Bremen. An den Sendezeiten von Nachrichten, Serien oder Spielfilmen möchte kaum noch jemand sein Leben ausrichten. Fast jeder fünfte Deutsche nutzt laut dem Portal Statista mehrmals in der Woche die medienpolitisch nicht unumstrittenen Mediatheken. Doch welche bietet das beste Angebot, wie nutzerfreundlich sind die Angebote? Was bieten sie zusätzlich an Service und wie lange bleiben Filme eigentlich online? Wir haben zehn Mediatheken genau unter die Lupe genommen.
ARD
Die Mediathek der ARD bietet alles, was eine gute Mediathek haben muss: Einen Rund-um-die-Uhr-Livestream, übersichtliche Ansichten der Vorabendserien, Filme und Dokumentationen. Etwa 90 Prozent des Angebots ist laut ARD verfügbar, zehn Prozent davon können nur aus Deutschland abgerufen werden. Seit Kurzem punktet die Mediathek mit einer Rubrik namens „ARD Must See“. Eine Redaktion kennzeichnet besondere, als sehenswert befundene Dokumentationen oder Spielfilme. Ebenfalls sehr praktisch: Neuerdings gibt es einen Newsletter-Service, der jeden Freitag über die beliebtesten und besten Videos informiert. Nachteile der Mediathek: Sportberichte oder Kinofilme sind aus Lizenzgründen oft nicht oder nur zeitlich begrenzt online. Tägliche Serien dürfen laut Rundfunkstaatsvertrag nur sieben Tage online sein, Dokus oder Talkshows immerhin zwölf Monate.
ZDF
Ebenso wie die ARD-Mediathek gehört sie zu den umfangreichsten mit 24-stündigem Livestream. Wer die Mediathek nutzt, Sendungen auf die Merkliste setzt, erhält angepasste Vorschläge. Mit dem orange-weißen Plus-Button lassen sich Sendungen abonnieren. Unter „Abonnements“ finden sich dann immer die neuesten Videos der Lieblingssendung. Die Merkliste und Abonnements funktionieren auch ohne Log-in. Wer sich anmeldet, kann seine gespeicherten Vorlieben auch auf anderen Endgeräten nutzen, zum Beispiel auf dem Handy.
Arte
Arte wartet mit einer sehr guten Mediathek auf, die sehr viele Inhalte nachträglich für sieben Tage bereit hält. Deshalb heißt die Mediathek auch „+7“. Im TV-Programm auf der Seite sind alle Filme und Sendungen mit dem orangenen Symbol gekennzeichnet, die in die Mediathek wandern. Bis auf Hollywoodfilme oder Fremdproduktionen ohne entsprechende Lizenzen ist das nahezu das gesamte Programm. Die Arte-Konzerte sind länger verfügbar. Teilweise sind die Konzertmitschnitte in der Mediathek umfangreicher als die Ausschnitte, die im TV gezeigt wurden: Ein tolles Zusatzangebot. Ebenso gut: Die Rubrik „Letzte Chance“, in der sich alle Videos befinden, die nur noch wenige Stunden online sind. Auch interessant: Arte zeigt an, wie oft ein Video schon angeklickt wurde.
RTL
Als Privatsender ist die RTL-Mediathek nicht komplett kostenlos. Aber das frei verfügbare Angebot kann sich sehen lassen. Nachrichtliche Sendungen wie Nachtjournal und Punkt Zwölf sind frei verfügbar, ebenso viele Reality-TV-Formate oder Wer wird Millionär? Zuschauer, die nur gelegentlich eine Unterhaltungssendung anschauen wollen, werden zufrieden sein. Auch Folgen von Serien wie CSI-Miami oder Arme Millionäre sind kostenlos. Für Serienfans ist die Mediathek begrenzt: Meist ist nur eine Staffel kostenlos. Wer seine Lieblingssoap vor Ausstrahlung sehen will, kann das mit dem Abo. Es kostet 2,99 Euro monatlich und beinhaltet auch das Angebot aller zur RTL-Gruppe gehörenden Sender wie Vox, Super RTL und RTL II. Für den Livestream gibt es einen kostenlosen Probemonat, danach ist das Abo fällig. Für die mobile Version wird ebenfalls nach 30 Tagen das Abo notwendig.
Kika
Kinderleichte Bedienung und solides Angebot: Die Kika-Mediathek sieht farbenfroh aus und überzeugt mit der alphabetischen Anordnung der Serien. Der Livestream ist leicht zu finden. Es können komplette Staffeln von Serien wie Die Pfefferkörner oder Schloss Einstein nachgeschaut werden. Allein: Die Verweildauer der Videos ist höchst unterschiedlich. Der Sandmann darf nur einen Tag online sein, das Baumhaus als Eigenproduktion hingegen ein Jahr, die Sesamstraßen-Folgen mehrere Wochen. Das ist undurchsichtig.
Pro7
Die Mediathek bietet sieben Tage lang gewisse Sendungen kostenlos an. Dazu gehören Germany‘s next Topmodel, Taff oder Circus Halligalli. Doch beliebte amerikanischen Sendungen („Big Bang Theory“) sind kostenpflichtig. Andere (Two Broke Girls) sind frei zugänglich. Für den Livestream ist eine Anmeldung bei 7Pass fällig, für die der Nutzer zwar kein Geld zahlt, dafür aber Emailadresse oder Facebook-Namen angeben muss. In der mobilen Version kostet der Zugang 2,99 Euro monatlich. Damit können auch die Streams der zur Unternehmensgruppe gehörenden Sender wie Sat1 oder Kabel eins gesehen werden.
Sat 1
Die Mediathek ist übersichtlich und ähnlich aufgebaut wie jene von Pro Sieben. Viele Soaps und Reality-TV-Formate sind sieben Tage frei zugänglich. Ein Manko ist jedoch, dass in der Mediathek keine Nachrichtensendungen verfügbar sind. Ebenso nicht die eingekauften Hollywoodfilme, die bei dem Privatsender immerhin einen großen Anteil am Programm ausmachen. Ebenso schade: Viele Comedy-Serien wie „Mensch Markus“ kosten Geld.
NDR
Die NDR-Mediathek muss sich als Portal eines Regionalfernsehsenders nicht verstecken: Livestream, übersichtliche Struktur und ein Großteil des Programms ist online. Nur: Warum ist buten un binnen nicht abrufbar oder zumindest verlinkt?
Phoenix
Der Informationssender von ARD, ZDF und Deutschlandradio kommt mit einer altbackenen Optik daher. Das Beste an der Mediathek ist der Livestream, auch wenn der im Vollbildmodus leider etwas pixelig ist. Allerdings zeigt er stets den folgenden Programmpunkt an. Die Mediathek wirkt veraltet, da oft überholte Themen (Landtagswahlen März 2016) angeboten werden. Gut sind gebündelte Videos von Themenwochen.
Radio Bremen
Diese ähnlich altmodisch wirkende Mediathek nutzt man wohl nur, wenn man eine bestimmte Ausgabe von „buten un binnen“ sucht. Zum Stöbern oder mal reinschauen ist die Seite wenig attraktiv.