Bremen. Viele Kosmetik- und Körperpflegeprodukte enthalten hormonähnliche Stoffe. Dies hat der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) in einer Studie herausgefunden. Bei Tests mit Tieren haben diese Stoffe zu hormonellen Störungen, Verhaltensauffälligkeiten, Unfruchtbarkeit oder Krebs geführt. Ihre Wirkung auf den Menschen ist noch nicht nachgewiesen. Wer dennoch keine Produkte mit solchen Stoffen verwenden will, sich aber mit den sperrigen Bezeichnungen auf den Verpackungen nicht auskennt, dem hilft die App ToxFox vom BUND.
Damit lassen sich Produkte auf 16 Chemikalien testen, die bei Tieren zu Auffälligkeiten geführt haben. Die Installation der App ist einfach. Der Test funktioniert über das Einscannen des Produkt-Strichcodes. Dafür greift die App nach vorheriger Erlaubnisanfrage auf die Kamera-Funktion des Handys zu. Sofort zeigt die App an, ob das Produkt hormonelle Stoffe enthält (rotes Ausrufezeichen) oder nicht (grüner Haken). Die dritte Option: Es liegen keine Informationen zu dem Produkt vor.
Ein Test in einer Bremer Drogerie mit etwa 50 Produkten, von günstig bis teuer, ergab: Zu fast allen Artikeln liegen Infos vor. Die meisten Produkte sind frei von den 16 Chemikalien. Wer allerdings das Regal mit den Anti-Falten-Cremes ansteuert, erhält oft ein rotes Zeichen auf dem Handy. Besonders bei teuren Töpfchen von bekannten Marken, die mit einer Anti-Aging-Formel werben. So enthält die Gute-Nacht-Creme von Nivea laut der App den Konservierungsstoff Methylparaben. Laut BUND ist das die Chemikalie, die am häufigsten in Kosmetika eingesetzt wird. Der Konservierungsstoff ist in der EU-Kosmetikverordnung zugelassen, so wie alle anderen 15 Stoffe. Tierversuche haben aber gezeigt, dass Parabene sich auf das Hormonsystem auswirken.
Fazit: Der Nutzen der App ist hoch. Ein Nachteil: Strichcodes befinden sich oft auf der Verpackung. Wer den Test zu Hause machen will und den Pappkarton schon entsorgt hat, muss in ein Geschäft gehen. Punktabzug gibt es für die Bedienung, weil Nutzern zusätzlich zum Kosmetik-Test eine Funktion angeboten wird, mit der sie Hersteller zu Schadstoffen anfragen können. Die ist aber für Spielwaren gedacht, was nicht gleich klar wird. Kosmetik fällt nicht unter die EU-Chemikalienverordnung, wonach Hersteller Auskunft über Schadstoffe geben müssen.