In Syrien hat Moskau die Regie übernommen, weist Ankara in die Schranken und dürfte damit eine neue Eskalation der Gewalt verhindern. Ob US-Präsident Donald Trump mit dem überraschenden Abzug der US-Truppen die verbündeten Kurden aus geostrategischen Gründen fallen ließ oder weil ihn der türkische Autokrat Recep Tayyip Erdogan unter Druck setzte, spielt inzwischen keine Rolle mehr. Nach tagelangem Schweigen hat der Kreml klar gemacht, dass er ein Machtvakuum in der Region ebenso wenig dulden wird wie eine Invasion der quasi-autonomen Kurdenregion durch die Türkei, die Erdogan seit Tagen ankündigt.
Russland hat wie der Iran und das Assad-Regime kein Interesse daran, dass Ankara seinen Einfluss in Syrien weiter ausdehnt. Deshalb wurden offenbar Absprachen getroffen, um Erdogans Invasionspläne zu stoppen. Wie es aussieht, müssen die Kurden nun zwar ihren Traum eines unabhängigen Teilstaats begraben, aber sie erhalten im Gegenzug Schutz gegen die türkische Aggression.
Russland, das den syrischen Luftraum ab sofort konkurrenzlos beherrscht, hat Ankara unzweideutig vor einem Angriff gewarnt, und syrische Regimetruppen sind in die von einem kurdisch-arabischen Bündnis beherrschte Stadt Manbidsch eingerückt, die Erdogan zuerst attackieren wollte. Das sind gute Nachrichten, denn damit dürften neues Blutvergießen, ethnische Säuberungen und ein weiterer Exodus der Christen abgewendet werden.