Der Proporz zwischen Ethnien und Religionen im politischen Machtgefüge wurde dem Irak zum Verhängnis. Im Libanon scheint er die einzige Möglichkeit zu sein, die divergierenden Gegensätze der unterschiedlichen Volksgruppen auszugleichen. Die Aufteilung zwischen Sunniten, Schiiten, Drusen, Orthodoxen und Protestanten entspricht in etwa der demografischen Zusammensetzung des Zedernstaates. In den neun Jahren seit dem letzten Urnengang hat sich trotzdem in dem kleinen Staat am Mittelmeer viel verändert. Die schiitische Hisbollah hat ihren Einfluss weit über den Libanon hinaus ausgedehnt und ist in Syrien, aber auch im Irak aktiv. Mit ihr wächst die Stellung Irans.
Auf der anderen Seite steht die Zukunftspartei von Saad Hariri, der im saudischen Riad seinen Rücktritt als Premier verkündete und ihn danach wieder zurücknahm. Seitdem ist es ruhig geworden um die mysteriöse Affäre. Saudi-Arabien hat sich blamiert, Hariri profitiert davon und dient als Regulativ zwischen den beiden Regionalmächten um die Vorherrschaft im Nahen Osten. Sollte der Proporz tatsächlich den Ausgleich zwischen Iran und Saudi-Arabien bringen, kann es nur recht sein.
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