Welchen Weg Plastikteilchen im Meer nehmen, das wollen Wissenschaftler der Universität Oldenburg mit einem groß angelegten Mitmach-Projekt herausfinden.
Am Dienstag setzten sie 800 sogenannte Holzdrifter am Jadebusen in Wilhelmshaven auf die Nordsee. "Holz verhält sich ähnlich wie Plastik", erklärte die Biologin und Doktorandin des Projekts, Katharina Stephan, im Vorfeld. Um verschiedene Arten von Plastik zu simulieren, verwenden die Forscher Holzstücke in unterschiedlicher Dicke.
Bis 2018 sollen mehrmals im Jahr Holzdrifter in die südliche Nordsee und deren Zuläufe gesetzt werden – insgesamt knapp 100.000 Stück. Bürger sind aufgerufen, die angeschwemmten Stücke zu melden.
"Helfen Sie mit, die Verteilung von Meeresmüll zu erfassen! Bitte melden Sie die Nummer und den Fundort dieses Drifters an die Universität Oldenburg unter www.macroplastics.de." Diese beiden Sätze sind auf die unlackierten Holzstücke eingebrannt. Mit dem Projekt wollen die 14 Wissenschaftler Quellen und Verbreitungspfade von Plastikteilen ab einer Größe von fünf Millimetern in der Deutschen Bucht und im Wattenmeer untersuchen.
"Das Problem ist, dass sich niemand mehr verantwortlich für den Müll fühlt", sagte Biologin Katharina Stephan. Mit den Ergebnissen aus dem Projekt könne man gegebenenfalls vorhersagen, an welchen Stellen sich besonders viel Plastik ansammelt. "Wenn man weiß, woher der Plastikmüll kommt, kann man Rückschlüsse auf Quellen ziehen."
Ziel sei, mit Akteuren in einen Dialog zu treten, um Wege zu finden, den Müll im Meer zu reduzieren. Nach Angaben der Uni Oldenburg schätzen Experten, dass weltweit etwa zehn Prozent der jährlichen Plastikproduktion von derzeit 300 Millionen Tonnen ins Meer gelangen.
Die Holzdrifter sind Stephan zufolge für die Umwelt unbedenklich. "Wenn sie nicht wiedergefunden werden, verursachen sie keinen Schaden", sagte die Biologin. Bereits Anfang Oktober wurden 800 Drifter auf einer stark befahrenen Schifffahrtsroute bei Helgoland auf die Nordsee gesetzt.
Das Projektteam besteht aus Biologen, Umweltplanern, Geo-Ökologen und Meeresphysikern. Leiter ist Professor Jörg-Olaf Wolff von der Arbeitsgruppe Physikalische Ozeanographie. Das Niedersächsische Wissenschaftsministerium unterstützt das Projekt mit insgesamt 1,4 Millionen Euro bis zum Jahr 2020.