Kabul. Die rund 1600 Delegierten der «Friedens-Dschirga» in Kabul sollen der afghanischen Regierung an diesem Freitag Wege zu einem Ende des Krieges mit den Taliban aufzeigen.
Der Vizevorsitzende der Dschirga, Keyamuddin Kaschaf, sagte, die 28 Arbeitsgruppen hätten am Donnerstag unter anderem über die Einrichtung eines Ministeriums debattiert, das mögliche Verhandlungen mit den Aufständischen koordinieren soll. Außerdem sei eine Freilassung von Taliban-Gefangenen als «Geste des guten Willens» im Gespräch.
Delegierte berichteten, es sei zudem über eine Generalamnestie für Taliban-Angehörige diskutiert worden. Zum Abschluss der Dschirga am Freitagnachmittag wollen die Delegierten eine Resolution vorlegen, die aber nicht bindend sein wird. Präsident Hamid Karsai will anschließend zu der Ratsversammlung sprechen. Kaschaf sagte, die Delegierten seien sich sicher, dass die Dschirga bei ihrer Aufgabe nicht versagen werde.
Während und nach der Eröffnungsrede Karsais am Mittwoch waren in Kabul mehrere Geschosse detoniert, eines davon nur etwa 150 Meter vom Versammlungszelt entfernt. Drei Taliban-Kämpfer, die sich in einem Haus verschanzt hatten, lieferten sich schwere Gefechte mit Sicherheitskräften. Zwei der Aufständischen wurden erschossen, ein dritter wurde festgenommen. Auch am Donnerstag - dem zweiten Tag der Ratsversammlung - herrschten in der Hauptstadt strengste Sicherheitsvorkehrungen.
Karsai hatte in seiner Eröffnungsrede vor den Delegierten an die Taliban appelliert, die Waffen niederzulegen. Tausende Aufständische seien nicht Feinde Afghanistans, «sondern gewöhnliche Menschen, wie Sie und ich». Gespräche mit dem Terrornetz Al-Kaida schloss Karsai aus. Den Forderungen der Taliban, vor Verhandlungen müssten die ausländischen Truppen Afghanistan verlassen, erteilte der Präsident erneut eine Absage.
Die Delegierten - 21 Prozent davon sind Frauen - berieten am Donnerstag um hinter geschlossenen Türen über Rahmenbedingungen für mögliche Verhandlungen mit den Aufständischen. Karsai hat die Aussöhnung mit den Taliban zur wichtigsten Aufgabe seiner zweiten Amtszeit erklärt und die Versammlung einberufen. Die Taliban lehnen die Dschirga strikt ab. (dpa)
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