
Achim. Nach "Von Adel zu Ekelfleisch", "Sex gegen Rechts" und "Jetzt geht's rund" sind Andreas Möller, Birgit Asmuß, Dirk Ysker, Hans Hermann Hille, Stephanie Fitzke, Heinrich Schirmer, Cornelia Jürgens und Pierre Schröder mit ihrem vierten Programm seit 2008 zum achten Mal zu erleben. Lokale, ja fast familiäre Atmosphäre herrscht im Blauen Saal des Kasch. Mit Klaviermusik werden die Gäste begrüßt.
Der Stones-Song "She's got it" ertönt aus dem Off, Spot an, und zwei Steinzeitmenschen, bekleidet nur mit einem Lendenschurz aus Lammfell machen Schleifsteine scharf. Im Zentrum steht ein großes V, das auf einen Stein geritzt wird. Der "Stadtrat" macht sich Gedanken über die Vermarktung der Venus von Bierden. Das negative Image der Stadt soll aufpoliert werden. Venus-Kekse, Venus-Slips, Venus-Fahrradklingeln und nicht zuletzt eine Venus-Polka sollen der Stadt auf die Sprünge helfen.
Intelligent, einfallsreich, frech präsentieren die Laien-Kabarettisten ihre Themen und stehen darin ihren professionellen Kollegen in nichts nach. Dass die eine oder andere Szene etwas hausbacken daher kommt, macht nichts. Spritzig, bissig und mit viel Spielfreude, die sich auf das Publikum überträgt, präsentieren sie ihr Programm. Originell sind die Kostüme, das Bühnenbild und die Ideen, mit denen sie ihre Auftritte gestalten. Zwei Bücherwürmer machen sich geräusch- und genussvoll Buchstaben knabbernd Gedanken um Alternativen zum Anbau der Stadtbibliothek. Alle überflüssigen Buchstaben einfach zu fressen, um Platz zu schaffen verwerfen sie zu Gunsten der Idee, mit E-Books das Problem zu lösen. Bleibt nur die Frage, wie solche Bücher schmecken.
"Zähne putzen nicht vergessen, ein Kuss mit Essensresten ist vermessen!" beginnt der Vortrag über den Kuss. Pierre Schröder haut in sachlich zurückhaltender Manier die harten Sprüche raus. "Eine Zunge kommt selten allein", zitiert er Goethe und problematisiert den Kuss im Zeitalter von BSE, Aids und Ziegenpeter mit der Infektionsangst der Probanden. Da hat es die Eheberaterin schon einfacher, dem ignoranten Ehemann das Küssen wieder schmackhaft zu machen. Nach ersten Versuchen mit einem Kuss-Dummy, den auch die Frau genießt, fragt ersterer nach dem Preis für das Hilfsgerät. Ein Sicherheitstraining für Senioren zur Abwehr von Jugendgewalt, ein neuer Typ Kochshow für Hartz-IV-Empfänger beim Free TV, AIDA als Aufführung auf der Baustelle der Hamburger Elbphilharmonie mit Gummistiefeln und Sicherheitshelm, K.T. von und zu Guttenberg als Heimkehrer - die Ideen der Schlitzohren machen ihrem Namen alle Ehre.
"Kiezdeutsch für Anfänger"
Dass sie auch nicht auf den Mund gefallen sind, zeigen sie mit ihrem Kurs "Kiezdeutsch für Anfänger". "Ich möchte gern in einem Supermarkt einkaufen gehen" wird übersetzt mit "Isch Lidl" oder auch "Isch Aldi". Die Inflation nationaler und internationaler Gedenktage persiflieren sie mit der Schöpfung eines Welttoilettentages. Can-Can tanzende Engel begrüßen im Himmel Johannes Heesters, Vico von Bülow, Peter Alexander und nicht zuletzt Georg Kreisler. Dessen Lied "Ich hab' mich um alles gekümmert außer um Liebe" trägt zum guten Schluss Hans Hermann Hille mit bemerkenswerter Qualität und Ausdrucksstärke vor.
Großer Applaus für einen unterhaltsamen und anregenden Abend. In der Zugabe sind Achimer Golfclub und Stadtrat das Ziel. "Da kann doch nichts schief gehen!" denkt sich der Rat und genehmigt immer wieder den Einsatz von Spritzmitteln.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.