Hannover. Niedersachsens Wälder leiden unter zu viel Stickstoff, Ammoniak, Schwefel und dem Klimawandel. Das geht aus dem am Freitag in Hannover vorgestellten Waldzustandsbericht 2013 der Landesregierung hervor. „Besonders alte Buchen und Eichen leiden darunter“, sagte Forstminister Christian Meyer (Grüne). Trockene Sommer und frostige Winter würden zudem besonders alte Bäume schwächen und anfällig für Schädlinge machen.
Bezogen auf sämtliche Baumarten habe die Kronenverlichtung, also der Nadel- und Blattverlust, mittlerweile einen Anteil von etwa 16 Prozent. Bei den mehr als 60 Jahre alten Bäumen ist sie sogar doppelt so hoch, betonte Meyer. Bei Buchen und Eichen sei der Anteil bereits doppelt so hoch wie zu Beginn der Erhebung 1984. Buchen und Eichen reagierten sehr empfindlich auf sogenannten Umweltstress.
Jahr für Jahr regne etwa eine Stickstoffmenge von bis zu 27 Kilogramm pro Hektar auf die Bäume herab oder wird von deren Kronen ausgefiltert. „Das ist mehr als die Pflanzen verbrauchen können“, sagte Meyer. Daher sammelten sich Nährstoffe später im Boden an. Dort, so der Minister, seien zusätzlich Schwefeleinträge gespeichert. „Waldbesitzer tun deshalb sicher gut daran, mit einer an den Standort angemessenen Waldkalkung die Säuren zu kompensieren.“
Während die Belastungen durch Industrie und Verkehr seit Jahren rückläufig seien, steige die Ammoniak-Belastung durch die Landwirtschaft kontinuierlich an. Fast 94 Prozent der Ammoniak-Emissionen stammten aus der Landwirtschaft, Niedersachsen hat mit beinahe einem Viertel den größten Anteil an der nationalen Emissionsmenge.
„Dieses Problem müssen wir durch strengere Auflagen für Tierställe in Niedersachsen in den Griff bekommen“, sagte Meyer. Ansonsten drohten Strafzahlungen aus Brüssel. Abseits des landeseigenen Interesses am Schutz der Wälder verpflichte auch eine EU-Richtlinie zum Einhalten der vorgegebenen nationale Emissionshöchstmengen und zu der Senkung von Luftschadstoffen. In den vergangenen Jahren sei jedoch die 2010 festgelegte Höchstgrenze für Deutschland von 550 Kilotonnen Ammoniak überschritten worden.
Aufgrund der Baumverteilung sei der Süden des Landes stärker betroffen als der Norden, wo es mehr Fichten und Kiefern gebe. Der Anteil von Bäumen aller Arten, die starke Schäden aufweisen, liege mit 1,6 Prozent aber dennoch auf einem ebenso geringen Niveau wie die Absterberate, die mit 0,1 Prozent angegeben wird.
Meyer kündigte zudem an, er wolle den Anteil der Wälder in Niedersachsen trotz der vorhandenen Flächenkonkurrenz – etwa mit der Landwirtschaft – weiter anheben. Aufgrund der guten Verkaufserlöse sei das neben Umwelt- und Klimaaspekten auch wirtschaftlich sinnvoll.Die Untersuchung hat die rund 1,16 Millionen Hektar Staats-, Privat- und Kommunalwald Niedersachsens unter die Lupe genommen, darunter etwa 335.000 Hektar Landeswald. Der jährliche Waldzustandsbericht wird von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt in Göttingen zusammengestellt.