Tipps zur Datenrettung Wenn das Handy in der Toilette landet

Wenn das Handy oder die Festplatte nicht mehr funktioniert, ist die Not groß. Oft sind die Daten jedoch nicht für immer verloren. Tipps für eine erfolgreiche Datenrettung und -sicherung.
01.08.2018, 18:30 Uhr
Lesedauer: 4 Min
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Wenn das Handy in der Toilette landet
Von Patrick Reichelt

Die ersten Babyfotos, die Abschlussarbeit oder Telefonnummern – heutzutage speichern wir viele wichtige Daten digital auf einer Festplatte, dem Smartphone oder einem Speicherstick. Umso ärgerlicher ist es, wenn die Daten verloren gehen. Und das passiert schneller als man denkt, etwa wenn einem die externe Festplatte aus den Händen gleitet, das Handy ins Wasser fällt oder man einfach nur aus Versehen die falschen Dateien löscht. Doch bei vielen Datenträgern besteht auch dann noch Hoffnung.

Spezielle Programme für Windows wie etwa “Recuva” oder “PhotoRec” können helfen, gelöschte Dateien auf den gängigen Speichermedien wiederherzustellen. Dafür durchsucht die Software das jeweilige Medium nach den verloren geglaubten Dateien und holt diese zurück. Doch das klappt nicht immer: Ist zwischen dem Löschvorgang und dem Rettungsversuch zu viel Zeit vergangen, kann es sein, dass die Daten bereits überschrieben wurden und so unwiederbringlich gelöscht sind. Sobald man etwa seine Urlaubsfotos versehentlich gelöscht hat, sollte man daher das Speichermedium nicht mehr benutzten, bis eine Rettung unternommen wurde.

Wiederherstellung klappt nicht immer

Die Wiederherstellung klappt nur bei dem unachtsamen Löschen der Dateien. Ist etwa die Festplatte nach einem Brand oder durch Wasser physisch beschädigt worden, gibt es oft nur noch eine Möglichkeit an seine Daten zu kommen: Eine Firma für die professionelle Datenrettung beauftragen. Und das kann teuer werden.

Im Internet tummeln sich nämlich viele Firmen, die mit unseriösen Angeboten und versteckten Kosten auf Kundenfang gehen. Viele Webseiten dienen nur als Vermittler und senden die Geräte zu einem Labor ins Ausland – was zusätzlich Zeit und Geld kostet. Gerade unter den ersten Suchergebnissen bei Google befinden sich oft schwarze Schafe. Auf der Homepage der jeweiligen Firma sollte man daher immer einen Blick in das Impressum werfen. Ist die Firma im Ausland gemeldet und gibt keine Umsatzsteuer-ID an, ist Vorsicht geboten.

Jan Bindig ist Geschäftsführer bei Datarecovery in Leipzig. Seine Firma war bereits für namhafte Kunden aus der Auto- und Versicherungsbranche tätig. Neben Firmen melden sich auch viele Privatpersonen. „Das reicht vom Studenten bis zum Lehrer“, sagt Bindig. Die Leute kommen zu ihm, wenn etwa die Festplatte nur noch knarzende Geräusche macht oder der USB-Stick nicht mehr funktioniert. Auch kuriose Fälle, wo Handys in der Toilette landeten, hatte Bindig schon. Viele ältere Smartphones sind nämlich nicht wasserdicht.

Bis zu 2000 Euro an Kosten

Wenn die Speichermedien sehr stark beschädigt sind, ist die Datenrettung besonders teuer. Dann müssen die Datenträger nämlich in speziellen Reinräumen geöffnet und ausgelesen werden. „Durch die heutige Verschlüsselung ist auch die Wiederherstellung der Daten auf einem Smartphone sehr aufwendig“, sagt Bindig. Je nach Schaden und Speichermedium können zwischen 300 und 2000 Euro an Kosten für die Datenrettung anfallen. Seriöse Unternehmen stellen das in Form von Preislisten von Beginn an klar. Auch ein Blick in die Bewertungen bei Google kann helfen, die richtige Firma zu finden. Wichtig ist, darauf zu achten, dass es viele Bewertungen gibt, die über einen längeren Zeitraum eingetragen wurden. Ein Anruf bei der Firma kann ebenso nicht schaden. Fragt man nach einem Techniker und wird abgewimmelt, könnte es sich nur um einen Vermittler handeln, der gar keine eigenen Experten hat.

