Schon wieder ein brutaler Terroranschlag mit islamistischem Hintergrund. Wieder ging ein junger Mann mit einem großen Messer auf seine Opfer los, „Allahu Akbar“ brüllend. Und erneut ist eine solche Gräueltat in Frankreich passiert, zum dritten Mal in nur wenigen Wochen. Diesmal war Nizza der Tatort – die Stadt, in der ein Mann 2016 am französischen Nationalfeiertag, dem 14. Juli, mit einem Lastwagen über die Strandpromenade raste. Er töte 86 Menschen, darunter auch Familien, Kinder und Jugendliche, und verletzte 486.
Die Angst vor unvorhersehbaren Terror-Morden ist zurück in Frankreich, wo seit 2015 insgesamt 270 Menschen bei islamistisch motivierten Anschlägen ermordet worden sind. Gerade erst hatte Präsident Emmanuel Macron bei der Trauerfeier für den enthaupteten Lehrer Samuel Paty, der im Unterricht Mohammed-Karikaturen gezeigt hatte, zu Recht versichert, man werde nicht zurückweichen. Frankreich werde nicht seine zentralen Werte wie die der Meinungsfreiheit und der Laizität verleugnen, der Trennung von Staat und Religion.
Ebenfalls zu Recht verteidigten ihn europäische Staats- und Regierungschefs gegen die Kritik aus arabischen Ländern, wo es Proteste und Boykott-Aufrufe für französische Produkte gab. Und sie verteidigten Macron auch und gegen die harschen Beleidigungen des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, der den Kampf gegen blindwütigen Islamismus und das unbedingte Einstehen für das Recht auf Meinungsfreiheit mit einem „Kreuzzug gegen die Muslime“ verwechselte. Doch die Kontroverse scheint neue Mörder auf den Plan gerufen zu haben. Das schürt ein Klima der Angst.
Totale Erschütterung
Die erste Reaktion auf die jüngsten Morde kann nur totale Erschütterung sein. Und die zweite? Was tun gegen die haltlose Gewalt dieser meist seit Jahren im Land lebenden oder dort aufgewachsenen jungen Männer, deren Radikalisierung den Behörden entgangen war? Gerade erst verschärfte der Staat sein Arsenal an Maßnahmen zur Bekämpfung des Islamismus und der Radikalisierung im Internet.
Er muss diesen Weg weitergehen, darf Hassbotschaften und eine extremistische Auslegung einer Religion nicht zulassen, in deren Namen Extremisten töten. Und beginnen muss dies bei der Erziehung zur Toleranz in der Schule – auch und gerade mit Blick auf Samuel Paty, der eben dies vormachte und so bitter dafür bezahlte.
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