Sanktionen gegen Russland Putin finanziert seine Kriegsoperationen über informelle Netzwerke

Seit dem Angriffskrieg gegen die Ukraine wurden zahlreiche Sanktionen gegen Russland verhängt. Sie zeigen zwar Wirkung, dennoch findet Putin Wege, seine Kämpf zu finanzieren, meint Gastautor Karl Wohlmuth.
27.08.2022, 20:32 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Karl Wohlmuth

Sechs Monate nach Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine hat die EU inzwischen ein siebentes Sanktionspaket geschnürt. Doch Wladimir Putin rühmt nach wie vor die Stärke der russischen Wirtschaft. Der Propagandaapparat des Kremls zeichnet ein Bild der Wirtschaftsentwicklung, das durch umfassende Manipulation von Daten zustande kommt – etwa durch Prognosen, die sich auf Daten aus den ersten Kriegstagen beziehen. Das nährt im Westen Zweifel an der Wirksamkeit der Sanktionen. Studien zeigen jedoch, dass Russland überaus wirksamen Sanktionen gegenübersteht.

Russland hat bereits wichtige Positionen auf den internationalen Rohstoffmärkten verloren – vor allem bei Gas, Öl und Kohle. Zudem vergrößert die Importabhängigkeit von westlichen Technologien die Produktionsverluste. Der Exodus von wesentlichen Teilen der russischen Produktionsbasis beschleunigt sich. Mehr als 1000 international operierende Unternehmen haben das Land verlassen. Die Abkoppelung von den internationalen Finanzmärkten führt zu drastischen Veränderungen auf den heimischen Finanzmärkten, da eine lange Dauer des Krieges und eine stabile Sanktionsfront eingepreist werden.

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Putin geht nicht von einem Zerbrechen des westlichen Sanktionssystems aus, sondern nutzt informelle Netzwerke, um seine Kriegsoperationen zu finanzieren. Kurz nach der Annexion der Krim im Jahr 2014 hat er den Sudan als „Schlüssel nach Afrika“ ausgemacht. Dort etablierte er ein Netzwerk des Goldschmuggels.

Die russische „Gruppe Wagner“, verharmlosend als privates Söldner- und Militärunternehmen bezeichnet, ist inzwischen in 23 afrikanischen Ländern aktiv. Sie hat die Funktion, Militärregime zu stabilisieren und lokale Armeen auszurüsten. Als Gegenleistung werden Russland illegale Einnahmen aus dem Schmuggel von hochwertigen Mineralien zugesichert.

Die „Gruppe Wagner“ hat im Sudan ein internationales Netz des Goldschmuggels etabliert; seit dem Putsch vom Oktober 2021 unterstützen die Spitzenmilitärs des Sudan ganz offen dieses „Geschäftsmodell“. Gold im Wert von Milliarden Dollars wird – vorbei an staatlichen sudanesischen Stellen und der Zentralbank – aus dem Land geschmuggelt.

Diese informellen Netzwerke sind für die Finanzierung des Kriegs in der Ukraine und anderer Militäroperationen Russlands enorm wichtig geworden. Goldtransaktionen können durch Sanktionen wesentlich schwerer unterbunden werden. Sanktionen gegen die „Gruppe Wagner“ durch den Westen sind bisher wirkungslos geblieben.

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