Einkäufe, Botengänge, Fahrten zu Arztterminen oder andere Begleitungen sowie Spielenachmittage mit den Klienten – für Absolventen des Bundesfreiwilligendienstes (BFDler oder Bufdi) gibt es bei dem Bremer Verein Hoppenbank immer etwas zu tun. Das weiß Axel Mowitz gut, denn er engagiert sich seit Sommer 2021 bei den Hilfs- und Unterstützungsangeboten für straffällig gewordene und von Haft bedrohte Menschen.

Freuen sich, dass die Stimmung im Team so gut ist: Hoppenbank-Geschäftsführerin Svenja Böning und der ehemalige Bufdi Axel Mowitz. Er bleibt der Einrichtung weiter erhalten.
Mowitz ist jedoch nicht der typische Bufdi, der sich nach der Schulzeit und vor dem Start ins Berufsleben freiwillig engagiert. Mit 61 Jahren ist sein Freiwilligendienst eine persönliche Entscheidung. Viele Jahre war er Marktleiter eines großen Lebensmitteleinzelhändlers. Dann wurde er arbeitslos. „Ich hatte viel Zeit, um über mein Leben nachzudenken“, erinnert sich Mowitz. Da ihm bewusst gewesen sei, dass die Chancen auf eine Neuanstellung in seinem Alter schwierig sind, habe er sich für das Ehrenamt interessiert. „Ich wollte wieder raus und eine Aufgabe haben, die meinem Tag Struktur gibt“, sagt er. Während seiner Suche nach einer Beschäftigung schlug ihm ein Bekannter vor, in der Teestube des Vereins Hoppenbank zu Mittag zu essen. „Ich hatte von Hoppenbank noch nie etwas gehört“, so Mowitz. Im Haus Fedelhören war der 61-Jährige sofort begeistert von der Offenheit und Freundlichkeit der Menschen – und kam häufiger vorbei. Irgendwann erwähnte er, dass er auf der Suche nach einer ehrenamtlichen Tätigkeit sei. Einen Tag später wurde ihm die Möglichkeit für den Bundesfreiwilligendienst vorgeschlagen.
Bevor er die 40-Stunden-Stelle antreten durfte, waren drei Vorstellungsgespräche und einige Formalitäten nötig. Neben Gesprächen mit Vertretern des Vereins gehörte ein Termin beim Sozialen Friedensdienst Bremen (sfd) dazu. Dieser begleitet Menschen in sogenannten Übergangssituationen und vermittelt Freiwilligendienste in der Hansestadt. Während der Tätigkeit gibt es monatliche Treffen und Ausflüge, bei denen Bufdis verschiedener Organisationen ins Gespräch kommen und sich austauschen können. Zudem besteht jederzeit die Möglichkeit, die Berater bei Fragen und Problemen jeder Art zu kontaktieren.
Älter als 27 Jahre und trotzdem Bufdi
Seit mittlerweile mehr als zehn Jahren können auch Personen über 27 Jahren in Bremen einen Bundesfreiwilligendienst machen. „Das ist eine tolle Erfahrung“, sagt Mowitz. „Zuvor hatte ich noch nie mit diesem Umfeld Kontakt“, erinnert er sich, dass er die ersten Tage teilweise kritisch auf die Klienten, ehemalige Gefängnisinsassen oder Personen mit kriminellem Hintergrund, reagiert habe. Doch er erkennt für sich: „Das sind Menschen wie du und ich. Vielleicht gab es in ihrem früheren Leben Probleme, aber hier suchen die Frauen und Männer Normalität.“ Bedenken vor der Arbeit mit den Straffälligen hatte er nicht. „Ich bin sehr offen. Außerdem hat mir meine Lebenserfahrung geholfen“, ist sich der 61-Jährige sicher.

Neben dem Haus Fedelhören im Rembertiviertel gibt es noch weitere
Anlaufstellen im gesamten Stadtgebiet.
Eine gestandene Persönlichkeit und ein stabiler Charakter seien beste Voraussetzungen für Interessierte am Bundesfreiwilligendienst bei Hoppenbank, erläutert Geschäftsführerin Svenja Böning mit Blick auf den „teilweise rauen Ton“ in den Einrichtungen des Vereins. Außerdem muss ein erweitertes, sauberes Führungszeugnis vorliegen, der Führerschein ist von Vorteil. „Wir werden eher selten für den Bundesfreiwilligendienst angefragt“, sagt Böning. Interessierte seien aber häufig schon älter, da zuvor das Wissen um den Verein, seine Einrichtungen sowie Projekte fehle. „Generell können sich aber auch junge Menschen bei uns als Bufdi engagieren. Hauptsache sie sind volljährig“, so die Geschäftsführerin. Einsatzmöglichkeiten gibt es im stationär betreuten Wohnen, in der Teestube sowie bei dem Obdachlosen-Projekt Housing First Bremen. Bufdis bekommen für ihre Arbeit in der jeweiligen Einsatzstelle des Vereins ein Taschengeld von monatlich 250 Euro und werden bei den Fahrtkosten unterstützt. Finanziell gefördert werden die Bufdi-Plätze vom Bremer Senat.
„Es war eine Verkettung glücklicher Zufälle, dass Axel den Weg zu uns gefunden hat“, ist Böning überzeugt. Sie freut sich, dass Mowitz in dem Team aus rund 60 Mitarbeitern sowie 20 Ehrenamtlichen untergekommen ist. „Er unterstützt, wo er nur kann, und hat eine beruhigende Ausstrahlung“, lobt Böning und betont, dass „das Team ohne Axel gar nicht mehr funktioniert“.
Vom Bufdi zum festen Teammitglied
Auch der Bremer selbst ist zufrieden. „Es hat vom ersten Tag an Spaß gemacht und die Arbeit ist interessant“, so Mowitz. Zu seinen Aufgaben als Bufdi zählten Fahr- und Botendienste, Einkäufe sowie die Unterstützung der Fachkräfte bei den zahlreichen Projekten des Vereins. Inzwischen ist Mowitz kein Bufdi mehr. Nach einem
halben Jahr wechselte er in eine Maßnahme zur Eingliederung von Langzeitarbeitslosen. Inzwischen engagiert sich der 61-Jährige seit anderthalb Jahren beim Verein – und möchte dies auch weiterhin tun. „Es gab noch keinen Tag, an dem ich keine Lust hatte, zur Arbeit zu gehen“, sagt er. Für ihn sind neben den positiven
Begegnungen, aus denen bereits Freundschaften entstanden sind, auch Lob und Anerkennung Motivation. „Ich bin hier keine Personalnummer, sondern ein Mensch.“ Aufgrund seiner positiven Erfahrungen sagt Mowitz voller Überzeugung: „Ich kann es nur empfehlen, sich im sozialen Bereich zu engagieren.“
Weitere spannende Themen rund um die Ausbildung, Berufsportraits und vieles mehr gibt es auf der Internetseite des Job4u-Vereins.