
Gegraben wurde auf der Baustelle routinemäßig, bevor auf dem Grundstück ein Mehrfamilienhaus errichtet wird. „Verden ist eine Stadt mit einer sehr langen Vergangenheit, sodass man immer damit rechnen muss, bei Grabungen auf archäologische Schichten zu stoßen“, sagt Kreisarchäologin Jutta Precht.
Da der Großteil des Grundstücks bereits von früheren Bebauungen unterkellert sei, habe für die Grabungen nur eine kleine Fläche zur Verfügung gestanden. „Trotzdem ist das spannend, weil das hier eine prominente Stelle in der Stadt ist“, betont Jutta Precht. Sie habe im Vorfeld unterschiedliche und Interessante Erdschichten erwartet und sei jetzt überrascht, dass die archäologische Schicht mit Fundstücken relativ dünn sei. Im Schnitt messen sie nur etwa einen halben Meter, dass schließe sich nach unten eine Sandschicht an. In dieser habe die Fachfirma, die mit den Ausgrabungen beauftragt worden sei, Archaenord aus Bremen, allerdings auch einige Scherben aus dem Mittelalter gefunden sowie einige Holzpfosten. „Wir gehen davon aus, dass hier zu dieser Zeit Pfahlhäuser gestanden haben.“
Hingegen seien die Funde aus der oberen Schicht nach einer vorläufigen Schätzung in die Neuzeit zu datieren. „Sie sind voraussichtlich ein paar Hundert Jahre alt, vielleicht aus dem 17. Jahrhundert“, vermutet die Expertin. Als „interessanteste Stelle“ bezeichnet Jutta Precht eine Grabung im hinteren Bereich des Geländes, wo früher Gärten gewesen seien. „Das ist ein Kellereingang, wo Ziegel und Backsteine durchmischt sind“, erklärt die Kreisarchäologin. Direkt nebenan, wo Grabungstechniker Brian Richter tiefere Erdschichten sichtbar gemacht hat, ist eine Abfallgrube zu sehen, die ihren Platz innerhalb der damaligen Stadtmauern hatte. „Das ist insofern außergewöhnlich, weil solche Gruben eigentlich immer außerhalb der Stadtmauern ihren Platz hatten“, erzählt Jutta Precht.
Mit einer kleinen Kelle kratzt Grabungstechniker Holger Pietschmann langsam und sorgfältig Erde und Sand zwischen Ziegelsteinen weg, die noch teilweise im Boden vergraben sind. „Wir nennen das Freilegen von Funden“, erklärt er seine Arbeit. Währenddessen zeigt Grabungsleiter Dirk Dödtmann die archäologische Ausbeute des Tages: Scherben unterschiedlichen Alters sowie ein paar Eisennägel, die noch von einer dünnen Erdschicht umhüllt sind. „Wir haben jetzt mit Pausen 15 Tage lang gegraben, und die Bedingungen waren optimal. Wir gehen aber davon aus, dass noch etliche Relikte im Boden schlummern“, erzählt Dödtmann. In der ersten Zeit habe das Team, das aus vier bis fünf Mitarbeitern bestand, nur Bodenprofile angelegt. „Wir sind erst vor einigen Tagen dazu gekommen, archäologische Gegenstände auszugraben“, betont er.
Nach Abschluss der Arbeiten erstellt die Fachfirma einen sogenannten Grabungsbericht, der an die Kreisarchäologie geschickt wird. „Die eigentliche Auswertung der Funde liegt dann bei uns“, so Jutta Precht. Die Relikte würden im Magazin des Landkreises gelagert. Ein paar Erkenntnisse habe sie bereits gewonnen. So gebe es Hinweise auf einen Schmied, der in früheren Zeiten auf dem Grundstück seine Werkstatt hatte, etwa schwarze Brandschichten und Metallschlacke. Außerdem liege der Schluss nahe, dass an der Stelle kleinere Buden gestanden hätten.
Mit der Veröffentlichung genauer Ergebnisse rechnet Jutta Precht voraussichtlich in der Fundchronik 2018. Ob die Funde auch öffentlich zugänglich sein werden, stehe nach ihren Angaben noch nicht fest. Es gebe erste Überlegungen gemeinsam mit dem Investor, eine Vitrine mit Funden und einer Dokumentation auszustellen. Dies sei aber noch nicht spruchreif.
Wie berichtet, plant Investor Carsten Flügge aus Weyhe in der Ostertorstraße den Bau eines Mehrfamilienhauses mit 15 Wohneinheiten. Die Größe reicht von 72 Quadratmeter für 209 000 Euro bis 116 Quadratmeter für 345 000 Euro. Dafür wurde unter anderem das Café Engelhardt abgerissen.
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