Kreshnik B. wird seine zweite Chance bekommen, von der im ersten deutschen Prozess gegen einen mutmaßlichen Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) immer wieder die Rede gewesen ist. Auch wenn es der 20-Jährige dem Staatsschutzsenat am Oberlandesgericht Frankfurt nicht ganz leicht machte. Kreshnik B. ist wegen Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung angeklagt. Die Bundesanwaltschaft hat gestern eine Jugendstrafe von vier Jahren und vier Monaten gefordert, die Verteidigung ein Jahr weniger. Am kommenden Freitag soll das Urteil fallen.
Der Vorsitzende Richter Thomas Sagebiel hat von Prozessbeginn an keinen Zweifel daran gelassen, dass er gewillt ist, im Fall Kreshnik B. Milde walten zu lassen und ihn nach Jugendstrafrecht maximal zu vier Jahren und drei Monaten zu verurteilen. Die Prozessbeteiligten hatten auf einen Deal geeinigt und so den Strafrahmen vorgegeben. Bedingung: Der junge Mann muss umfassend gestehen. Auch das glaubhafte Bekunden seiner Reue wäre hilfreich. Das Problem: Immer wenn Kreshnik B. das Wort ergriffen hat, redete er sich um Kopf und Kragen. Zum Beispiel am sechsten Verhandlungstag. „Ist Kopfabhacken gut?“, fragte der Richter. „Kommt darauf an für welche Sünde“, antwortete Kreshnik B.
Treueeid geschworen
Kreshnik B. ist in Hessen geboren, seine Eltern stammen aus dem Kosovo. Von Juli bis Dezember 2013 hatte er sich in Syrien dem IS angeschlossen, auch einen Treueid auf die Terrororganisation geleistet. Da war er 19 Jahre alt. Er wurde an der Pistole und am Sturmgewehr ausgebildet und hat gekämpft für den IS, wenn auch nur in zweiter Reihe. Schließlich entschloss er sich, nach Deutschland zurückzukehren. Noch am Frankfurter Flughafen wurde Kreshnik B. festgenommen, seitdem sitzt er in Untersuchungshaft. „Was der Angeklagte in Syrien tatsächlich gemacht hat, welche Schuld er auf sich geladen hat, haben wir letztlich nicht klären können“, betonte die Bundesanwaltschaft.
Ganz zum Schluss wandte sich Richter Sagebiel an Kreshnik B. Er habe nun die Gelegenheit für ein letztes Wort. Alle blickten auf den jungen Mann im grauen Kapuzenpullover mit Brille und Vollbart. Doch diesmal sagte er nur: „Nein.“