Bremen. Ein Beruf im Wirtschafts- und Finanzsektor ist meist gleichbedeutend mit einem lukrativen Einkommen. Deutschlands Profis verdienen besonders bei Versicherungen sehr gut. Aber es ist nicht nur das Gehalt, das die Beschäftigten seit Generationen in diesen Berufszweig lotst – vielmehr wartet auf Fachkräfte wie Versicherungsmakler ein bunter Mix aus spannenden Aufgaben.
Welches Produkt ist das passende? Was ist im Schadensfall zu erledigen? Das sind zwei der Kernfragen für angehende Versicherungskaufleute. Das Gute an der Branche ist: Die unterschiedlichsten Menschen können dort ihre berufliche Heimat finden. Wichtig sind persönliche Eigenschaften: Eigeninitiative, Eigenverantwortung, eine schnelle Auffassungsgabe, Offenheit und Experimentierfreudigkeit. Wer ein Teamplayer ist, Inte-resse an Finanzen und keine Scheu vor Zahlen hat, sich dazu noch gut ausdrücken kann, ist ideal geeignet.
„In der Versicherungswirtschaft kann jeder nach persönlichen Vorlieben und Kompetenzen arbeiten, denn die Einsatzorte in der Versicherungswirtschaft sind vielfältig: Es gibt Arbeitsplätze in den großen Versicherungszentralen mit vielen hunderten Mitarbeitenden, aber auch die Büros der Versicherungsagenten oder Makler, die überall vor Ort beim Kunden sind“, sagt Katharina Höhn, geschäftsführendes Vorstandsmitglied beim Berufsbildungswerk der Deutschen Versicherungswirtschaft (BWV).
In den vergangenen Jahren verursachten die fortschreitende Digitalisierung und Automatisierung einen Strukturwandel. Elementar ist auch das tiefgreifende Engagement der Versicherungswirtschaft für nachhaltiges Wirtschaften, denn sie ist durch zunehmende Schadenfälle selbst vom Klimawandel betroffen. Das heißt: Einfache Tätigkeitsbereiche wurden abgebaut, Stellen in neuen oder komplexeren Aufgabengebieten wurden hingegen ausgebaut.
„Der Trend zum Expertentum wird sehr wahrscheinlich anhalten“, sagt Höhn. Fachleuten mit tiefem versicherungsfachlichem Wissen und Kompetenzen werde die Zukunft in der Branche gehören. Sie fungieren dann etwa als Schnittstelle zur IT und nehmen Jobs in den Fachabteilungen ein, beispielsweise als Projekt- und Fallmanager. Aber auch klassische Anstellungen am Verkaufsort – als ganzheitlicher Kundenberater oder als Key Account Manager für Großkunden – gehören dazu.
Für den Sprung in einen dieser Jobs ist ein akademischer Abschluss nicht wesentlich. Rund ein Fünftel des Personals in der Versicherungsbranche hat laut BWV ein Studium absolviert und ist häufig als Wirtschafts-
wissenschaftler, Jurist, Mathematiker oder Informatiker tätig.
Die Ausbildung im Berufsbild Kaufleute für Versicherungen und Finanzanlagen wurde im letzten Jahr modernisiert, die ersten Azubis starteten im Sommer mit neuen Lerninhalten. Zentrale Lerninhalte bilden jetzt unter anderem digitale Kompetenzen, das Wissen um Nachhaltigkeit, umfassende Kundenberatung und alles rund um Finanzanlagen. „Damit bekommen junge Leute das Rüstzeug für all die genannten Herausforderungen und sind bestens auf die kommende Arbeitswelt vorbereitet“, zeigt sich Katharina Höhn zufrieden mit der Modernisierung des Berufsbildes.
„Wer einen guten Ausbildungsabschluss erzielt, sich stetig weiterbildet und engagiert ist, kann sowohl im Innendienst wie auch im Vertrieb beruflich Erfolg haben“, führt sie weiter aus. Absolventen hätten die Option, sich mit einer Agentur oder einem Maklerbetrieb selbstständig zu machen, als Spe-
zialist in einer Abteilung zu arbeiten oder sie möglicherweise sogar zu leiten.
144 Azubis in Bremen
In der Hansestadt ist die Versicherungsbranche gut aufgestellt. Für Azubis, die sich für einen Job in dem Bereich interessieren, stehen ausreichend Stellen in Zweigniederlassungen von Versicherungsunternehmen
sowie Maklern und Agenturen zur Verfügung. Insgesamt 144 Jugendliche stehen nach Angaben der Handelskammer in Bremen in einem Ausbildungsverhältnis.
„Die Ausbildung zum Kaufmann oder zur Kauffrau für Versicherungen und Finanz-
anlagen ist in der Region Bremen ein sehr
attraktiver Berufseinstieg“, erklärt Marc Jorzick, Geschäftsführer des BWV Bremen. „In langer Tradition kümmern sich die aus-
bildenden Versicherungshäuser um ihren Nachwuchs und bieten eine konstant hohe Anzahl an Ausbildungsplätzen an – und das wird hier auch gern angenommen.“
Jugendliche finden bei Bedarf auch kurzfristig noch freie Plätze. „Als Berufsbildungswerk unterstützen wir von Beginn an, etwa mit überbetrieblichem Unterricht oder mit Prüfungsvorbereitung. Das läuft mit allen dualen Partnern Hand in Hand“, sagt Jorzick.