Eine eigene Firma bietet die Möglichkeit, seine Leidenschaften und Träume zu verfolgen, neue Ideen umzusetzen und finanzielle Unabhängigkeit zu erlangen. Existenzgründungen sind aber auch mit Herausforderungen verbunden.
Neben einer guten Idee und dem Willen zur Selbstständigkeit braucht es vor allem einen Plan. Existenzgründerinnen und -gründern stehen in Bremen dabei eine aktive Beratungsszene und ein spezialisiertes Netzwerk zur Verfügung, die auf dem Weg in die Selbstständigkeit helfen. „Die Begleitung reicht vom ersten Austausch über die Geschäftsidee bis zur Gewerbeanmeldung und den ersten Schritten auf dem Markt“, sagt Karsten Nowak. Er ist Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bremen – IHK für Bremen und Bremerhaven für den Bereich Einzelhandel, Existenzgründung und Unternehmensförderung. Er hat selbst viele Jahre Beratungsgespräche mit Existenzgründern geführt.

Karsten Nowak
Nowak beschreibt den typischen Gründer als motivierte Person zwischen 18 und 25 Jahren. „Manche haben ein Gründer-Gen in sich“, ist Nowak überzeugt. Dieses erlaube es, aktuelle gesellschaftliche Probleme zu erkennen und innovative Lösungen zu entwickeln. Erfreulich ist für ihn, dass der Frauenanteil unter den Gründungen bundesweit bei 43 Prozent liegt. „Dadurch wird eine große Bandbreite an Potenzialen genutzt“, sagt er.
Um einem Business eine solide Basis zu geben, ist Zeit ein wichtiger Faktor. „Man sollte sich ausreichend davon nehmen, um alles zu durchdenken. Ein gutes Jahr kann man einplanen“, rät Nowak. Dabei spielt ein Businessplan eine wichtige Rolle, um die Marktlage zu beurteilen und finanzielle Fragen zu klären. Hierbei sind die Experten der verschiedenen Gründungsberatungen behilflich.
Herausforderungen der Existenzgründung
Nowaks Tipp: „Der Gründungsaufwand bei digitalen Produkten ist deutlich geringer.“ Denn hierbei könne man mit bereits Vorhandenem arbeiten, es brauche kein Ladenlokal oder Produkte wie etwa bei einem Café oder einer Boutique. Zudem bieten Dienstleistungen laut dem IHK-Geschäftsführer eine gute Chance zum Gründen.
Dennoch dürfen Herausforderungen nicht außer Acht gelassen werden. So bedarf es neben ausreichend Investitionskapital auch der Fähigkeit, im Voraus zu denken, um die Marktentwicklung abzuschätzen. „Selbstverständlich gibt es auch jede Menge Bürokratisches”, merkt Karsten Nowak an. Wer bereits die Planung falsch angeht, werde möglicherweise mit Problemen konfrontiert. Auch Fragen zum Marketing und Internetauftritt werden in den Beratungen aufgeworfen. Mit einem einmaligen Treffen ist es also meistens nicht getan: „Eine Beratung besteht aus einer ganzen Folge von Terminen“, so Nowak.

Für ihn ist Bremen „ein spannender Standort“ und bietet Existenzgründern viele Möglichkeiten. „Wir haben eine agile wirtschaftliche Situation und als etablierter Standort strahlt Bremen weit über seine Grenzen hinaus“, erläutert Nowak. Insbesondere die Schlüsselbranchen – Luft- und Raumfahrt, Automotive, Nahrungsmittel sowie Maritime Wirtschaft und Logistik – bieten ihm zufolge Chancen für Neuansiedlungen und Innovationen. Auch der Standort profitiert von Unternehmensgründungen. Und das nicht nur, weil Arbeitsplätze geschaffen und Steuern eingenommen werden, sondern weil Innovationen die Region attraktiver machen können.
Innovationen sind gefragt
Der bundesweite Trend sinkender Erwerbsgründungen (laut der Staatsbank KfW minus 9 Prozent gegenüber dem Vorjahr) zeigt sich Nowak zufolge auch in Bremen. „Dass die Zahl der Gründungen zurückgeht, bereitet uns Sorgen“, sagt er. Denn insbesondere bei den schnellen Entwicklungen in Bereichen wie KI, Ökologie und Co. seien Innovationen aus der Wirtschaft gefragt. Auch die aus Arbeitnehmersicht gute Arbeitsmarktlage sorge aktuell dafür, dass weniger Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit wagen. Eine sichere Festanstellung bevorzugten viele gegenüber der risikobehafteten Existenzgründung. Dennoch ermuntert Nowak alle potenziellen Gründerinnen und Gründer, das persönliche Gespräch mit einem Gründungsberater zu suchen und Chancen zu nutzen. Abschließend unterstreicht er: „Gründen stellt hohe Ansprüche. Aber es ist spannend.“