Vom „Land, wo Milch und Honig fließen“, ist in der Bibel die Rede. Begehrt war Honig aber schon lange, bevor dieses Werk verfasst wurde. Wegen seines süßen Geschmacks wussten ihn bereits die Menschen der Steinzeit zu schätzen. Den Tieren, die dieses Lebensmittel mit seinem hohen Gehalt an Frucht- und Traubenzucker erzeugen, geht es heute alles andere als gut. Experten in aller Welt berichten von sterbenden Bienenvölkern. Die Reihe der möglichen Ursachen ist lang.
Bienen fliegen Blüten an, um Pollen und Nektar – eine zuckerhaltige Flüssigkeit, die von Drüsen in der Blüte abgesondert wird – zu ernten. Aus dem Nektar erzeugen die Insekten für ihre eigene Ernährung Honig. Pollenkörner werden von ihnen als Grundstoff für die Ernährung ihres Nachwuchses verwendet. Am Körper der Bienen abgelagerte Pollenkörner gelangen aber auch zu den Blüten anderer Pflanzen. Sprich: Bienen sind ebenso wie andere Insekten wichtig für die Bestäubung von Pflanzen. Experten der Universität Bern veranschaulichen die Leistung der kleinen Tiere mit genauen Zahlen: „Mehr als 24 Millionen Bienenvölker produzieren in ganz Europa jährlich 130000 Tonnen Honig und tragen zur Bestäubung zahlreicher landwirtschaftlicher Pflanzen bei – von der Karotte über den Mandelbaum bis hin zum Raps.“ Allein die Bestäubungsleistung habe einen wirtschaftlichen Wert von rund vier Milliarden Euro.
Einen wesentlichen Grund dafür, dass in Deutschland in den Wintermonaten immer wieder viele Bienen zugrunde gehen, sehen Wissenschaftler in der Varroamilbe (Varroa destructor). Bei ihr handelt es sich um einen vor einigen Jahrzehnten aus Asien nach Mitteleuropa gelangten Parasiten, der ganze Bienenvölker vernichten kann. Dass beim weltweit zu beobachtenden Bienensterben aber noch andere Gründe eine Rolle spielen, zeigen zahlreiche Studien, die in den vergangenen Jahren veröffentlicht worden sind. So machte eine vor knapp zwei Jahren im Fachmagazin „Science“ vorgestellte Untersuchung deutlich, dass auch der Einsatz von Pestiziden zum Bienensterben beiträgt. Die Staaten der Europäischen Union haben sich im vergangenen Jahr mehrheitlich darauf geeinigt, die Verwendung bestimmter Pestizide für Sonnenblumen, Raps, Mais und Baumwolle im Interesse der Bienen zunächst für einen Zeitraum von zwei Jahren zu verbieten.
Mit der Rolle eines Darmparasiten mit dem wissenschaftlichen Namen Nosema ceranae beschäftigt sich eine Studie, die Bienenforscher der Universität Bern kürzlich im Fachjournal „PLOS ONE“ veröffentlicht haben. Der Parasit stammt aus Asien und hat sich in den vergangenen Jahren weltweit stark ausgebreitet. Nach den Erkenntnissen der Forschergruppe um Geoffrey Williams und Peter Neumann reagieren die männlichen Honigbienen, die Drohnen, empfindlicher auf den Parasiten als die weiblichen Arbeiterinnen.
Aufgabenteilung im Bienenvolk
In einem Bienenvolk sind die Aufgaben klar verteilt. So sind die unfruchtbaren Arbeiterinnen für die Brutpflege und das Futtersammeln verantwortlich. Die Aufgabe der Drohnen besteht darin, die vermehrungsfähige Königin zu begatten. „Ohne starke und rüstige Drohnen könnte die erfolgreiche Begattung von Königinnen erheblich beeinträchtigt sein“, erklärt Gina Retschnig, die zu den Autoren der Studie gehört. Nach Darstellung der Schweizer Wissenschaftler gibt es mehrere aktuelle Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass Beeinträchtigungen der Königinnen zu den Hauptursachen für den Verlust von Bienenvölkern gehören.
Umweltschützer weisen zudem seit Jahren darauf hin, dass auch Faktoren wie eine einseitige Ernährung der Insekten mitverantwortlich für das Bienensterben sein könnten. Darüber hinaus wird über Viren als mögliche Ursache diskutiert.
Wenn von Bienen die Rede ist, ist hierzulande oft die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) gemeint. Sie ist allerdings nur eine von zahlreichen Bienenarten. Biologen gehen davon aus, dass es weltweit Tausende Arten gibt. Forscher der Universität Lüneburg, der Universität Würzburg und der Universität Río Negro (Argentinien) haben im vergangenen Jahr im Fachmagazin „Science“ eine Studie veröffentlicht, die die Bedeutung der Wildbienen für die Bestäubung und hohe landwirtschaftliche Erträge hervorhebt. Die Wissenschaftler brachten ihr Ergebnis auf diese Formel: „100 Honigbienen plus 50 Wildbienen bestäuben ein Feld viel effektiver als 150 Honigbienen.“
Wildbienen sind nach Darstellung der Experten beim Bestäuben besonders effizient. Umso wichtiger sei es, etwas gegen den Rückgang der Artenvielfalt in Agrarlandschaften zu tun. Dazu müssten naturnahe Lebensräume erhalten bleiben. Den Insekten sei zum Beispiel mit Hecken und Streifen mit blühenden Pflanzen geholfen.