Tarmstedt. Laden leicht gemacht, und vor allem fix: Die erste Schnellladesäule nach dem CCS-Standard für Elektroautos im Landkreis Rotenburg ging gestern in Tarmstedt in Betrieb. Das 60 000-Euro-Gerät sei sogar das erste seiner Art im Elbe-Weser-Dreieck, sagen Wolf und Peter Warncke, auf deren Betriebsgelände die Stromtankstelle steht. Vergleichbar leistungsfähige Stromtankstellen gibt es lediglich in Bremen, Oldenburg, Emden und Leer. Und mit Ausnahme von Bruchhausen-Vilsen im hiesigen ländlichen Raum überhaupt nicht. Doch die beiden Geschäftsführer des gleichnamigen VW-Autohauses würden auf dieses Alleinstellungsmerkmal liebend gerne verzichten, sie hoffen, dass sie ganz schnell viele Nachahmer finden. „Alle 80 Kilometer müsste eine solche Schnellladestation stehen“, sagt Wolf Warncke. Dann würden viele Menschen ihre Reichweitenangst verlieren und Elektroautos kaufen. Die seien leise und führen emmissionsfrei, wenn sie mit Ökostrom „betankt“ würden.
Genau das ist in Tarmstedt der Fall. Jedenfalls hat das der Energieversorger EWE, Kooperationspartner von Warncke, drauf geschrieben auf den blau-grünen Kasten. Doch nicht nur die Belieferung mit Ökostrom garantiert EWE, sondern auch einen Notdienst rund um die Uhr. „Sollte mal etwas nicht funktionieren, können unsere Leute den Fehler von der Zentrale aus beheben“, sagt EWE-Mann Rolf Wellbrock.
Strom vorerst kostenlos
Der Strombezug aus der neuen CCS-Ladesäule ist einstweilen kostenlos für die Elektroautofahrer. Der für die Tarmstedter Ausstellung eingestellte Messe-Modus werde mindestens bis zum Jahresende beibehalten. Voraussichtlich 2017 werde EWE sein Abrechnungssystem aber so weit haben, dass die Nutzer zur Kasse gebeten werden. Aber selbst wenn der Strom bezahlt werden müsste, sei das E-Auto-Fahren immer noch billiger als die Benutzung konventioneller Autos, sagt Wellbrock und rechnet vor: „Bei einem Verbrauch von 15 Kilowattstunden zu je 30 Cent auf hundert Kilometer ergeben sich 4,50 Euro. Das ist deutlich günstiger als Diesel oder Benzin.“
Schnellladen bedeutet, dass ein leer gefahrener Akku eines VW E-Golf oder BMW i3 in 20 Minuten zu 80 Prozent aufgeladen wird. Das ist deutlich schneller als das Laden an der heimischen Steckdose, das schon mal zehn Stunden dauern kann. Und an normalen öffentlichen Ladestationen können zwischen vier und sechs Stunden vergehen, bis der Akku eines VW oder BMW wieder voll ist.
Dass der Bund für die Tarmstedter Ladesäule 24 000 Euro dazugibt aus einem Förderprogramm, das eigentlich auf Metropolen zugeschnitten ist, erklärt Wellbrock so: „In Tarmstedt und umzu laufen allein sechs E-Golf in einem Carsharing-Projekt.“ Tatsächlich sei die Schnellladestation hoch willkommen, sagt Claus Wahlers aus Bülstedt, einer der E-Auto-Teiler: „Damit sind die Autos nun viel schneller wieder einsetzbar.“
Die 9000 Euro, die die Samtgemeinde Tarmstedt und fünf der acht Mitgliedsgemeinden für den Betrieb zuschießen, sind für Samtgemeindebürgermeister Frank Holle „gut angelegt“. Es gelte schließlich, die moderne Antriebstechnik im Sinne des Klimaschutzes voran zu bringen. „Und wenn sich ein Unternehmen so ins Zeug legt und solch eine Anlage nach Tarmstedt holt, wollen wir das gerne unterstützen. Je mehr Schnellladestationen es gibt, desto mehr E-Autos kommen auf die Straßen.“ Bürgermeister Wolf Vogel sprach zwar von „Tarmstedts teuerster Steckdose“, äußerte aber den Wunsch, alsbald mal eine Probefahrt mit einem Elektroauto zu machen.