
Die Feuerwehr Oyten hat mit ihrem Video von einer schlecht gebildeten Rettungsgasse im Internet für Furore gesorgt. Meinen Sie, Ihr Video hilft bei zukünftigen Einsätzen?
Jens Rebers: Ich glaube nicht. Es gibt hunderte von Videos, die belegen, dass die Rettungsgasse nicht gebildet wird. Ich denke, das interessiert die Autofahrer nicht. Jedes Einsatzfahrzeug hatte am Mittwoch Probleme, durch den Verkehr zu kommen. Der Rettungswagen war der Erste, der durch die Rettungsgasse wollte und Probleme hatte, der Streifenwagen hatte Probleme und wir mit vier bis fünf Fahrzeugen. Ich weiß nicht, was in den Köpfen der Autofahrer vorgeht. Wenn ich eine Gasse gebildet habe, dann muss ich mir doch Gedanken machen, ob noch Wagen nachkommen. Wenn alle auf ihrem Platz bleiben würden, dann würde es viel schneller gehen. Aber die begreifen das nicht.
Warum schließen die Autofahrer wieder die Rettungsgasse?
Ich habe das Gefühl, dass die Leute in der heutigen Zeit die Ersten sein wollen. „Ich bin ich und der Rest ist mir egal.“ Eigentlich brauchen wir keine Ampeln oder Straßenschilder mehr, weil eh jeder das macht, was er will. Und es wird immer schlimmer. Warum fährt man, nachdem ein Einsatzwagen durch die Gasse gefahren ist, wieder zurück? Es geht doch sowieso nicht weiter. Das Beste wäre für uns, nachdem die Autobahn abgesperrt wurde, dass man als Geisterfahrer von vorne zum Unfall kommt. Natürlich in Absprache mit der Polizei. Weil so, wie es jetzt ist, ist es katastrophal.
In den Kommentaren bei Facebook wird gefragt, warum Sie im Einsatz Zeit haben, um ein Video zu drehen und es direkt zu veröffentlichen. Was halten Sie von solchen Kommentaren?
Wir sitzen in einem Fahrzeug mit sechs bis neun Kameraden. Der Fahrer kümmert sich um das Fahrzeug, der Gruppenführer kümmert sich um das Vorgehen beim Einsatz. Und die Leute hinten haben dann die Zeit, mal das Handy herauszuholen und ein Video zu machen. Ich verstehe nicht, wo das Problem ist. Vor allem, weil man ja sowieso nicht an den Autos vorbeikommt.
Warum ist die Rettungsgasse so eminent wichtig?
Je schneller der Rettungsdienst vor Ort ist, desto schneller kann den Menschen geholfen werden. Wenn die Person dringend Hilfe braucht, dann wäre es sinnvoll, wenn man eine Rettungsgasse bildet und wir so schneller durchkämen. Dann kann man die Verletzten schneller versorgen. Vielleicht sollten sich die Leute mal vorstellen, sie wären als Opfer selbst in so einer Situation und die Retter kämen nicht durch, weil die Rettungsgasse fehlt.
Warum haben Sie das Video überhaupt hochgeladen?
Wir haben das Video gemacht, weil wir nicht nachvollziehen können, dass jedes Einsatzfahrzeug – wir waren das letzte – dasselbe Problem hatte. Irgendwie müssen wir die Leute dazu bringen, dass sie da stehen bleiben, wo sie stehen. Das hat die Kameraden im Wagen tierisch aufgeregt. Sie waren vor Ort, kamen aber nicht durch. Warum bleiben die Lkw- und Pkw-Fahrer nicht einfach stehen, schließlich sind schon Wagen durchgekommen.
Haben Sie damit gerechnet, dass das Video so populär wird?
Nein, eigentlich nicht. Das liegt daran, dass man bei Facebook schon öfter Videos über Rettungsgassen gesehen hat. Wir wollten damit einfach nur sagen: „So, jetzt ist Schluss! Es reicht irgendwann.“ Man redet schon seit Monaten davon und es ändert sich nichts. Jeder schreibt davon, dass man eine Rettungsgasse bilden muss, aber es macht keiner. Auch wenn man das lernt, wenn man den Führerschein macht. Das Einzige, was helfen könnte, wäre, wenn die Menschen, die keine Gasse bilden, zur Rechenschaft gezogen und mit einer Geldstrafe bestraft werden. Vielleicht hilft das, aber da bin ich überfragt.
Die Fragen stellte Tobias Denne.
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