
So könnte es sein in der Gemeinde, doch es ist nur eine Zukunftsvision. Eine Vision, die aber offenbar von vielen Einwohnern, vom Gemeinderat und besonders von der Initiative „Blender entwickeln“ gerne in die Tat umgesetzt werden würde. Denn die aktuelle Lage gestaltet sich anders: Vor Jahren gab es in Blender den Slogan „Fahr nicht fort, kauf im Ort“. Das hört sich gut an, ist aber nun kaum noch möglich – abgesehen einmal vom ortsansässigen Bäcker. Die Apotheke und der Kaufmann sind längst ebenso verschwunden wie die beiden Gaststätten Bischoff und Klose.
Um mehr über die Möglichkeiten der Zukunftsversion vieler Blender zu erfahren, hatte die CDU-Kreistagsfraktion Günter Lühning, den Vorsitzenden der Bundesvereinigung Dorfläden, für Mittwochabend in die Mühle eingeladen. Der Referent aus Otersen, der dort vor 16 Jahren den bürgerschaftlich organisierten Dorfladen gegründet hat, zeigte sodann einige Möglichkeiten zu diesem Thema auf. Lühning berichtete, dass es in Deutschland mehr als 200 solcher Dorfläden – meist mit einem Café gekoppelt – gäbe. Vor einigen Tagen habe er den Spruch gelesen: „Seid geizig und kauft in eurem Dorfladen“. Für diese Aussage werbe er. „Ich will Blender keinen Dorfladen verkaufen, aber vielleicht findet sich doch jemand, der diesen führt“, rückte er sein Referat ins richtige Licht.
Der ausgebildete Sparkassenbetriebswirt Lühning versorgte die zahlreichen Zuhörer mit umfangreichem Zahlenmaterial und weiteren Informationen, sprach beim demografischen Wandel davon, dass die Einwohnerzahlen sinken, die Menschen älter werden und damit die Bedürfnisse sich verändern. Eine Integration von Mitbürgern mit Migrations-Hintergrund stufte er als empfehlenswert ein. Einen Faktencheck nahm er zum Thema „Dörfer verlieren Geschäfte“ vor. Zum Beispiel können 26 Prozent der Menschen im Elbe-Weser-Raum nicht am Wohnort einkaufen. „Es gibt immer wenige Einzelhandelsgeschäfte, aber die Verkaufsflächen werden größer,“ drückte der Otersener seine Sorge aus.
Lühning stellte die Langzeitstudien des Wirtschafts- und Kommunalberaters Dr. Manfred Steinröx aus Hamburg aus dem Jahr 2012 vor, der darin davon ausgegangen ist, dass in der Samtgemeinde Thedinghausen 49 Prozent der „Bürger ohne Nahversorgung am Wohnort“ auskommen müssen. Zum Vergleich: 1973 lagt die Zahl in den Kreisen Verden, Rotenburg, Stade, Osterholz und Cuxhaven bei nur zwei Prozent. Das Zukunftsmodell sieht einen Dorfladen von Bürgern für Bürger vor – also Eigeninitiative statt Unterversorgung. So wie im Landkreis Verden in Otersen und Bendingbostel bereits praktiziert.
Eine Formel für die Dorfzukunft lautete bei Lühning: „UxVxF>W“. Soll heißen: Unzufriedenheit (U) mit dem derzeitigen Zustand sei „Leidensdruck“. Vision (V) sei ein attraktives Bild der Zukunft. Ein Fahrplan (F) bringe erste Schritte in Richtung des angestrebten Wandels. „Diese drei Voraussetzungen müssen größer sein als der Widerstand (W)“, erklärte er.
„Das Thema Regionalversorgung wurde im Rat schon länger diskutiert und es wurden Möglichkeiten durchgespielt“, erklärte Andreas Meyer, Blenders stellvertretender Bürgermeister, zum Thema Nahversorgung. Alle Fraktionen seien offen, wenn sich jemand als Betreiber fände. Barbara Garlip, die zur engagierten Gruppe „Blender entwickeln“ gehört, ging näher auf ihre Gemeinschaft ein. Diese – angeregt unter anderem durch den neuen Pastor und die Gruppe „Lebendige Gemeinde“ – beschäftige sich unter anderem mit der Nahversorgung und der Verkehrsanbindung zu Verden. Im Oktober – weit weg von den Wahlen – sollen Sinn, Zweck und Wünsche der Initiative öffentlich gemacht werden, wie Barbara Garlip berichtete.
Vielleicht gibt es auch in Blender einmal einen Dorfladen mit Café, um wieder vor Ort einzukaufen, die Gemeinschaft zu pflegen und sich in gemütlicher Runde zu unterhalten. „Gemeinsam und nicht einsam“ lautete diesbezüglich ein weiteres passendes Zitat in der Blender Mühle.
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