Wien. Jugendliche in Europa sind unabhängig von ihrer Religion zur Gewalt bereit. Ihr aggressives Verhalten steht aber in engem Zusammenhang mit sozialer Ausgrenzung.
Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), die am Mittwoch in Wien vorgestellt wurde. An der Studie hatten 3000 muslimische und nicht-muslimische Jugendliche zwischen 12 und 18 Jahren in Frankreich, Spanien sowie Großbritannien und Nordirland teilgenommen. Demnach laufen Jugendliche vor allem dann Gefahr, gewalttätig zu werden, wenn sie selbst Opfer von Diskriminierung oder Gewalt geworden sind.
«Muslimische Jugendliche berichteten jedoch bei unserer Erhebung, dass sie häufiger diskriminiert und sozial ausgegrenzt wurden als nicht-muslimische», sagte FRA-Direktor Morten Kjaerum. Hierbei fiel auf, dass junge Menschen mit muslimischen Hintergrund in Frankreich und Spanien viel öfter Opfer von ungerechter Behandlung oder Schikanen geworden waren, als im Vereinigten Königreich.
Die Bereitschaft zu emotionaler Gewalt - darunter Hänseln oder Mobbing - war bei Jugendlichen höher, die sich aufgrund ihres kulturellen oder religiösen Hintergrunds oder ihrer Hautfarbe und Sprache sozial ausgegrenzt fühlen. «Wenn man die Ursachen von Gewalt angehen möchte, ist es wichtig, dafür zu sorgen, dass Kinder nicht Gewalt oder Diskriminierung ausgesetzt werden», betonte Kjaerum.
Die Studie konzentrierte sich auf drei EU-Mitgliedstaaten, in denen es Terroranschläge mit radikalislamischem Hintergrund oder städtische Unruhen unter jugendlichen Einwanderern gegeben hat.
Die Erhebung ergab, dass etwa jeder fünfte Jugendliche der Auffassung ist, dass Gewalt dann gerechtfertigt ist, wenn seine Religion beleidigt wird. Im Durchschnitt stimmten Muslime dieser Aussage eher zu als Nicht-Muslime - was aber nicht bedeute, dass die Jugendlichen tatsächlich gewalttätig werden, heißt es. (dpa)
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