Prestigeprojekt in Lüneburg Ärger um Libeskind-Bau

Lüneburg. Nach der neuen Rüge des Landesrechnungshofs droht der Leuphana-Universität in Lüneburg wegen des Libeskind-Baus nun auch noch Ärger aus Brüssel.
25.05.2013, 05:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Peter Mlodoch

Hannover·Lüneburg. Nach der neuen Rüge des Landesrechnungshofs droht der Leuphana-Universität in Lüneburg wegen des Libeskind-Baus nun auch noch Ärger aus Brüssel. Der zugesagte Zeitplan für die Fertigstellung des Zentralgebäudes lässt sich möglicherweise nicht halten; dadurch gerät die EU-Förderung in Gefahr.

Jeden Tag rechnen die Verantwortlichen der Uni und das Wissenschaftsministerium in Hannover mit dem Bericht der europäischen Anti-Betrugsbehörde "Olaf". Die Brüsseler Prüfer nehmen das verwickelte Finanzkonstrukt des umstrittenen Neubaus sowie die Ungereimtheiten bei der Auftragsvergabe unter die Lupe. Schon 2009 hatte der Rechnungshof etliche Finanzrisiken aufgelistet und erst vor wenigen Wochen nachgelegt: In einer Mitteilung kritisierte die Behörde eine dubiose Praxis bei Beratungsleistungen und eine möglicherweise unsaubere Verquickung von Uni-Vizepräsident Holm Keller mit Firmen, die an Planung und Bau beteiligt seien. Auch der New Yorker Star-Architekt Daniel Libeskind, der als Gegenleistung für den Bau zum Professor an der Leuphana berufen worden war, kam nicht gut weg: Der Rechnungshof bezweifelte die Zulässigkeit eines zusätzlichen Honorars über 500000 Euro für "baukünstlerische Beratungsleistungen". Wissenschaftsministerin Gabriele Heinen-Kljajic (Grüne) verlangte daraufhin lückenlose Aufklärung von der Leuphana-Leitung.

Sollte jetzt auch noch "Olaf" Verstöße gegen die Förderrichtlinien feststellen, dürfte die EU den Geldhahn für das Prestigeprojekt zudrehen. Insgesamt sind für das Zentralgebäude 58 Millionen Euro veranschlagt. Rund 9,3 Millionen Euro davon sollen nach derzeitigem Plan im Rahmen des "Innovationskubators" – eines Projekts für den Ausbau der Region Lüneburg zum Wirtschafts- und Wissenschaftszentrum – aus Brüssel fließen.

Dies setzt neben einem korrekten Verfahren aber auch die rechtzeitige Fertigstellung voraus. Doch nach Informationen unserer Zeitung kann die Uni den Brüssel zugesagten Termin 2014 nicht mehr halten. Aus diversen Gründen – unter anderem wegen des langen Winters – wolle man einen Zeitaufschub bis August 2015 erwirken, heißt es.

Leuphana selbst hält sich unterdessen bedeckt, gibt aber indirekt Terminprobleme zu. "Bisher hat die Universität keinen solchen Antrag gestellt", erklärt Uni-Sprecher Henning Zühlsdorff. "Der Stiftungsrat wird sich in Kürze damit befassen und in Zusammenarbeit mit den zuständigen Stellen des Landes die Frage einer möglichen Verlängerung des Durchführungszeitraums behandeln." Es bestünden aber "keinerlei Zweifel", dass das Projekt so rechtzeitig fertig werde, dass auch die EU-Mittel im vollen vorgesehenen Umfang eingesetzt werden könnten, sagt der Unisprecher weiter.

In Hannover bestehen daran allerdings Zweifel. Die Gründe für den Aufschub seien nicht stichhaltig. Zumindest dürfe man nicht die zur Behebung der einzelnen Probleme veranschlagten Zeiträume einfach aufaddieren; die Lösungen könnten schließlich auch parallel erfolgen.

In Landtagskreisen ärgert man sich auch darüber, dass die Uni eigenmächtig die geplante Nutzung des Audimax teils umgeworfen habe. So solle der Maschinenpark vom Volgershall-Gelände im Keller des Libeskind-Baus untergebracht werden. "Bei einem Projekt dieser Größenordnung kann es immer zu Veränderungen kommen", erklärt der Uni-Sprecher dazu. Man werde diese aber eng mit dem Land Niedersachsen abstimmen. Kooperation mit und Kontrolle durch Hannover sind auch Gegenstand einer Parlamentsanfrage der SPD. Die Landtagsfraktion befürchtet, dass wegen der Finanzierungsrisiken und Deckungslücken das Land auf einem millionenschweren Schuldenberg sitzen bleibt. Sie verlangt daher eine "wirksame Korruptionsprävention". Im Gespräch ist ein staatlicher Aufpasser aus dem Finanzministerium für die nächsten Bauabschnitte.

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