Die Reise von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier nach Kolumbien lenkt den Blick auf ein Land, das bei den Umwälzungen des vergangenen Jahres in Lateinamerika aus dem Fokus gefallen ist. Dabei spielt sich in dem südamerikanischen Land eine leise Tragödie ab. Das weltweit gefeierte Friedensabkommen mit der Farc-Guerilla vor mehr als zwei Jahren hat Kolumbien weder Frieden noch Ruhe gebracht. Die Umsetzung des Vertrags hinkt den Beschlüssen hinterher, und Menschen, die ihr geraubtes Land zurückfordern, werden bedroht und ermordet.
Seit Unterzeichnung des Abkommens wird alle vier Tage ein Aktivist ermordet. Und der Staat unter dem noch relativ neuen Präsidenten Iván Duque schaut weg. Der Staatschef ist ohnehin kein Freund des Friedensabkommens. Hier kann der Besuch des Bundespräsidenten ansetzen. Steinmeier hat genau vor zwei Jahren auf seiner letzten großen Reise als Außenminister Kolumbien besucht und damals das Abkommen als Meilenstein gefeiert. Er sollte Duque daran erinnern, dass sein Land nur im Frieden den ersehnten Sprung in Fortschritt, Wohlstand und Stabilität schafft. Und nicht im Krieg.