Geschäftsbericht: Firscher & Plath Milliarden Dichtungsringe

7,5 Millionen Euro hat sich Fischer & Plath das neue Lager- und Verwaltungsgebäude mit 4100 Quadratmetern kosten lassen. Fischer & Plath beliefert weltweit insbesondere Autohersteller.
26.11.2019, 16:26 Uhr
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Milliarden Dichtungsringe
Von Barbara Wenke

Berne. Ralf Mertens, Geschäftsführer des Mittelständlers Fischer & Plath, schildert bei einem Rundgang durch die neue Firmenzentrale des Dichtringherstellers die Veränderungen. Die neuen Räume sind auf die Bedürfnisse des weltweit agierenden Unternehmens zugeschnitten. Vor drei Wochen sind die Mitarbeiter vom Standort an der Gansper Helmer an die Industriestraße umgezogen. Am Freitag, 29. November, wird der neue Komplex mit einer Feier für Lieferanten und Kunden eingeweiht.

Während die kaufmännischen Angestellten in ihren lichtdurchfluteten Büros Rechnungen schreiben und Angebote erstellen, wird in der 3000 Quadratmeter großen Lagerhalle gepackt und sortiert. 7,5 Millionen Euro hat sich Fischer & Plath das neue Lager- und Verwaltungsgebäude mit seinen 4100 Quadratmetern überdachter Nutzfläche in L-Form kosten lassen.

Mertens schildert die kurzen Wege und den guten Informationsaustausch zwischen Lagerleitung und Versand. Der Neubau sei dringend nötig gewesen, sagt der Chef. „An der Gansper Helmer wurde es zu eng. Da haben sich die Kollegen gegenseitig behindert. Zum Schluss hatten wir dort drüben schon Material in Fertigungsbereichen gestapelt.“ Die Not besteht jetzt nicht mehr.

Metallische Dichtungen für die Automobilindustrie und den Handel – darunter Dichtringe, Faltringe und Halteringe in 35 000 unterschiedlichen Formaten und aus 130 Materialien – stellt Fischer & Plath her. Insbesondere für die Automobilindustrie. Sie werden in Motoren, Bremsanlagen und Getrieben verbaut. In fast jedem Auto stecken laut Mertens 20 bis 30 davon. Konzerne wie Daimler, Airbus und BMW, aber auch Zulieferer wie Continental, Bosch und viele andere zählen zu den Kunden der Berner. "Der Kundenkreis ist in einem Betrieb unserer Größe mit Sicherheit weltweit einzigartig. Wir orientieren uns an den ganz Großen", sagt der geschäftsführende Inhaber, der aber darauf achtet, dass Fischer & Plath sich von keinem dieser Kunden abhängig macht. "Wir legen Wert auf eine sehr, sehr breite Streuung", betont Mertens. "Wir haben keinen Kunden, der mehr als fünf Prozent unseres Umsatzes ausmacht."

So soll es bleiben, denn Mertens weiß, dass sich Konjunktureinbußen im Erstausrüstungsgeschäft unmittelbar auf sein Unternehmen auswirken. „Fünf Prozent weniger Produktion bei Daimler bedeutet bei den Zulieferern einen Rückgang von 15 bis 20 Prozent, weil erst einmal die Lagerbestände abgebaut werden. Da fehlen einem plötzlich 500 000 Euro. “Wenn die Konjunktur dann wieder anspringt, „haben alle Sorge, dass sie nicht genügend Material abbekommen.“

Deshalb produziert der Marktführer für metallische Dichtungen in Europa stets eine Anzahl gängiger Größen auf Halde. Bis zu 200 000 Ringe schafft Fischer & Plath pro Stunde. "Wir können Millionen Teile produzieren", sagt Mertens mit Blick auf seine Stanzen. 1,39 Milliarden Teile hat das Unternehmen 2018 gefertigt und in über 75 Länder verkauft, der Umsatz der Firmengruppe erreichte 30 Millionen Euro. Stolz fügt der Geschäftsführer an: "Wir treten gegen China an und gewinnen in der Regel." Doch Fischer & Plath produziert nicht nur Massenware. Auch einzelne Sonderdichtungen können bei den Bernern in Auftrag gegeben werden.

215 Mitarbeiter beschäftigt der Mittelständler an sechs Standorten. 21 von ihnen sind Auszubildende. Die Lehrlinge werden zu Industriekaufleuten, Werkzeugmechanikern, Industriemechanikern, Fachkräften für Lagerlogistik sowie Maschinen- und Anlagenführern ausgebildet. Von seinen Nachwuchskräften schwärmt Mertens in den höchsten Tönen. "Unsere Auszubildenden im Vertrieb beispielsweise sind im zweiten Lehrjahr so gut, dass Sie sie überall hinschicken können. Bei den jüngsten VW-Rahmenpreisverhandlungen ist den Wolfsburgern gar nicht aufgefallen, dass es eine Auszubildende war, die viele kritische Fragen gestellt hat." Für das im Sommer 2020 beginnende Ausbildungsjahr stehen bei Fischer & Plath noch freie Plätze für den gewerblichen Bereich zur Verfügung.

Mertens hat das 1961 von Friedrich Plath gegründete Unternehmen 1983 übernommen. Damals war er gerade mal 25 Jahre alt. Den Betrieb kannte er jedoch schon einige Zeit, schließlich hatte er bereits als Schüler dort gejobbt. 1991 mietete er die erste Halle an und zog umgehend einen Großauftrag an Land.

Anfang 2019 hat Fischer & Plath begonnen, seine Aktivitäten auf dem sogenannten Aftermarket (Sekundärmarkt) rund um den Globus zu intensivieren. In diesem Marktsegment komme es ihm zugute, dass er nicht nur Geschäftsführer, sondern auch Inhaber des Unternehmens ist, sagt Mertens. "Wenn Sie Kundenkontakte im Ausland aufbauen, ist der Eigentümer wichtig. Die Kunden entwickeln Vertrauen. Mit ihnen kann ich viele Geschäfte auf Zuruf machen. Im Automobilmarkt geht das nicht."

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