
Etliche Reisende klagen über die defekte Technik und steigen notgedrungen ohne Fahrkarte in den Zug: Die Folge: Probleme mit dem Schaffner und Bußgeldbescheide wegen vermeintlichen Schwarzfahrens.
Ottersberg. Das Ärgernis mit defekten Fahrkartenautomaten beziehungsweise Entwertern ist nicht neu und hat sich mit dem Metronom, der hier seit einem Jahr auf der Strecke Bremen - Hamburg verkehrt, eher noch verschärft, meinen Bahnreisende. Einer der Betroffenen ist Gerd de Vries aus Ottersberg: Weil der Entwerter am Bahnsteig nicht funktionierte war er mit seinem nicht abgestempelten Ticket in den Zug eingestiegen und hatte sich prompt Ärger mit dem Zugbegleiter eingehandelt. Dabei hatte er ihn nach eigenem Bekunden sofort aufgesucht, um das Problem zu erklären. "Das hat den Mann aber nicht interessiert. Da ich ohne gültiges, abgestempeltes Ticket im Zug war, forderte er, dass ich die 40 Euro Strafgebühr zahle", sagt de Vries. Der Ottersberger empfindet dieses Vorgehen als "Unverschämtheit". "Da wird man als Schwarzfahrer und fast als Verbrecher angesehen, obwohl die Bahn nicht in der Lage ist, eine vernünftige Technik bereitzustellen oder uns die Möglichkeit einräumt, das Ticket im Zug nachzulösen", sagt de Vries.
Fälle landen beim Gericht
Der Ärger von de Vries ist kein Einzelfall, bestätigt Jakob Mitzlaff vom Fahrgastbeirat für den Verkehrsverbund Bremen/Niedersachsen. Er bekommt die Vorfälle aus nächster Nähe mit. Mitzlaff betreibt das Café in der alten Bahnhofsmeisterei, direkt am Bahngleis neben dem Fahrkartenautomaten. "Manchmal bilden sich hier wahre Menschentrauben, weil wieder irgendetwas kaputt ist oder die Reisenden nicht mit der komplizierten Menüführung des Automaten zurecht kommen", hat Mitzlaff beobachtet. Er half den Reisenden häufig, doch noch an ihr Ticket zu kommen. "Das Problem und die Unverschämtheit bei der Sache ist, dass von Seiten der Metronom die Bahnkunden mit diesem Mißtrauen konfrontiert werden und ihnen automatisch unterstellt wird, dass sie schwarzfahren wollen. So manchesmal landet der Konflikt vor dem Kadi und muss im Achimer Amtsgericht verhandelt werden. Mitzlaff war erst vor kurzem vor Gericht als Zeuge geladen. Ein Kontrolleur hatte nicht geglaubt, dass der Entwerter am Ottersberger Bahnhof defekt ist und hatte von dem Fahrgast das Strafgeld von 40 Euro verlangt. "Das Verfahren wurde letzlich eingestellt. Aber unglaublich ist, was das für einen Aufwand mit sich bringt - von den Kosten ganz abgesehen", sagt Mitzlaff. Er glaubt nicht, dass die Probleme mit den defekten Entwertern aus der Welt zu schaffen sind, weil immer irgendjemand die Geräte manipuliere. Mitzlaff fordert deshalb, dass die Zugbegleiter mit Fahrgästen, die ihr ungültiges Ticket anzeigen, toleranter umgehen und im Zug die Möglichkeit bieten, nachzulösen.
"Die Automaten werden zentral gewartet, außerdem gibt es eine Rückmeldung, wenn ein Apparat kaputt ist", sagt Björn Pamperin, Pressesprecher der Metronom-Eisenbahngesellschaft. Der Automat in Ottersberg selbst läuft seit längerem fehlerfrei, sagt Pamperin. Allerdings hat die Metronom festgestellt, dass die Funkverbindung (die wird zur Zahlungsabwicklung und Bestandsaktualisierung genutzt) ungewöhnlich oft abgebrochen ist. "Grund dafür ist wahrscheinlich ein schlechter Mobilfunk-Empfang am Standort", sagt Pamperin. Um diese Störungen zu beheben, soll schon bald eine Verstärkerantenne installiert werden, so dass die schwachen Signale besser genutzt werden können. Bei dieser Gelegenheit will die Gesellschaft auch die Entwerter überprüfen, da die nicht in das Fern-Monitoring eingebunden sind. Gleichzeitig verweist Pamperin darauf, dass die Zugbegleiter aufgrund eines Abkommens im VBN-Verbund im Zug nicht nachkassieren dürfen. "Das ist bedauerlich, aber auf anderen Metronom-Strecken bieten
wir diesen Service", sagt Pamperin. Eine mögliche Lösung könnte sein, dass künftig das Café in der Bahnhofsmeisterei einen Abreißbogen erhält und von hier aus Fahrkarten verkaufen kann. "Das wollen wir mit Herrn Mitzlaff gemeinsam organisieren", kündigt Pamperin an. Das Café ist werktags von 7.30 Uhr bis 11 Uhr und von 15.30 Uhr bis 18 Uhr geöffnet. Bahnreisende, die außerhalb dieser Zeiten an ihr Ticket kommen müssen, sind allerdings weiterhin auf den Automaten und den Entwerter angewiesen.
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