Bremen. Der Zeitpunkt war bedacht gewählt: Pünktlich um den 100. Jahrestag des Ende des Ersten Weltkriegs veröffentlichte Bandai Namco mit „11-11: Memories Retold“ ein narratives Abenteuer, das an eben jenes Ereignis erinnern soll.
Das Team dafür ist namhaft besetzt: Mit Elijah Wood („Der Herr der Ringe“) und Sebastian Koch („Das Leben der Anderen“) sprechen zwei Schauspielgrößen die beiden Protagonisten des Spiels. Mit den Aardman Studios („Chicken Run“) und Digixart um Gründer Yoan Fanise waren nicht minder erfahrene Köpfe an der Entwicklung von 11-11 beteiligt. Fanise wirkte „Valiant Hearts: The Great War“ mit, das sich in ähnlicher mit dem Ersten Weltkrieg befasste.
Vorweg: 11-11 ist kein Shooter. Es erzählt die Geschichte zweier Soldaten auf sehr persönlicher Ebene. Beide werden sich schon bald im Schlachtfeld gegenüberstehen und kennenlernen. Für beide spielen Waffen oder Feindbilder eine untergeordnete Rolle. Harry (Elijah Wood) ist Fotograf aus Kanada. Um seiner Geliebten zu imponieren, meldet er sich blauäugig und dokumentiert das Leben an der Front in Frankreich. Kurt (Sebastian Koch) dagegen gibt seine Arbeit bei den Zeppelin-Werken in der Hoffnung auf, seinen vermissten Sohn im Schlachtfeld wiederzufinden. Kaum im Kriegsgeschehen, erfährt er, dass seine kleine Tochter schwer erkrankt – doch ein Zurück gibt es nicht mehr.
Eine Charakterbindung aufbauen und Emotionalität vermitteln, genau daran scheitert das Spiel zu Beginn jedoch. Dazu trägt der impressionistische Grafikstil seinen Teil bei. In seinen starken Momenten erzeugt 11-11 durchaus eine Intensität, wie sie auch ein Werk van Goghs auslösen könnte. Etwa wenn Kurt die Gräber nach den Namen seines Sohnes absucht oder durch die Mohnfelder zieht. Figuren und Details verwaschen allerdings oft bis zur Erkenntlichkeit. Die beklemmende Enge in den Tunneln von Vimy, die Hektik und Dramatik der Kämpfe gehen in dieser Atmosphäre verloren. Hinzu kommen Ungenauigkeiten bei der Vertonung.
Auch in den Charakteren selbst lassen die Macher Potenzial liegen. Der zuhause gefeierte Kriegsfotograf, der in Todesangst an der Front bemerkt, in seiner Naivität vielleicht den größten Fehler seines Lebens begangen zu haben. Der Vater, der auf der wahnhaften Suche nach seinem Sohn alles aufs Spiel setzt. Der Frust, die Trauer, das Heimweh oder der Übermut der Kameraden – all das hätte mit mehr Schärfe abseits der Zwischensequenzen in Nebendialogen ausgearbeitet werden können. Zumal die spielerischen Elemente erst ab dem zweiten Kapitel allmählich zulegen. Dann steigert sich 11-11 auch in seiner Dramaturgie, doch zu diesem Punkt muss der Spieler erst einmal kommen.
Weitere Informationen
Bewertung:
Story: 4/7
Grafik: 4/7
Ton: 3/7
Steuerung: 3/7
Jetzt sichern: Wir schenken Ihnen 1 Monat WK+!