Bremen. Die Produktion von Lebensmitteln in der Industrie nimmt kontinuierlich zu, während sich immer mehr Kunden im Supermarkt für Fertiggerichte entscheiden. Aber auch andere Speisen wie Pizza, Eis, Fleischprodukte und Backwaren werden industriell hergestellt. Fachkräfte für Lebensmitteltechnik sind in der Lebensmittelindustrie tätig und produzieren unter anderem aus Rohstoffen für den Verkauf und Verzehr geeignete Lebensmittel. Darauf aufbauend bietet sich für manche Beschäftigte der Weg zur Technikerschule an.
Die Ausbildung zum Lebensmitteltechniker hat ihren historischen Ursprung in den 1970er-Jahren, als in der Industrie ein Mangel an Fachkräften herrschte. Die Lebensmittelbranche stellte vermehrt Bäcker, Köche und Schlachter ein, um den Bedarf an Experten zu decken. Doch alsbald wurde klar, dass neben den traditionellen handwerklichen Fähigkeiten auch weitere Qualifikationen vonnöten waren – genauer gesagt maschinelle und einige Zeit danach computergestützte. In Zusatzausbildungen wurden genau diese technischen Kenntnisse in Kombination mit den besonderen Anforderungen der Lebensmittelbranche vermittelt.
„Heute sind es die Lebensmitteltechniker, die nach einer zweijährigen Vollzeitausbildung den Bachelorabschluss erwerben und für viele Berufe geeignet sind“, sagt Olaf Holzapfel von der Technikerschule Bremen. In Kooperation mit dem Schulzentrum am Rübekamp werden dort die entsprechenden Kurse angeboten, um Menschen nach ihrer Erstausbildung mit der Weiterbildung zum Lebensmitteltechniker beruflich auf ein neues Level vorzubereiten. „Dabei handelt es sich neben gelernten Fleischern, Köchen, Bäckern und Fachkräften für Lebensmitteltechnik etwa um gelernte Konditoren, eher seltener um Brauer und Molkereitechnologen. Eine vorherige Ausbildung ist die Eingangsvoraussetzung“, so der Bereichsleiter für studienqualifizierende Bildungsgänge.
Der Kurs zum Lebensmitteltechniker stellt für viele Absolventen eine herausfordernde Ergänzung dar, die ein breites Spektrum an fachspezifischen und fachübergreifenden Inhalten vermittelt. Auf dem Stundenplan stehen Fächer wie Biologie, Chemie, Physik sowie Qualitätssicherung, Ernährungslehre und Lebensmitteltechnologie.
Während der Ausbildung zum Lebensmitteltechniker steht das Modul einer Projektarbeit auf dem Programm. Dabei lassen die Teilnehmenden ihrer Kreativität freien Lauf. „Ich denke da beispielsweise an die Entwicklung einer Bratwurst aus Insektenprotein“, erinnert sich Holzapfel. In maximal dreiköpfigen Gruppen gehen die Studierenden einer bestimmten Aufgabenstellung nach.
Glänzende Perspektiven
„Auch Leute von der Bundeswehr kommen zu uns und lassen sich zum Lebensmitteltechniker weiterbilden“, sagt Holzapfel. Dabei handelt es sich unter anderem um Zeitsoldaten, die auf Fregatten oder in anderen Bereichen als Koch für die Truppenverpflegung zuständig waren und zum Ende ihrer Wehrzeit in Wiedereingliederungskursen auf ihr weiteres Berufsleben vorbereitet werden. „Dabei laufen ihre Bundeswehrbezüge weiter, und die Soldaten können mit der Weiterbildung zum Lebensmitteltechniker in der freien Wirtschaft arbeiten“, so Holzapfel. Die Perspektiven seien hervorragend. „Wer zudem flexibel ist und sich beispielsweise einen Job im Ruhrgebiet, im Münsterland oder im Hamburger Raum vorstellen kann, hat die besten Karten – in diesen Gegenden sind besonders viele Lebensmittelunternehmen verankert.“
Bremen und das Umland sind keine Hochburgen in der Branche. Dennoch finden sich hier und da immer wieder interessante Stellen in dem Sektor. „Breit aufgestellt sind die Zuliefererbetriebe und der Maschinenbau, die hochwertige Geräte für die Lebensmittelindustrie herstellen“, erklärt Holzapfel. „Sehr gute Karrierechancen bieten Start-ups, die im riesigen Feld der Lebensmittel forschen.“ Da seien in Bremen viele gute und nahezu unbekannte Betriebe darunter. „Die sogenannten ,Hidden Champions‘ sind auf ihrem Fachgebiet bereits sehr erfolgreich, man bekommt von ihnen allerdings kaum etwas mit.“ Die Start-ups arbeiten zum Beispiel im Labor an der Verwirklichung neuer Lebensmittel, die so noch nicht auf dem Markt erhältlich sind.
Das Labor ist der Arbeitsort, wo Fachkräfte Messungen vornehmen und Proben durchführen, um Lebensmittel auf ihre Qualität hin zu überprüfen. Wem die Tätigkeit im Labor liegt, bringt sich dort mit seinen lebensmittelchemischen und technologischen Kenntnissen ein. Bei der Ausführung von Laboranalysen ist stets ein hohes Maß an Genauigkeit und Sauberkeit unerlässlich. „Während der Aufstiegsfortbildung zum
Lebensmitteltechniker werden Laborantenfähigkeiten erworben, um einen Job als Lebensmitteltechniker auszuüben“, sagt Olaf Holzapfel.
Jobs im mittleren Management
Lebensmitteltechniker sind in ihrem Berufsleben üblicherweise in Unternehmen ansässig, die sich auf die Herstellung von Nahrungsmitteln oder Getränken spezialisiert haben. Die Aufgaben konzentrieren sich dabei vorrangig auf das mittlere Management – sprich weniger auf die direkte Arbeit an den Maschinen, sondern – je nach den eigenen Schwerpunkten – auf Tätigkeiten im Büro oder Labor.