Hannover. Nach dem erfolgreichen Einstieg in die Reaktivierung stillgelegter Bahn-strecken in Niedersachsen wollen die Grünen aufs Tempo drücken. Mit einem Antrag auf eine Mobilitätswende will die Partei die Auswahl weiterer Strecken beschleunigen, auf denen demnächst wieder Personenzüge fahren sollen. „Die Regierung hat zwar angekündigt, den Reaktivierungsprozess von Bahnstrecken für den Personennahverkehr fort-zuführen, hat aber dazu offenbar bisher keinen Plan zur Ausgestaltung“, sagte Detlev Schulz-Hendel, verkehrspolitischer Sprecher der Grünen, in Hannover. Ein Lenkungskreis solle zeitnah Strecken definieren, die für einen Neustart von Regionalbahnen infrage kämen.
„Wir sehen überall in Niedersachsen den Bedarf zur Verbesserung der ländlichen Räume – beispielsweise könnten Strecken wie Aurich-Emden, Bleckede-Lüneburg-Soltau aber auch der Moorexpress bei Stade sowie der Spargelexpress von Braunschweig nach Harvesse in den Fokus der weiteren Betrachtung rücken“, sagte Schulz-Hendel. „Die Reaktivierung dieser aber auch weiterer Strecken verbessert deutlich den Mobilitätsbedarf in ländlichen Regionen und ist ein Beitrag zur Verringerung des Individualverkehrs.“
Zwei Bahnstrecken stehen nach Jahrzehnten ohne Personenzüge bald wieder im Fahrplan: Von Salzderhelden – und im Berufsverkehr gleich durchgehend ab Göttingen – rollen die Züge ab Dezember wieder weiter bis nach Einbeck. Einige Monate später wird der Verkehr von Bad Bentheim nach Nordhorn und Neuenhaus wieder aufgenommen. Vorangegangen war ein jahrelanger Auswahl- und Bewertungsprozess möglicher Strecken, die sich für eine Reaktivierung lohnen, durch das Verkehrsministerium in Hannover. Aus zunächst 73 Verbindungen wurden 28 Strecken für eine nähere Untersuchung aus-gesucht.
Für lohnenswert empfohlen wurde ein Neustart außer nach Einbeck und Neuenhaus auch für einen kurzen Streckenabschnitt in Salzgitter sowie die Verbindung von Buchholz über Maschen nach Hamburg. Hierfür muss aber zunächst in den Streckenknoten Hamburg investiert werden, damit Platz für neue Züge ist. Viele Bundesländer haben inzwischen einige Regionalstrecken wieder in den Fahrplan genommen. Hintergrund sind die wachsenden Verkehrsprobleme in den Ballungsräumen, auch aber ein anderes Mobilitätsverhalten junger Leute, die stärker als früher auch auf öffentliche Verkehrsmittel setzen.
Wie das Verkehrsministerium in Hannover mitteilte, gibt es nach dem bisherigen Bewertungsverfahren praktisch keine Aussicht auf die Reaktivierung weiterer Bahnstrecken. Angedacht sei allerdings, das Verfahren in Hinblick auf Strecken im ländlichen Raum kritisch zu überprüfen. Auch der touristische Nutzen könnte stärker berücksichtigt werden. Frühestens in zwei Jahren lägen aber die neuen Kriterien vor, sodass vorher mit weiteren Reaktivierungen nicht zu rechnen sei. Als Alternative könne für bessere Anschlüsse auch eine Landesbuslinie eingerichtet werden – eine Schnellbuslinie, an deren Betriebskosten das Land sich beteiligt.
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