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Um erst gar nicht in die Verlegenheit zu kommen, eine teure Datenrettungs-Firma beauftragen zu müssen, sollte man von vorneherein seine Daten sichern. Die Betriebssysteme von Microsoft und Apple haben von Haus aus bereits eigene Sicherungssysteme an Bord. Bei Windows 10 befindet sich die Funktion in den Einstellungen unter “Update und Sicherheit” und dann bei dem Reiter “Sicherung”. Dort wählt man ein Speichermedium aus, in der Regel ist das eine externe Festplatte oder ein USB-Stick, auf die man die Sicherungskopien anlegen möchte. Unter den Optionen kann man bestimmen, in welchen Zeitintervallen die Daten gesichert werden sollen und wie lange jede Sicherung aufbewahrt wird.

Bei Apple-Systemen gibt es mit der “Time Machine” eine ähnliche Funktion. Sobald man eine externe Festplatte an seinen Mac anschließt, fragt das System, ob man diese für Sicherungen verwenden möchte. Das ­Programm erstellt fortan automatisch Backups in verschiedenen Zeitintervallen. Die ältesten Sicherungskopien werden gelöscht, sobald die externe Festplatte ihre Kapazitätsgrenze ­erreicht hat. Auch praktisch: Wer regelmäßig Daten mit dem Programm sichert, kann an bestimmte Tage zurückspringen, dort Daten sichern, und anschließend den Rechner wieder auf den Tageszustand zurücksetzen.

Cloud-Dienste speichern Daten auf Servern

Unabhängig von dem eigenen Betriebssystem gibt es noch eine weitere Möglichkeit, seine Daten abzusichern. Sogenannte Cloud-Dienste speichern die Daten auf riesigen Servern, wodurch eine externe Festplatte überflüssig wird. Die bekanntesten Anbieter sind dabei Dropbox, Google Drive oder iCloud. Bei vielen Anbietern hat man schon in der kostenfreien Variante einige Gigabyte zur Verfügung. Wer große Datenmengen speichern will, muss allerdings monatlich zahlen und entweder Geduld mitbringen oder einen Internetanschluss mit schnellem Upload haben. Mit einem normalen DSL-Anschluss dauert das Speichern mehrerer Gigabyte schnell einige Stunden. Dafür kann man später von anderen Computern und auch dem Smartphone auf die Daten zugreifen. Ein Nachteil ist jedoch, dass die Daten auf fremden Servern gespeichert werden, die oft im Ausland stehen. In jüngster Zeit wurden diese digitalen Speicher immer mal wieder von Kriminellen angegriffen. Experten raten daher, sensible Daten bei deutschen Cloud-Diensten hochzuladen, wie sie etwa Web.de, GMX oder die Telekom anbieten.

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Zur Sache

Hitze kann Handys beschädigen

Manches Smartphone mag Sonnenstrahlung und Hitze gut überstehen, bei anderen kommt es zu Beeinträchtigungen – zum Beispiel am Akku, der laut dem Tüv Süd schon ab einer Temperatur von 35 Grad Schaden nehmen kann. Das äußert sich in geringerer Leistung, kürzerer Lebensdauer, Kurzschlüssen oder – schlimmstenfalls – durch einen Akkubrand. Auch die Pixel im Display können durch Hitze und direkte Sonneneinstrahlung Schaden nehmen. Die Folgen sind dann zum Beispiel Darstellungsstörungen oder blinde Flecken. Moderne Smartphones schalten sich bei zu großer Hitze auch von selbst ab oder zeigen einen Hinweis an – spätestens dann gehört das Gerät in den Schatten. Auf dem Armaturenbrett im Auto sollte man generell keine technischen Geräte wie Smartphones oder Digitalkameras liegen lassen. Durch die hohen Temperaturen können sich einzelne ­Bauteile verformen oder Lötstellen im Inneren aufbrechen, wodurch das Gerät unbrauchbar wird.

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