Ausgebrannte "Flaminia" Streit um Containerfrachter

Wilhelmshaven/Buxtehude. Der Umgang mit dem teilweise ausgebrannten Containerfrachter "Flaminia" wird zu einem politischen Streit. In der Politik und bei Umweltschützern gibt es Widerstand gegen ein Abschleppen in den Jade-Weser-Port.
23.08.2012, 16:04 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Wilhelmshaven/Buxtehude. Der Umgang mit dem teilweise ausgebrannten Containerfrachter "Flaminia" wird zu einem politischen Streit. In der Politik und bei Umweltschützern gibt es Widerstand gegen ein Abschleppen in den Jade-Weser-Port Wilhelmshaven.

Noch ist die schwer vom Feuer beschädigte "Flaminia" mit tausenden Containern an Bord weit weg von der deutschen Küste auf hoher See. Der Plan des Havariekommandos sieht vor, das Schiff, das wochenlang auf dem Atlantik brannte, von Schleppern in den Jade-Weser-Port Wilhelmshaven ziehen zu lassen.

Dagegen verstärkte sich am Donnerstag Widerstand aus der Politik. Das Wattenmeer dürfe nicht gefährdet werden. Auch Greenpeace-Sprecher Jörg Feddern hält das nur für die zweitbeste Lösung. Das Schiff sollte lieber, wie im EU-Sicherheitskonzept vorgesehen, in einen Nothafen gebracht werden.

Der Verband aus der fast 290 Meter langen "Flaminia" und zwei Hochseeschleppern bewegte sich nach Angaben der Reederei NSB in Buxtehude am Donnerstag auf britische Hoheitsgewässer zu.

Am Freitag soll etwa 40 Seemeilen südlich der britischen Südwestspitze ein Team aus Gefahrgutexperten, Chemikern und Bergungsexperten an Bord gehen. Gemeinsam mit Experten aus Großbritannien, Frankreich und den Niederlanden wollen sie den Zustand des Schiffes und der Ladung begutachten, bevor der Frachter durch den Ärmelkanal gezogen wird. Anschließend soll die "Flaminia" etwa 12 Seemeilen westlich von Helgoland stoppen, damit Gefahrgutcontainer geborgen und die Ladung gesichert werden kann.

Wirtschaftssenator Martin Günthner bezeichnete es als "nicht akzeptabel", dass sich andere europäische Staaten weigern, der havarierten Flaminia eine geeignete Anlandungsmöglichkeit zu geben.

„Die Internationale Seeschifffahrt kann es sich nicht leisten, dass die Staaten im Schadensfall nach dem St. Floriansprinzip handeln", sagte Günthner. Der Fall zeige, dass dringend eine verlässliche internationale Nothafenplanung benötigt werde. Zuversichtlich stimmte Günthner, dass nun das Havariekommando Cuxhaven das Heft des Handelns in die Hand genommen habe.

Die umweltpolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion in Bremen, Maike Schaefer, forderte Informationen darüber, was sich in den Gefahrgutcontainern befindet und welche Risiken mit der Bergung verbunden sind. "Diese Fakten müssen auf den Tisch, ehe der havarierte Frachter in das einmalige und sensible Naturschutzgebiet Wattenmeer geschleppt wird."

Die Fraktionsvorsitzende der Linken im niedersächsischen Landtag, Kreszentia Flauger, hält es für einen Skandal, dass der Inhalt der Container nicht bekannt sei. "Unsere Gewässer lassen sich nur schützen, wenn man zu jeder Zeit nachvollziehen kann, welche Güter auf einem Frachtschiff unterwegs sind."

Umweltminister Stefan Birkner (FDP) sagte dem NDR, er verlasse sich auf das Urteil der Spezialisten, dass die "Flaminia" schwimmfähig und die Außenhülle intakt sei. Das Havariekommando geht nach Angaben eines Sprechers von maximal 150 Gefahrgutcontainern auf dem Schiff aus. "Wir haben einen Brand und Explosionen gehabt", sagte er. Deswegen müsse von den Experten geklärt werden, welcher Teil der Ladung noch an Bord und welcher Teil verbrannt ist.

Vor fünf Wochen war auf dem Weg von den USA nach Belgien aus ungeklärter Ursache in einem Laderaum der "Flaminia" ein Feuer ausgebrochen. Ein Mitglied der Besatzung starb, ein zweites wird vermisst. Ein Seemann wird in einer Spezialklinik behandelt.

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