Weniger Schiffe, weniger Personal, dafür aber zusätzliche Aufgaben: Das Wasser- und Schifffahrtsamt (WSA) in Stralsund hat seit seiner Gründung vor 25 Jahren tiefreichende Veränderungen erlebt. Der Personalbestand sei von 448 Mitarbeitern auf inzwischen 287 reduziert worden, sagte der Leiter der Behörde, Holger Brydda, am Mittwoch. Auch die Anzahl der Schiffe habe sich seit der Wende von 41 auf acht reduziert. „Die Arbeit ist stark technisiert und enorm verdichtet“, sagte Brydda.
Mit deutlich weniger Personal und weniger, dafür aber besser ausgestatteten Schiffen müsse das Wasser- und Schifffahrtsamt die Befahrbarkeit und Verkehrssicherheit auf denselben Bundeswasserstraßen gewährleisten wie 1990 – und das bei nahezu gleichbleibendem Schiffsverkehr. Das WSA ist für 800 Kilometer Fahrwasser in der Ostsee und 130 Kilometer auf Binnengewässern zuständig. Insgesamt 1200 Tonnen sowie 150 Baken und Feuer müssen gewartet werden.
Durch die Personalreduzierung passiere es, dass Behördenschiffe nicht mehr so eingesetzt werden könnten wie bislang. Eine schleichende Absenkung gewohnter Standards sei zu befürchten, sagte Brydda. So würden Tonnen und deren Verankerungen nicht mehr im Zwölfmonatsrhythmus – einem über Jahre bewährten Rhythmus – kontrolliert werden können, sondern in größeren Zeitabständen. Ein Drittel aller vor Deutschlands Küsten ausgelegten Tonnen liegen vor Mecklenburg-Vorpommern.
Der Personalabbau der letzten Jahre ist vorläufig gestoppt. Mit der Reform der Wasser- und Schifffahrtsverwaltungen soll es in Stralsund und Lübeck zu keinen weiteren Personalreduzierungen kommen. Die beiden Ämter – so sieht es die Reform vor – sollen zum Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Ostsee verschmelzen. Wann das passiert, ist offen. Laut Brydda hat sich der Verkehr auf der Ostsee seit 1990 verändert. In der Kadetrinne würden jährlich weiter konstant um die 63 000 bis 65 000 Schiffe gezählt. In den küstennahen Gewässern gehe der Güterverkehr hingegen zurück, während im Gegenzug ein enormer Anstieg an touristischer Schifffahrt zu verzeichnen sei. Auch für sie müssten die Fahrwasser frei gehalten werden.
Die Bundesregierung will in den kommenden Jahren und Jahrzehnten 2800 Kilometer nicht mehr benötigter Wasserstraßen renaturieren. Verkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) und Umweltministerin Barbara Hendricks (SPD) gaben Mitte September den Startschuss für das Bundesprogramm „Blaues Band“. Als Beispiele für Flüsse, die infrage kämen, nannte sie Aller, Lahn, Werra, Fulda und Nahe.