Es fehlte nicht viel und Bertrand Piccard wäre vom Himmel gefallen. Als der Schweizer Flugpionier 1999 nach der ersten Nonstop-Ballonfahrt um die Welt in Ägypten landete, war der Propangas-Tank schon fast leer. „Damals schwor ich mir“, berichtete Piccard, „dass ich die nächste Weltumrundung unabhängig von Treibstoff machen würde.“
Nun ist es so weit. Was Skeptiker lange als Utopie abtaten, will Piccard ab kommenden Sonnabend mit dem Schweizer Piloten André Borschberg und einem großen Team in Angriff nehmen: die Umrundung der Erde in einem Sonnenenergie-Flugzeug. Nach mehreren erfolgreichen Tests kann die „Solar Impulse 2“ (Si2) in Abu Dhabi am Persischen Golf in einer Woche zu ihrer 35 000 Kilometer langen Flugreise über zwölf Etappen rings um die Erde starten – falls der Take-off nicht noch einmal wegen schlechten Wetters verschoben werden muss.
An 25 Tagen sollen verschiedene Piloten abwechselnd mit der Si2 in der Luft sein. Über Maskat im Oman soll es weitergehen nach Indien und China bis in die USA. Von New York aus führt die Route über den Atlantik nach Südeuropa oder alternativ nach Nordafrika und Ende Juli/Anfang August wieder an den Persischen Golf. Und das alles ohne einen Tropfen Kerosin. Angetrieben wird das Experimentalflugzeug von vier Elektromotoren mit einer maximalen Leistung von je 15 Kilowatt, deren Kraft mit Hilfe von 17 248 Solarzellen der Sonne „abgezapft“ wird. Geübt hatten Piccard und Borschberg dafür bereits 2013. Im ersten „Solar Impulse“-Flieger überquerten sie in mehreren Etappen Nordamerika.