. „Die Gefährdungslage macht es oft notwendig, die Frauen nicht in der Nähe ihres Wohnortes unterzubringen“, erläutert die Leiterin des Frauenhauses, die aus Sicherheitsgründen nicht namentlich genannt werden möchte.
Die Aufgabe, den Frauen die notwendigen Schutzräume vor jeder Form von Gewalt zu bieten, sei wichtig. Denn häusliche Gewalt komme häufig in Mischformen vor, die Aspekte sowohl psychischer, physischer, sexualisierter, sozialer oder auch ökonomischer Gewalt enthielten. „Wenn die Frauen zu uns kommen, sind sie sehr aufgewühlt“, berichtet die Leiterin der Einrichtung. Die erste Kontaktaufnahme findet immer telefonisch oder durch die direkte Zuweisung der Frau durch die Polizei statt. „In dem Telefongespräch wird zunächst die Gefahrenlage abgeklärt und besprochen, wie und wann die Frauen und Kinder in das Frauen- und Kinderschutzhaus gelangen können“, erklärt sie die Aufnahmeprozedur.
In der ersten Zeit im Frauenhaus könne das Team immer wieder erleben, wie bei den Frauen und Kindern langsam das Lachen zurückkehrt. „Oft haben diese Frauen alles aufgegeben. Und sie wagen den Neuanfang. Natürlich ist es ein langer und schwieriger Weg, aber im Frauenhaus können sie die ersten Schritte begleitet gehen“, erzählt die Einrichtungsleiterin.
Die Frauen seien sehr dankbar für die Hilfe. „Hier komme ich zum ersten Mal zur Ruhe.“ „Noch nie hat sich jemand so für mich eingesetzt.“ So schilderten die Frauen, wie sie die Unterstützung im Frauenhaus erleben. Die Hilfe ende aber nicht mit dem Auszug. „Uns ist auch die Nachbetreuung wichtig, damit die Frauen ihren Weg weitergehen können“, sagt die Leiterin. Viele Frauen seien im Frauenhaus erstmals für ihre eigenen Finanzen verantwortlich und das sei eine große Umstellung für die Betroffenen. Unter den Bewohnerinnen gebe es einen konstanten großen Anteil von sehr jungen Frauen und Frauen bis zu 30 Jahren.
Um diese Erfahrungen zu überwinden spiele die Beratung durch die vier Sozialpädagoginnen in der Einrichtung eine große Rolle. Auch die Unterstützung bei der Stellung von Anträgen und die Zusammenarbeit mit Opferschutzinstitutionen, Ärzten, Gerichten, Polizei und Kitas sei wichtig. „Zusätzlich finden in unserem Haus spezifische Angebote für Kinder statt und auch eine Anleitung in hauswirtschaftlichen Belangen. Letztendlich ist die ,Hilfe zur Selbsthilfe' aber eine wichtige Grundlage der Arbeit, um gemeinsam mit den Frauen eine tragfähige Perspektive für ein selbstbestimmtes Leben zu erarbeiten“, fasst es die Leiterin des Frauenhauses zusammen.
Eine besondere Herausforderung seien dabei Sprachbarrieren. Viele Frauen mit Migrationshintergrund, die Hilfe suchten, verfügten über keine oder nur sehr geringe deutsche oder englische Sprachkenntnisse. Die Kommunikation gestaltete sich daher besonders schwierig. In einigen Fällen erfolgte die Verständigung mithilfe von Übersetzungsprogrammen am PC, in anderen Situationen war es möglich den Sprachmittler-Pool des Landkreises in Anspruch zu nehmen oder andere Dolmetscher.