Gastkommentar über den Digitalpakt Schule Hardware allein reicht nicht

Der Digitalpakt Schule ist ein guter Ansatz, der allerdings nicht zu Ende gedacht wurde, schreibt unsere Gastautorin Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss.
18.03.2019, 14:13 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von Vanessa-Isabelle Reinwand-Weiss

Der Digitalpakt Schule ist beschlossen, und das war dringend nötig. Für jede Schule ist nun eine technische Grundausstattung möglich. Aber es gibt elementare, noch ungeklärte Schwachstellen in diesem nicht zu Ende gedachten „Digitalpäktchen“: Wer bezahlt die Fort- und Weiterbildung von Lehrkräften für die notwendigen anzupassenden Unterrichtskonzepte? Und wer kann die anzuschaffende digitale Hardware in den Schulen installieren, warten und aktualisieren?

Ohne Konzepte für eine digitale Schul- und Unterrichtsentwicklung, ohne qualifizierende Begleitprogramme für das Lehrpersonal, und ohne Unterstützung der Schulen durch IT-Personal besteht die Gefahr, dass Whiteboards, Tablets und PCs das Lernen und die Lernkultur einer Schule nicht verbessern, sondern nach kurzer Zeit lediglich funktionsuntüchtiger Elektroschrott werden.

Der Prozess der Digitalisierung ist weit mehr als nur eine technische Herausforderung. Als Mitwirkende an einer Fortbildungsinstitution kann ich aus eigener Erfahrung sagen: Schulentwicklung ist erst dann gelungen, wenn alle Lehrkräfte dieses Modell verinnerlicht haben.

Der Rat für Kulturelle Bildung – ein unabhängiges Expertengremium, das sich umfassend mit der Lage und der Qualität kultureller Bildung in Deutschland befasst – beschreibt die Digitalisierung darüber hinaus als kulturellen Prozess. Digitale Medien, verknüpft mit Prinzipien der ästhetischen Bildung, fördern wichtige produktive, sinnliche und Kompetenzen der Selbstwirksamkeit, die Schüler zur Gestaltung einer herausfordernden Zukunft brauchen.

Die Möglichkeit, diese Kompetenzen zu fördern, muss Schule heute aufgreifen und vor allem Strukturen verändern. Die Flexibilisierung von Lernrhythmen, die Auflösung von Fächergrenzen und das selbsttätige Gestalten werden durch den gekonnten Einsatz von digitalen Werkzeugen gefördert. Im besten Fall erschaffen sie damit eine produktive Lernkultur für alle.

Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es Zeit, Möglichkeiten des Experimentierens, den Willen und die Angebote zur Qualifizierung sowie eine personelle Unterstützung von außerhalb. Lehrkräfte benötigen ein ausreichend finanziertes und individuell anpassbares Begleitprogramm, das es jeder Schule ermöglicht, ihre jeweils eigene Schulkultur zu entwickeln. Bei Veränderungsprozessen darf das Personal schließlich nicht vergessen werden. Digitale Endgeräte können ein wichtiger Baustein in einer neuen Schulkultur sein, aber niemals der Motor!

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Zur Person

Unsere Gastautorin

ist Mitglied im Rat für Kulturelle Bildung und Direktorin der Bundesakademie für Kulturelle Bildung Wolfenbüttel.

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