Das Rennen um die neue Windkraft-Fabrik von Siemens ist entschieden: Wie der Elektrokonzern nun mitgeteilt hat, baut er seine erste deutsche Wind-Offshore-Produktionsstätte in Cuxhaven. Damit haben sich die Cuxhavener unter anderem gegen Bremerhaven durchgesetzt. Vertreter aus Bremer und Bremerhavener Politik und Wirtschaftsförderung hatten vergeblich versucht, Siemens von einer Ansiedlung auf dem Areal des geplanten Offshore Terminal Bremerhaven (OTB) zu überzeugen.
Insgesamt 200 Millionen Euro investiert der Konzern nach eigenen Angaben nun in seinen neuen Standort in Cuxhaven. Finanzielle Unterstützung kommt aber auch aus Niedersachsen: Nach Angaben von Wirtschaftsminister Olaf Lies (SPD) beteiligt sich das Land mit einem hohen zweistelligen Millionenbetrag. Die Bauarbeiten direkt an der Hafenkante sollen bereits im Herbst beginnen, ab 2017 dürften in den Hallen die ersten Windturbinen gebaut werden. Nach eigenen Angaben plant Siemens, dafür 1000 neue Arbeitsplätze in der Region zu schaffen.
Cuxhaven sticht Esbjerg und Danzig aus
Im Gegensatz zum OTB, der nach Wunsch der Bremer Regierung zwischen 2018 und 2020 in Bau gehen soll, gibt es die Flächen, die Siemens in Cuxhaven bebauen will, bereits. Vorgesehen war das Gelände für den österreichischen Konzern Strabag, der dort eine Offshore-Fabrik geplant hatte, sich 2013 aber doch gegen den Bau entschied.
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Umso größer ist nun die Freude darüber, dass Siemens sich für den Standort entschieden hat. Der Leiter der Agentur für Wirtschaftsförderung Cuxhaven, Hans-Joachim Stietzel, sieht darin „den wirtschaftlichen Durchbruch für die Offshore Basis Cuxhaven“. Glückwünsche kamen auch aus Hannover: „Das ist ein großartiger Tag für das Land, die Region und vor allem auch für die Stadt Cuxhaven“, sagte Lies. Siemens sei die größte Neuansiedlung in Niedersachsen seit Jahren. Nach Informationen des WESER-KURIER hat Siemens seine Wahl am Ende zwischen Cuxhaven, dem dänischen Esbjerg und dem polnischen Danzig getroffen.
Gegen Bremerhaven hätten sich die Siemens-Manager demnach schon zu einem früheren Zeitpunkt ausgesprochen. Nach Angaben aus dem Konzern hat es in Bremen und Bremerhaven zwar nicht an Bereitschaft gefehlt, die Ansiedlung zu begleiten. „Aber die Dinge haben in Cuxhaven einfach besser zusammengepasst“, sagte ein hoher Siemens-Manager gegenüber dieser Zeitung. Das Hafenumfeld sei dort bereits besser entwickelt.
Positive Effekte für den OTB?

Schutzhelme mit dem Logo der Siemens AG. Siemens plant einen neuen Produktionsstandort für Offshore-Turbinen in Cuxhaven.
Könnte die Entscheidung des Elektrokonzerns nun dazu führen, dass der Bau des OTB doch noch einmal überdacht wird? Die Antwort von Wirtschaftssenator Martin Günthner (SPD) ist eindeutig: „Der Beschluss ist kein Grund, beim OTB zu wackeln.“ Auch in den kürzlich veröffentlichten Gutachten, mit denen der Senat seine Entscheidung für den OTB untermauern wollte, sei nicht von der Annahme ausgegangen worden, dass sich Siemens in Bremerhaven ansiedelt. Für Günthner geht die Seestadt nun vielmehr als „der zweite Gewinner“ aus der Entscheidung hervor. Eine Offshore-Anlage bestehe schließlich nicht nur aus Turbinen, sagte er. Für die Produktion und die Verladung von Komponenten wie Flügel, Gründungselemente oder Türme sei der OTB nach wie vor prädestiniert.
Für Jörg Kastendiek, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft, ist Bremerhaven dagegen „der erste Verlierer“. Die Verzögerungen bei der Planung des OTB hätten wertvolle Zeit gekostet. „Wenn der Baubeginn – wie ursprünglich geplant – schon in diesem Jahr gewesen wäre, hätte sich Siemens vielleicht anders entschieden“, sagte Kastendiek. Den OTB will aber auch er nicht infrage stellen. „Es ist richtig, daran festzuhalten.“ Der Ökonom Rudolf Hickel befürchtet dagegen einen möglichen „Imageschaden“ für den OTB. Die Suche nach weiteren Unternehmen, die sich künftig an dem Schwerlasthafen ansiedeln, werde nun sehr viel schwieriger. „Die Chancen sind mit der Siemens-Entscheidung massiv geschrumpft“, sagte er.