Auch 28 Jahre nach der durchaus klugen Entscheidung, dass der Deutsche Bundestag und Teile der Regierung von Bonn nach Berlin umziehen, wird der Beschluss immer wieder von interessierter Seite aus der Hauptstadt infrage gestellt. Als ob Berlin nicht genügend Probleme hätte, die vielen Menschen, die freiwillig dort leben möchten, zu vernünftigen Bedingungen unterzubringen. Tausende zusätzliche Angestellte der Ministerien würden den angespannten Wohnungsmarkt der Hauptstadt nur zusätzlich belasten.
Zumal es gute Gründe gibt, den ersten Dienstsitz einiger Ministerien in Bonn zu belassen. So zum Beispiel haben die Beamten des Landwirtschaftsministeriums andauernd bei der EU-Kommission im nahen Brüssel zu tun. Auch Stäbe der Bundeswehr pendeln mit schöner Regelmäßigkeit von der Hardthöhe ins Brüsseler Nato-Hauptquartier. Außerdem sollte es im Zeitalter des Internets mit Videochats und intelligenten Cloudlösungen unerheblich sein, ob der Dienstsitz eines Ministeriums in Bonn, Berlin, Bautzen, Bochum oder sogar in Bremen liegt. Vom damaligen Hauptstadt-Beschluss haben beide Städte profitiert, dabei sollte es in Zukunft auch bleiben.