
Zehn Monate sind eine lange Zeit. Und doch unter Umständen nicht lange genug, um der Achimer Bevölkerung einen womöglich unbekannten Bürgermeisterkandidaten präsentieren und schmackhaft machen zu können. So oder so: Die Achimer Parteien haben bisher noch keine Bewerber ums Bürgermeisteramt verkündet, die bei der Kommunalwahl am 12. September 2021 dem amtierenden Verwaltungschef Rainer Ditzfeld das Wasser abgraben sollen. Und auch von Bewerbern, die es wie Ditzfeld vor sechs Jahren ohne Partei im Rücken probieren wollen, fehlt noch jede Spur.
„Ich habe offiziell auch noch nichts gehört“, sagt Rathauschef Ditzfeld auf Nachfrage, betont aber: „Ich werde jeden Gegenkandidaten ernst nehmen, denn über einen hinweg zu lächeln, das wäre der größte Fehler, den ich machen kann.“ Noch aber ist Ditzfeld, der in seiner Amtszeit seit 2014 bereits die Flüchtlingskrise und die Corona-Pandemie als große Brocken in den Weg gelegt bekam, allein auf weiter Flur. Und doch habe er schon ein paar Ideen im Hinterkopf, mit denen er im Wahlkampf überraschen und sich von möglichen Gegnern abheben wolle. Da er nach wie vor für Achim brenne, hat er schon vor einiger Zeit entschieden, eine zweite Amtszeit als Achimer Bürgermeister anstreben zu wollen. „Es macht mir einfach Spaß, weil ich etwas für die Stadt bewegen kann“, erzählt er.
Kleine und große Vorhaben wurden während seiner nun sechsjährigen Amtszeit vollendet oder angeschoben, deren Entwicklung er „sehr gerne“ fünf weitere Jahre verfolgen und steuern möchte – „wenn die Wähler das wollen“. Ditzfeld spricht von spannenden Herausforderungen, die er begleiten wolle, obwohl er genau weiß, dass er sein Gehalt auch leichter verdienen könnte. Denn die unzähligen Überstunden, die Wochenendarbeit, das Wirken in aller Öffentlichkeit und die zeitliche Vernachlässigung der Familie lässt Ditzfeld zu dem Schluss kommen, dass man darauf wirklich Lust haben müsse. Die hat er: „Das ist für mich kein Job, sondern eine Berufung!“
Ob er diese ab dem 1. November 2021 weiter ausleben darf, wird sich nach der Wahl am 12. September nächsten Jahres und möglicherweise wieder nach einer Stichwahl, die der parteilose Ditzfeld 2014 gegen Bernd Junker (SPD) gewonnen hatte, zwei Wochen später entscheiden. In der Stadtverwaltung jedenfalls beginnen allmählich die Vorbereitungen für die Kommunalwahl, bei der auch ein neuer Stadtrat gewählt wird, sowie auf die Bundestagswahl, für die es aber noch keinen festgelegten Termin im Herbst 2021 gibt.
Ebenso unklar ist noch, wie sich die Achimer SPD, die als größte Stadtratsfraktion mit dem parteilosen Wolfgang Mindermann eine Gruppe im Rat bildet, in der Bürgermeisterfrage verhalten wird. Ihr Ortsvereinsvorsitzender Wilfried Hirschmann könne dazu „noch nichts sagen“. Ob die SPD einen Bewerber nominieren wird und wenn ja, wen und wie – das steht noch nicht fest. „Erstmal müssen wir sehen, wie wir das in Zeiten der Pandemie regeln können“, sagt Hirschmann. Ob es eine Mitgliederversammlung geben kann, bei der ein Kandidat nominiert wird, oder ob es eine Videokonferenz gibt oder eine Mitgliederbefragung, dazu müsse der Vorstand noch tagen. Hirschmann räumt ein, dass alleine die Organisation schwierig ist, da die SPD viele Mitglieder habe, die aus Altersgründen zur Risikogruppe gehören. Da komme eine Präsenzveranstaltung womöglich ebenso wenig infrage wie eine technisch anspruchsvolle Videokonferenz.
