Bremen. Es existieren nach wie vor Berufe im Handwerk oder auf dem Bau, die als Traumberufe gelten. Obwohl die Anzahl der Bewerber insgesamt abnimmt und viele Ausbildungsstellen unbesetzt bleiben, erfreuen sich bestimmte Berufe einer steigenden Beliebtheit. Die Dachdecker üben einen dieser Jobs aus, die Jugendlichen verstärkt auf dem Radar haben.
Laut dem Zentralverband des Deutschen Dachdeckerhandwerks (ZVDH) haben sich im Jahr 2022 rund 1000 zusätzliche junge Menschen für eine Ausbildung zum Dachdecker oder zur Dachdeckerin entschieden, im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist ein erfreulicher Anstieg und zeigt das wachsende Interesse an diesem Handwerksberuf.
Seit 2018 verzeichnet das erste Lehrjahr einen kontinuierlichen Anstieg an Auszubildenden, der nun bereits zum fünften Mal in Folge zu beobachten ist. Über alle Lehrjahre hinweg waren mit Stand vom Februar 2022 bundesweit insgesamt 8734 Auszubildende beschäftigt – auch dieser Wert lag deutlich über der Vorjahreszahl von 7715 Azubis. „Das ist ein deutlicher Anstieg von über 13 Prozent“, sagte Rolf Fuhrmann, stellvertretender ZVDH-Hauptgeschäftsführer. „Damit konnten wir die Zuwachsrate nochmals steigern, denn diese lag im Vorjahr bei rund sieben Prozent.“
Und das sind noch nicht alle positiven Nachrichten: Weibliche Azubis entscheiden sich derzeit ebenfalls häufiger als in der Vergangenheit für eine Lehre in dem Handwerksberuf. „Aktuell bilden wir 212 junge Frauen im Dachdeckerhandwerk aus, im Vorjahr waren es 166, und davor 147“, sagt Fuhrmann. „Auch wenn die Frauenquote insgesamt mit 2,4 Prozent noch sehr niedrig ist, sehen wir doch ein zunehmendes Interesse.“
Das Berufsbild des Dachdeckers ist mit einer langen Tradition behaftet. Der Zentralverband richtet den Blick für die kommenden Generationen in die Zukunft und setzt sich dafür ein, die Beschäftigten für die Klimawende fit zu machen. Laut Fuhrmann seien bereits mehr als 1000 Dachdecker zum ZVDH-zertifizierten PV-Manager im Dachdeckerhandwerk geschult worden – bis Ende 2023 sollen es über 2000 sein.
Klassische Handwerksberufe wie der des Dachdeckers sind vor allem sinnstiftend, denn sie sind dafür verantwortlich, dass Gebäude vor äußeren Einflüssen wie Sturm, Regen und Kälte geschützt sind. Zudem werden die Fachkräfte üblicherweise gut bezahlt. Während der Ausbildung erhalten angehende Dachdecker, die nach Tarif bezahlt werden, im ersten Lehrjahr aktuell 820 Euro brutto monatlich, im zweiten 990 Euro und im dritten 1260 Euro. Im Oktober steigt der Lohn auf 860 Euro, 1040 Euro und 1320 Euro.
Um als Dachdecker überhaupt arbeiten zu können, sollten Bewerber einige Voraussetzungen mitbringen: Eine schnelle Auffassungsgabe, handwerkliches Geschick, Ausdauer und körperliche Fitness sind unerlässlich. Darüber hinaus müssen sie schwindelfrei sein, um auch auf dem Dach sicher dem Job nachgehen zu können.
Auszubildende im Bereich Dachdeckerhandwerk erwerben während der Lehrphase umfangreiche Fähigkeiten, wie beispielsweise das Verlegen von Dachziegeln, das Ausbessern von Dachpfannen, das Einsetzen von Dachfenstern sowie das Montieren von Regenrinnen. Es gibt viele spannende Aufgaben und Herausforderungen, die es zu meistern gilt.
Nach Beendigung ihrer Ausbildung haben Dachdecker die Möglichkeit, als Geselle in verschiedenen Firmen tätig zu sein und sich durch Fortbildungen in fachlicher oder betriebswirtschaftlicher Hinsicht weiter zu qualifizieren. Für ambitionierte Menschen besteht die Option, den Meisterbrief anzustreben, um damit ein Studium zu absolvieren. Für Führungskräfte mit einem Manager-Abschluss kommt unter anderem die Leitung eines Betriebs infrage.
Bremen rückt bezüglich des Dachdeckens in diesem Jahr in besonderer Weise in den Fokus: Am 8. September findet der diesjährige Landesverbandstag des Dachdeckerhandwerks Niedersachsen-Bremen in der Hansestadt statt.