
Es war zu erwarten gewesen: Der lauteste Applaus brandete am Donnerstagabend bei der Bürgerbeteiligungsveranstaltung zur neuen Ortsmitte in Oyten in dem Moment auf, als von einem Bürger die Sinnhaftigkeit der Lidl-Umsiedlung vom Wehlacker ins Zentrum infrage gestellt wurde. Noch immer scheint also der Discounter-Markt, der mit einer Verkaufsfläche von 1300 Quadratmetern und 100 Stellplätzen in besagter neuer Ortsmitte entstehen soll, bei der Gestaltungsplanung für viele Oytener das größte Ärgernis zu sein. So war die Verwaltung bei der Veranstaltung, zu der sich rund 300 Interessierte ins Schützenhaus an der Jahnstraße eingefunden hatten, einmal mehr bemüht, zu erklären, wieso die Lidl-Ansiedlung dort sinnvoll sei.
Die Kurzform: Der Discounter will seine Oytener Filiale – aktuell rund 800 Quadratmeter – dem aktuellen Zeitgeist entsprechend vergrößern, am aktuellen Standort ist dies rechtlich nicht möglich. Großflächiger Einzelhandel ist nur im Zentrum erlaubt, wie in dem Gebiet der neuen Ortsmitte. Dort war ohnehin schon immer laut dem städtebaulichen Wettbewerb die Ansiedlung eines Discounters vorgesehen, wenn auch etwas kleiner. Zusätzliche kleinere Geschäfte, auf die einst mal gehofft wurde, siedeln sich aufgrund der Marktlage nicht mehr in einer Gemeinde wie Oyten an. Um Leerstand zu vermeiden, wäre der Supermarkt auch mit der größeren Fläche somit geeignet.
Mit Leerstand sei am Wehlacker nach dem Abzug von Lidl im Übrigen nicht zu rechnen, wie Bauamtsleiter Wolfgang Röttjer erzählte. Der Einkaufsstandort werde attraktiv bleiben, denn der Combi-Markt biete weiterhin ein Nahversorgungsangebot und für die Räumlichkeiten des Discounters gebe es einige Interessenten, berichtete Röttjer weiter.
Doch der Lidl-Markt war nicht der einzige Kritikpunkt an der Planung, der an diesem Abend vorgebracht wurde. Einige Beispiele: Die Problematik, wo der Schulbus zukünftig halten wird, sei ebenso wenig geklärt, wie die gesamten Verkehrsauswirkungen auf die Straßen in der Umgebung, die geplanten Wasserflächen seien keine schöne Seen, sondern nur Regenrückhaltebecken und es bleibe im Wohnbereich weiterhin viel Beton und wenig Grün. Auch generelle Unzufriedenheit mit dem Vorhaben wurde zum Ausdruck gebracht. „Es enttäuscht mich wieder“, sagte etwa ein Bürger.
Die Verwaltungsmitarbeiter wollten hingegen aufgezeigt haben, dass sie sich die Kritik der ersten Bürgerbeteiligung im Mai zu Herzen genommen haben und was in Abstimmung mit den Investoren alles im Sinne der Bürger „für das Herz von Oyten“, wie Axel Junge es nannte, verändert wurde. Und vor allem, dass die Planung damit sehr nah an die Vorstellungen des damaligen städtebaulichen Wettbewerbes heranreiche. Wie berichtet, war besonders der Eingangsbereich von der Hauptstraße kommend überarbeitet worden. Weniger Parkplätze, dafür eine Grünfläche, die für die zuvor oftmals beklagte fehlende Aufenthaltsqualität sorgen soll. Außerdem werde die Mehrzahl der Bäume soweit städtebaulich möglich festgesetzt. Auf den Grundstücken der sechs Wohnhäuser sollen zudem zusätzliche Stellplätze entstehen, um einer von Anwohnern befürchteten chaotischen Parksituation an der Jahnstraße vorzubeugen.
Apropos Jahnstraße: Thomas Müller vom Ingenieurbüro Schubert aus Hannover analysierte am Donnerstagabend die dortige Verkehrssituation, wie sie sich aktuell gestaltet und wie sie sich durch die geplanten 63 neuen Wohneinheiten in der Ortsmitte verändert wird. Dafür verwendete er die Ergebnisse einer Verkehrszählung und gängige Orientierungswerte. Für eine Straße wie die Jahnstraße wären Spitzenwerte von 100 Kfz in der Stunde völlig in Ordnung. „Wir werden bei weitem unter diesem Grenzwert bleiben“, bilanzierte Müller. Dennoch wurden bei den Bürgerfragen in der Folge wiederholt Bedenken laut, ob die Straße für den zusätzlichen Verkehr ausgelegt sei.
Doch es gab auch vereinzelnd Lob für die nun vorliegende Planung der neuen Ortsmitte. „Der Entwurf gefällt uns sehr gut“, sagte ein Bürger. Altbürgermeister Albert Duhn meinte abschließend sogar: „Es kann nicht besser laufen als in der Gemeinde Oyten.“ Das war vielen Anwesenden dann aber doch etwas zu hoch gegriffen, weshalb es für diese Äußerung ausnahmsweise mal keinen Applaus, sondern den ein oder anderen Lacher gab.
Die Veranstaltung diente nicht nur dazu, in den direkten Dialog mit den Bürgern zu treten, sondern war auch gleichzeitig die gesetzlich vorgeschriebene Bürgerbeteiligung zu den Verfahren Aufstellung des Bebauungsplans Nr. 99 „Neue Ortsmitte“ und 30. Änderung des Flächennutzungsplans „Neue Ortsmitte“. Wenn in absehbarer Zeit die öffentliche Auslegung der Pläne erfolgt, haben alle Bürger zudem noch einmal die Gelegenheit, mit einer Stellungnahme auf das Verfahren einzuwirken.
Welcher Verein wann in Bremen oder der Region spielt und wie die Begegnung ausgegangen ist, erfahren Sie in unserem Tabellenbereich. Auch die Ergebnisse der Spiele der höheren Ligen finden Sie dort.
Ich habe drei Kinder. Zwei davon sind mit 3 Jahren in die Kita gekommen. Die waren vorher beide nur 2x ...