Vor oder zurück? So kommen Sie bei der Zeitumstellung nicht mehr durcheinander

Mit Frühlingsbeginn wird wieder an der Uhr gedreht: Ja, es gibt sie immer noch, die Zeitumstellung. Warum eigentlich? Und wie kann ich mir merken, was ich umstellen muss? Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
24.03.2023, 11:00 Uhr
Lesedauer: 5 Min
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Von inh
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Seit 1996 beginnt die Sommerzeit in allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union am letzten Sonntag im März. Auch 2023 wird die Zeit am 26. März um 2 Uhr nachts wieder um eine Stunde auf 3 Uhr vorgestellt. Dabei sollte Ende 2021 eigentlich Schluss damit sein. Das hatte jedenfalls das EU-Parlament beschlossen. Doch die Änderung lässt weiter auf sich warten. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund um das Thema Zeitumstellung.

Wann wird die Uhr 2023 jeweils umgestellt?

In der Nacht vom 25. auf den 26. März 2023 wird die Zeit um 2 Uhr eine Stunde vorgestellt. In der Nacht vom 29. auf den 30. Oktober 2023 wird sie dann wieder um 3 Uhr eine Stunde zurückgestellt.

Wie kann ich mir merken, ob die Uhr vor- oder zurückgestellt wird?

Im März wird die Uhr vorgestellt, im Oktober wieder zurück. Mithilfe einiger Eselsbrücken kann man es sich leichter merken:

  • Im Sommer stellt man die Gartenmöbel vor die Tür, im Winter zurück in den Schuppen.
  • Bei der Zeitumstellung ist es wie mit den Temperaturen: im Sommer im Plus, im Winter im Minus.
  • Die 2-3-2-Regel: Im Frühling wird die Uhrzeit von 2 Uhr auf 3 Uhr gestellt. Im Herbst von 3 Uhr auf 2 Uhr.
  • Winterschlaf: Weil wir die Uhr zurückstellen, können wir eine Stunde länger schlafen.
  • Frühjahrsmüdigkeit: Weil die Uhr eine Stunde vorgestellt wird, verringert sich die Schlafzeit.
  • Und wer es auf Englisch mag: Spring forward, fall back.

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Was bedeuten "Sommerzeit" und "Winterzeit"?

Was allgemein als Winterzeit bezeichnet wird, ist genau genommen die in Deutschland geltende normale Mitteleuropäische Zeit (MEZ). Wird im Oktober die Uhr um eine Stunde zurückgedreht, herrscht also die Normalzeit. Bis zur Einführung der Sommerzeit (MESZ) war es in Deutschland die einzige Zeit.

Welche Vor- und Nachteile bringt die Zeitumstellung?

Dadurch, dass die Uhr im März eine Stunde vorgestellt wird, bleibt es im Sommer abends länger hell. Umgekehrt sorgt das Zurückstellen im Oktober dafür, dass es morgens früher hell wird.

Kritiker argumentieren, dass die Zeitumstellung für eine Art Mini-Jetlag sorge und den Biorhythmus durcheinanderbringen könne. Dies kann zu Schlafproblemen, Konzentrationsschwierigkeiten und Gereiztheit bis hin zu depressiven Verstimmungen führen. Denn der menschliche Körper benötigt zwischen vier und 14 Tagen, um seinen gewohnten Schlafrhythmus auf neue Verhältnisse einzustellen.

Die Zeitumstellung begünstigt nach Angabe des Auto Club Europa auch den Anstieg des Verkehrsunfallrisikos. Gerade nach der Umstellung auf die Sommerzeit ist oftmals ein Anstieg der schweren Verkehrsunfälle zu verzeichnen, teilte das Statistische Bundesamt mit.

Darunter fallen auch Wildunfälle. Denn nach dem Vorstellen der Uhr auf die Sommerzeit fällt schlagartig ein Teil des morgendlichen Berufsverkehrs für eine gewisse Zeitspanne wieder in die Dämmerung. Damit steigt die Gefahr von Wildunfällen, so der Deutsche Jagdverband (DJV). Denn auch die morgendliche „Rush Hour“ vieler Wildtiere läuft dann.

Was müssen Menschen beachten, die während der Zeitumstellung in der Nachtschicht arbeiten?

Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in der Nachtschicht arbeiten, müssen die weggefallene Stunde nicht nacharbeiten. Allerdings entfällt eine eventuelle Nachtschichtzulage für die weggefallene Stunde. Wer generell nach Stunden bezahlt wird, hat zudem keinen Anspruch auf Bezahlung der weggefallenen Stunde.

Warum gibt es die Zeitumstellung?

1893 wurde die Mitteleuropäische Zeit (MEZ) als Einheitszeit für das gesamte Deutsche Reich festgelegt. Um während des Ersten Weltkriegs das Tageslicht besser für die energieintensive Rüstungsindustrie nutzen zu können, wurde 1916 im Deutschen Reich sowie in Österreich-Ungarn das erste Mal die Sommerzeit eingeführt. Viele andere europäische Länder zogen daraufhin nach.

1919 schaffte Deutschland in der Weimarer Republik diese Maßnahme wieder ab. Großbritannien war das einzige Land, das zwischen den beiden Weltkriegen an der Zeitverschiebung festhielt. 1940 führte Deutschland die Sommerzeit im Zweiten Weltkrieg aufgrund von Energiesparambitionen erneut ein. 1949 einigte man sich zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der DDR darauf, die Zeitumstellung wieder abzuschaffen. Andere Länder taten dies ebenso.

Erst im Zuge der Ölkrise in den 1970er-Jahren kam in Europa wegen der Rezession der Gedanke des Energiesparens wieder auf. Frankreich führte die Zeitumstellung daher 1976 wieder ein, viele weitere europäische Länder zogen nach, um die Vereinfachung im grenzüberschreitenden Verkehr zu ermöglichen. 1979 zog auch die DDR nach und führte die Sommerzeit wieder ein, ein Jahr später galt sie für beide deutsche Staaten. Als letztes Land kam 1981 die Schweiz dazu. Bis 1996 wurden die unterschiedlichen Sommerzeitregelungen dann in der Europäischen Union vereinheitlicht.

Spart man durch die Sommerzeit wirklich Energie?

„Wie viel Energie durch die Umstellung auf Sommerzeit tatsächlich eingespart wird, lässt sich nicht genau beziffern, denn: Die Umstellung führt an der einen Stelle zu einem geringeren und an der anderen zu einem höheren Verbrauch“, erklärt das Umweltbundesamt (UBA). Einerseits kann während der Sommerzeit Strom in den Abendstunden eingespart werden, doch wird wiederum im Frühjahr und Herbst durch das frühere Aufstehen in den kühleren Morgenstunden mehr Heizenergie verbraucht. Und die meiste Energie wird in einem Haushalt fürs Heizen benötigt, so das UBA.

2016 kam das Büro für Technikfolgen-Abschätzung beim Deutschen Bundestag zu dem Ergebnis, „dass die Auswirkungen der Sommerzeit auf den Energieverbrauch sowohl positiv als auch negativ sein können, in Ausprägung und Höhe stark vom klimatischen, wirtschaftlichen und kulturellen Rahmen abhängen und mit ziemlicher Sicherheit in den meisten Fällen sehr gering sind“. 

Wie sieht es mit dem Vorhaben aus, die Zeitumstellung abzuschaffen?

2018 hatte die EU-Kommission eine Online-Umfrage gestartet, an der sich 4,6 Millionen Menschen (darunter drei Millionen Deutsche) beteiligten. Dabei votierten 84 Prozent der Teilnehmer für eine Abschaffung der Zeitumstellung. EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker sagte: "Es macht keinen Sinn, Menschen zu fragen, was sie denken – und das dann zu ignorieren." Das Europaparlament sprach sich daraufhin für die Abschaffung ab 2021 aus.

Ob bei ihnen dann generell Winter- oder Sommerzeit gelte, sollten die Mitgliedsstaaten entscheiden – und kamen zu keiner Einigung. Ein Flickenteppich aus unterschiedlichen Zeitzonen zwischen Griechenland im Osten und Portugal im Westen sollte vermieden werden.

Im Dezember 2019 ist das letzte Mal im Europäischen Rat über die Zeitumstellung diskutiert worden. Dort müsste zuerst eine gemeinsame Position bekannt gegeben werden. Derzeit steht die Abschaffung der Zeitumstellung aber nicht auf der Agenda. „Zumindest ist für uns keine Entwicklung erkennbar“, sagte ein Sprecher der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt (PTB) in Braunschweig. Von der Behörde in Niedersachsen geht das Signal für die Zeitumstellung aus, sie kontrolliert die impulsgebenden Atomuhren.

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