
Achim. Saatkrähen zu verjagen, ist verboten. Egal wie störend das Gekrächze oder ekelhaft der Kot – die Vögel stehen unter Naturschutz, da kennt der Landkreis Verden kein Pardon. Es gibt allerdings Ausnahmen. So hat zum Beispiel der Verein "Haus Hünenburg" eine Genehmigung, die Tiere vertreiben zu dürfen. Das wird anderswo in Achim mit Argwohn betrachtet.
"Viele Mitbürger leiden unter der Krähenplage und werden sogar gerichtlich von einer Vergrämung abgehalten, aber beim Haus Hünenburg geht alles schnell und unbürokratisch über die Bühne", ärgert sich Kaminski. Im Blick hat er dabei Kletterer, die im Park des als Veranstaltungs- und Tagungsstätte dienenden Gebäudes Krähennester aus den Bäumen entfernt haben.
Die Anwohner der Verdener Straße, vor allem im Bereich "Am Oertel", bemühen sich seit Jahren vergebens um eine Ausnahmegenehmigung vom Landkreis, um zumindest einen Teil der stetig steigenden Saatkrähenpopulation in ihrer Nachbarschaft vertreiben zu dürfen.
Da der Kreis als Untere Naturschutzbehörde bei seinem rigorosen Nein blieb, klagten die Achimer Bürger beim Verwaltungsgericht Stade. Ein Urteil wurde dort noch nicht gefällt, dafür gibt es aber zwei höchst unterschiedliche Interpretationen zum Stand des Verfahrens: Die Bürger sahen sich in ihrem Ansinnen bestätigt und begannen Mitte Februar damit, die Krähen zu vertreiben. Worauf die Kreisverwaltung mit einer einstweiligen Verfügung und der Androhung von Zwangsgeldes reagierte.
Die Anwohner "Am Oertel" sehen sich zwar weiterhin im Recht, fügten sich aber der Anordnung der Kreises. Umso genauer wird jedoch hingeschaut, wenn anderenorts in Achim Krähen vertrieben werden. "Sind Veranstaltungen in der Hünenburg mehr wert als die Gesundheit von Anwohnern?", fragt Wolfgang Kaminski und argwöhnt, dass im Fall der Tagungsstätte deren Nähe zu den "Hebeln der Macht" eine Rolle gespielt haben könnten (im Vorstand des Trägervereins sitzen sowohl Achims Bürgermeister Uwe Kellner als auch Landrat Peter Bohlmann, Anm. d. Red.).
Was der Vorsitzende des Vereins "Haus Hünenburg", Günter Treichel, ebenso entschieden zurückweist wie die Unterstellung, beim Vertreiben der Krähen könnte etwas nicht ordnungsgemäß gelaufen sein. "Wir haben dafür eine Genehmigung des Landkreises. Und zwar bis 2014!"
Vor zwei Jahren habe sich der Verein Hilfe suchend an die Stadt gewandt, berichtet Treichel. Damals hatten 14 Krähenpaare ihre Nester in den Bäumen der historischen Wallanlage gebaut. Entlang der Wege und direkt über der Rasenfläche, auf der diverse Veranstaltungen wie Hochzeiten, Jubiläen, Tagungen oder Feste stattfinden. Aus Sorge vor dem Kot der Vögel – "das ist auch auch eine Frage der Haftung wenn was passiert" – beantragte der Verein eine Ausnahmegenehmigung, die Nester vor und nach der Brut- und Setzzeit entfernen zu dürfen. Der Landkreis erteilte die Genehmigung – ausgestellt bis zum Jahr 2014.
Auf Kosten des Vereins wurden Kletterer engagiert, die die Nester aus den Bäumen stießen. "Aber das wurde alles korrekt mit der Stadt und dem Landkreis verhandelt", betont Treichel. Was Silke Brünn, Leiterin des zuständigen Fachdienstes beim Kreis Verden, bestätigt
Die Ausnahmegenehmigung sei aus hygienischen Gründen für den Außenbewirtungsbereich der Hünenburg erteilt worden. Dass dies gleich für vier Jahre geschah sei nicht ungewöhnlich. "Wenn wir so etwas genehmigen, dann über einen längeren Zeitraum. Sonst hilft das ja nicht, die Vögel würden im nächsten Jahr sofort wiederkommen."
Eines allerdings steht für die Fachdienstleiterin fest: "Heute würden wir so eine Genehmigung nicht mehr erteilen." Das Thema sei inzwischen weitaus sensibler, zumal die Krähen, die jetzt an der Hünenburg nisten, zuvor "Am Oertel" vertrieben wurden. "Das ist eine ganz unglückliche Situation. Die Tiere werden immer schreckhafter, irgendwann müssen sie ja auch mal zur Ruhe kommen", erklärt Brünn und unterstreicht zum wiederholten Male, für wie wichtig sie deshalb eine Entscheidung des Verwaltungsgerichtes hält. "Wir warten alle auf das Urteil aus Stade."
Diese Zeit hat der Verein Haus Hünenburg nicht. Durch die Vergrämung der Krähen "Am Oertel" im Frühjahr sei die Zahl der Nester an der Hünenburg auf 43 angewachsen, erzählt Günter Treichel und kündigt für den Herbst den erneuten Einsatz von Baumkletterern an. "Wenn wir dagegen nichts tun, haben wir hier im nächsten Jahr mehr als 200 Krähen."
Schon in diesem Jahr habe man Veranstaltungen gehabt, die unter den Krähen gelitten hätten, sagt der Vorsitzende und erzählt von der Tagung eines Automobilherstellers, bei der die Ausstellungsfahrzeuge verschmutzt wurden. "Beim nächsten Mal gehen die woanders hin", fürchtet Treichel negative Auswirkungen für den Belegungsplan der Veranstaltungsstätte. Ganz zu schweigen von den Kosten für zusätzlichen Personaleinsatz, die Sonderschichten des Gärtners oder für die Kletterer. "Das geht alles auf die Kasse unseres Vereins."
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.