Mit Apps oder tragbaren Überwachungsgeräten buhlen Nike, Adidas & Co. um Kunden Joggen unter Aufsicht

Frankfurt/Main. Der Kampf um sportbegeisterte Kunden hat eine neue Dimension erreicht. Längst reicht es für Sportartikelhersteller nicht mehr aus, nur hippe Schuhe, Shirts oder Hosen zu entwerfen.
27.09.2015, 00:00 Uhr
Lesedauer: 2 Min
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Von SIMONE HETT

Der Kampf um sportbegeisterte Kunden hat eine neue Dimension erreicht. Längst reicht es für Sportartikelhersteller nicht mehr aus, nur hippe Schuhe, Shirts oder Hosen zu entwerfen. Die Digitalisierung ist auch in der Fitnesswelt in vollem Gange.

Online-Sportstudios locken mit Work-Outs im heimischen Wohnzimmer, Fitness-Apps finden Zugang auf immer mehr Handys, und tragbare Messgeräte zur Fitnessüberwachung können inzwischen weit mehr als nur den Herzschlag messen. Sportkonzerne und Technologieunternehmen wittern gleichermaßen das große Geschäft.

„Fitnessinhalte per Smartphone, Tablet oder Smart TV abzurufen, ist mittlerweile für viele Verbraucher selbstverständlich“, sagt Karsten Hollasch, Partner beim Marktforschungsinstitut Deloitte. Auf der Beliebtheitsskala rangierten Fitness-Apps weit oben, und auch der Markt für tragbare Messgeräte wachse.

Der Verkauf dieser sogenannten Wearables, wie Armbänder oder Uhren, die zurückgelegte Distanzen messen oder Kalorien zählen, wird rasant steigen, ist auch das Marktforschungsinstitut IDC überzeugt: Von 29 Millionen Stück im Vorjahr auf voraussichtlich 76 Millionen in diesem Jahr. 2019 könnten dann weltweit sogar mehr als 173 Millionen dieser Gadgets abgesetzt werden, schätzen die Experten. „Die große Vielfalt der Produkte zeigt, dass der Markt inzwischen eine gewisse Reife erreicht hat“, sagt Ben Arnold, Analyst des Marktforschers NPD Group.

Als weltweit führend bei den Wearables gilt derzeit das US-Unternehmen Fitbit, das im Juni an die Börse gegangen ist. Doch die Konkurrenz ist rührig, vor allem dem Technologiekonzern Apple, der im Frühjahr den viel beachteten Marktstart seiner Apple-Watch zelebriert hat, trauen Experten noch viel zu.

Auch Sportkonzerne mischen bei dieser Entwicklung mit, Branchenführer Nike sogar schon recht lange. Das US-Unternehmen hat seit 2012 mit dem „Fuelband“ ein eigenes Fitnessarmband am Start und davon bereits über 30 Millionen Stück verkauft. Inzwischen konzentriert sich der Konzern aber stärker auf die Entwicklung von Software, über die er sich mit seinen Kunden besser vernetzen kann. Gemeinsame Sache macht Nike dabei mit Partnern aus der Technologiebranche, insbesondere mit Apple, auf dessen Uhr die Lauf-App Nike+ installiert werden kann.

„Die digitalen Erfahrungen werden immer stärker auch die Entwicklung unserer Produkte bestimmen“, sagt Nike-Chef Mark Parker. Um die tragbaren Messgeräte herum sind sowohl bei Nike als auch bei der Konkurrenz ganze Fitness-Plattformen entstanden, auf denen sich die Nutzer austauschen können, ihre Trainingsfortschritte sehen, sich Ernährungstipps oder Anregungen für das nächste Workout holen.

Experten wie Sam Poser, Analyst beim Finanzdienstleister Sterne Agee, sehen in der digitalen Aufrüstung der Sportartikler ein Mittel zum Zweck: Es gehe darum, die Marke zu stärken, Kunden zu binden und letztendlich darum, mehr Sportartikel zu verkaufen.

Das weiß auch Nike-Konkurrent Adidas, der mit seinem Fitnesssystem MiCoach am Start ist. „Wir müssen sowohl die Kaufgewohnheiten und den Fitnesszustand der Konsumenten kennen als auch ihre Motivation für den Sport, ihre Ziele, Orte, an denen sie sportlich aktiv sind, und ihren Lebensstil verstehen“, beschreibt Adidas seine Strategie. Anfang August übernahm Adidas Runtastic, einen Anbieter von Fitness- und Gesundheitsapps, an dem die Franken bislang nur beteiligt waren. Die 70 Millionen registrierten Nutzer sind ein wahrer Schatz an Kundendaten, für den Adidas 220 Millionen Euro hinblätterte.

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