Online-Marktplatz Neue Ebay-Regeln sorgen für Kundenfrust

Im Laufe des Jahres will der Online-Marktplatz Ebay eine neue Zahlungsabwicklung einführen und nebenbei die eigene Provision erhöhen. Der Verbraucherschutz sieht das kritisch.
01.04.2021, 05:00 Uhr
Lesedauer: 3 Min
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Neue Ebay-Regeln sorgen für Kundenfrust
Von Tobias Hensel

Das Internet-Auktionshaus Ebay ändert seine Zahlungsmodalitäten, dieser Vorgang sorgt für Unruhe. Wie das Unternehmen mitteilt, möchte es zukünftig die Kontrolle über die Zahlungsabwicklung haben und erhöht darüber hinaus die Provision. Bislang behält Ebay zehn Prozent des reinen Kaufpreises für sich ein.

Zukünftig wird die Provision aber auch auf die Versandkostenpauschale umgelegt. Diese kann von den Verkäufern bis zu bestimmten Obergrenzen unabhängig gewählt werden. Händler haben hier also noch eine Gewinnmarge. Das soll sich nun ändern: Ebay plant, die zehnprozentige Provision zukünftig auf die gesamte Summe von Kaufpreis und allen weiteren Gebühren zu erheben. Bereits im Jahr 2015 hatte Ebay ein ähnliches Modell dafür eingeführt, dieses wurde aber ein Jahr später wieder zurückgenommen.

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Bislang kann nach erfolgreicher Auktion zwischen Händler und Käufer ausgemacht werden, wie bezahlt wird. Ob per Banküberweisung, den Zahlungsdienstleister Paypal oder – wenn die Ware ohnehin direkt abgeholt wird – auch bar vor Ort. Im Grunde ist alles möglich, solange sich Käufer und Verkäufer einig werden. Zukünftig müssen Käufer und Verkäufer ihre Bankdaten bei Ebay hinterlegen. Ob Kreditkarte oder Lastschriftverfahren vom Girokonto, am Weg über Ebay wird zukünftig kein Weg mehr vorbeiführen.

Ebay teilt hierzu mit: „Käufer verlangen zunehmend elektronische Zahlungsmethoden, die die meisten privaten Verkäuferinnen und Verkäufer von sich aus nicht anbieten können.“ Die neue Zahlungsabwicklung wird dann auch so weit gefasst sein, dass Zahlungen auch über Apple Pay und Google Pay möglich sind. Auch Paypal, der Zahlungsabwickler, der einst von Ebay gekauft und dann verkauft wurde, wird in das System integriert.

In Internetforen ist unterdessen von unzufriedenen Nutzern der Plattform zu lesen, die über diesen Eingriff in die Autonomie der Nutzer nicht glücklich sind. Zum einen stößt bei den Händlern die neue Provisionsregel auf Kritik. Zum anderen wird die neue Zahlungsabwicklung beklagt.

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Auch Mathias Hufländer von der Verbraucherzentrale Bremen betrachtet den Vorgang mit Sorge, Anfragen zu dem „Bezahl-Problem“ seien jedoch noch eingegangen. Hufländer vermutet, dass dies aller Wahrscheinlichkeit nach an dem Zeitplan liegt, den Ebay vorgegeben hat, um die Neuerung einzuführen – nämlich schrittweise bis Ende dieses Jahres. „Vermutlich werden sich ab dem Sommer die Anfragen häufen“, betont der Verbraucherexperte.

Ebay will seine Online-Plattform sicherer machen, will etwa Transaktionswege besser verfolgen können. Von Unternehmensseite heißt es dazu: „Mit seiner Zahlungsabwicklung bietet der Online-Marktplatz privaten Verkäuferinnen und Verkäufern nun eine einfache, einheitliche Nutzungserfahrung und optimiert die Abläufe mit der Schaffung eines zentralen Orts, an dem sie verkauft und bezahlt werden.“

Hufländer beobachtet die Entwicklung kritisch: „Warum haben sie dann damals Paypal verkauft? Es scheint, als werde nun ein zweites Paypal geschaffen.“

Der Zahlungsabwickler Paypal wurde im Jahr 2002 in den Ebay-Konzern integriert, ermöglichte damals die umgehende Transaktion kleinerer Geldbeträge und sicherte gleichzeitig Käufer und Verkäufer vor Betrug ab. Dieses Treuhändersystem funktioniert bis heute erfolgreich, wurde aber im Jahr 2015 von Ebay abgespalten und an die Börse gebracht. „Am Ende erfolgt eine Abstimmung mit den Füßen. Ob sich Ebay mit der Entscheidung einen Gefallen getan hat, wird die Zeit zeigen“, sagt Hufländer. Bereits das Portal Ebay-Kleinanzeigen, das seit 2009 zum Marktführer in Deutschland und laut der Arbeitsgemeinschaft Online Forschung (Agof) zum reichweitenstärksten Online-Angebot gewachsen ist, hat zu einer Verlagerung des Auktionssystems geführt. Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass Ebay das Kleinanzeigen-Portal für 9,2 Milliarden US-Dollar an den norwegischen Internetkonzern Adevinta verkauft hat.

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