
Bessere Bezahlung des Fachpersonals, besserer Personalschlüssel, Vergütung der Ausbildung: Die Wünsche der Eltern haben die Mitarbeiter des Kindergartens St.-Matthias in Achim an diesem Mittwochvormittag für alle sichtbar auf großen Stellwänden verewigt. Und diese sprechen ihnen selbst sicherlich aus dem Herzen. Dabei sind all diese Wünsche oder besser gesagt die Forderungen alles andere als neu. Bereits vor knapp anderthalb Jahren hatte sich die Achimer Kita an einer Aktion beteiligt, bei der Unterschriften für bessere Arbeitsbedingungen der Erzieherinnen und Erzieher gesammelt und an den Niedersächsischen Ministerpräsidenten, den Finanz- und den Kultusminister übergeben wurden.
Bessere Arbeitsbedingungen fordern sie aber auch heute noch immer. Geändert hat sich seit Ende 2019 allerdings, dass mittlerweile ein Entwurf für ein neues Kita-Gesetz in Niedersachsen vorliegt, das nun im Landtag beraten werden soll. Doch mit dem sind die Beschäftigten in der Achimer Einrichtung, aber auch in vielen anderen, alles andere als zufrieden. „Das Problem ist, dass uns immer wieder Versprechungen gemacht wurden, es aber seit über 20 Jahren keine Verbesserungen gibt“, kritisiert Petra Wieckhorst, Fachberaterin für Kitas des Caritasverbands für die Diözese Hildesheim. Und das gelte weiterhin. Der jetzige Entwurf sei an vielen Stellen noch verbesserungswürdig. Dazu gehöre beispielsweise, dass es nach wie vor keine Reduzierung der Gruppengröße geben soll. „Besonders jetzt während der Corona-Pandemie hat sich aber gezeigt, wie gut es tut, weniger Kinder in einer Gruppe zu haben. Darauf müsste man jetzt entsprechend reagieren“, sagt Wieckhorst.
Doch es gibt darüber hinaus noch weitere Kritikpunkte. Auch von anderer Stelle. "Was uns als Lebenshilfe besonders ärgert, ist, dass Inklusion als gesellschaftlicher Auftrag, Verbindendes zwischen Menschen zu suchen und in der Kita freudvoll in Gemeinschaft erlebbar zu machen, kaum berücksichtigt ist", kritisiert Eva Berns, Vorstand der Lebenshilfe Verden, in einer Mitteilung. Das Recht auf einen heilpädagogischen Platz sei im Gesetz aufgenommen. "Dem gleichgestellt müsste auch das Recht auf einen Integrationsplatz enthalten sein“, fordert Berns. Bisher sei das aber nicht der Fall. "Statt der dringend notwendigen qualitativen Aufwertung beinhaltet der Gesetzentwurf in erster Linie Regelungen von Verwaltungshandeln, beziehungsweise verpflichtende Anpassungen des Gesetzes an bundesrechtliche Vorgaben", kritisiert auch Brigitte Bertram, Leiterin des Kinderhauses Eitze.
Die Vertreter der einzelnen Einrichtungen hoffen nun, dass sie mit ihrer Kritik auch jetzt noch auf offene Ohren stoßen. Das Gesetz soll allerdings noch vor den Sommerferien verabschiedet werden. „Ich denke, dass wir schon noch etwas erreichen können“, zeigt sich Regina Gürlich, Leiterin des Kindergartens St.-Matthias, optimistisch. Denn immerhin beginne jetzt erst die Debatte im Landtag. Dass ihre bisherigen Bemühungen bei der Landesregierung Gehör zu finden – etwa mit den Unterschriftenlisten – nicht von Erfolg gekrönt waren, davon dürfe man sich nicht abhalten lassen. „Wir müssen weiter zeigen, wie der Alltag in den Kitas aussieht und wie man ihn verbessern kann. Alles andere wäre Resignation.“
Dass sie nicht daran denken, zu resignieren, wollen sie auch mit den Stellwänden deutlich machen. Sie erregen Aufmerksamkeit – auch bei den Eltern, die wenig später vorbeikommen, um ihre Kinder abzuholen. Nächste Woche soll es dann auch noch ein gemeinsames Gespräch mit der SPD-Landtagsabgeordneten Dörte Liebetruth geben. Aufgeben will hier im Kindergarten St. Matthias auf jeden Fall noch keiner.
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