Die Achimer CDU ist da schon ein bisschen weiter, wenn auch nicht viel, denn die eigentlich für den 31. Oktober geplante Nominierungsveranstaltung wurde wegen der Corona-Pandemie auf nächstes Jahr verschoben. Der CDU-Stadtverbandsvorsitzende Martin Puls, der selbst keine Ambitionen auf das Bürgermeisteramt hat, aber gerne in den Stadtrat gewählt werden möchte, weiß von „zwei oder drei“ seiner Parteifreunde, die sich das Bürgermeisteramt vorstellen könnten. „Das fände ich gut, wenn es eine große Auswahl gibt“, betont er. Einer, der seine Ambitionen parteiintern geäußert hat, ist Jürgen Striedieck. „Das entscheidet die Partei, grundsätzlich besteht bei mir aber die Bereitschaft zu kandidieren“, erklärt dieser auf Nachfrage. Er betont aber auch, dass er sich zurückhalten möchte und man nach der Nominierungsversammlung schlauer sei.
Bündnis 90/Die Grünen stellen die drittgrößte Kraft im Achimer Stadtrat – aber höchstwahrscheinlich keinen eigenen Bürgermeisterkandidaten. „Es hat bei uns noch keiner gesagt, dass er da Bock drauf hat“, drückt Fraktionschefin Silke Thomas sich wenig diplomatisch aus. Noch hätten die Grünen dieses Thema aber gar nicht groß besprochen, daher sei dies ihre persönliche Sicht der Dinge. So findet sie es dringlicher, die Frage zu klären, „wie wir junge Leute gewinnen können, die wir für die Kommunalwahl aufstellen können“. Vor sechs Jahren hatte Silke Thomas noch selbst mit Bernd Junker (SPD), Volker Wrede (CDU) und Rainer Ditzfeld um die Nachfolge von Bürgermeister Uwe Kellner gerungen.
Und diese Auswahl ist es, die für Hans Baum (FDP) das Salz in der demokratischen Suppe darstellt. „Ich fände es gut, wenn es Gegenkandidaten gibt – insbesondere von den großen Parteien muss da was kommen“, fordert er. Denn in seinen Augen würde es auch Bürgermeister Ditzfeld nicht schwächen, wenn er sich gegen Konkurrenten durchsetzen muss und kann. „Im Gegenteil: Es stärkt ihn“. Die FDP allerdings werde, das ist der persönliche Eindruck von Fraktionschef Baum, den Bürgermeister nicht mit einem eigenen Kandidaten herausfordern können. „Dafür sind wir als Partei zu klein, als dass wir einen hätten.“ Exakt so sieht es bei der im Stadtrat gleichstark vertretenen Wählergemeinschaft Achim (WGA) aus. Auch deren Fraktionsvorsitzender Wolfgang Heckel betont, dass es keinen eigenen Bürgermeisterbewerber gibt. „Was aber nicht heißt, dass es nicht noch einen externen Kandidaten geben kann“, schränkt er ein.
Der Rat wird in seiner letzten Sitzung des Jahres am 17. Dezember aller Voraussicht nach Verwaltungsvize Bernd Kettenburg zum Gemeindewahlleiter und Claudia von Kiedrowski zu dessen Stellvertreterin bestimmen. „Wir müssen und werden uns strikt nach den Vorgaben der Landeswahlleitung richten“, sagt Erster Stadtrat Bernd Kettenburg. Bei der Durchführung der Wahl habe die Stadt keinerlei eigenen Spielraum. Und deshalb gibt es auch noch keinen Plan B, etwa den einer puren Briefwahl, der dann greift, wenn die Corona-Pandemie keine Präsenzwahl zulassen sollte. „Wenn es so kommen sollte, wird es auch da Vorgaben des Landes geben“, sagt Kettenburg, der interessiert das Prozedere in diesem Jahr im Flecken Ottersberg mitverfolgt habe, wo Bürgermeister Tim Willy Weber ausschließlich in einer Briefwahl gewählt wurde.
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