
Langwedel-Daverden. Heimatgefühl vermittelten der „fremdgesteuerte Klappmaul-Komiker“ Werner Momsen und der Kabarettist Matthias Brodowy auf ihre unnachahmliche Art vor den vollbesetzten Rängen der Daverdener Freilichtbühne. Mit dem Programm „Och…–Zwei Nordlichter sprechen sich aus“ überzeugten sie die vollauf begeisterten Zuschauer, deren Lachmuskeln arg strapaziert wurden.
„Das ist ein norddeutsches Programm, südlich von Kassel könnten wir das nicht mehr spielen. Es muss die norddeutsche Mentalität haben“, erklärte Schauspieler Matthias Brodowy. Die Grundidee bildet nämlich das Heimatgefühl. Bereits seit vier Jahren sind der südnorddeutsche Hannoveraner und die Hamburger Kodderschnauze Detlef Wutschik – ein Badener Jung - mit diesem Programm und der Puppe Werner Momsen auf Tournee.
Kennengelernt hatten sie sich 2005 bei einer Weihnachtsgala im Hamburger Schmidt-Theater und merkten schnell, dass sie einen ähnlichen Humor haben. „Da wussten wir, dass wir etwas zusammen machen müssen“, berichtete Wutschik. „Der Verschleiß ist groß, es ist schon die dritte Puppe“, verriet Brodowy. „Der Puppenspieler bleibt hinter dem Charakter“, fügte er an.
Bereits vor der Aufführung wird das Publikum via Lautsprecher durch Klassiker von Hans Albers und Freddy Quinn musikalisch in die norddeutsche Szenerie versetzt. Klar ist, dass Gott beim Erschaffen der Erde auf das weite norddeutsche Land keinen richtigen Berg gestellt hat.
Nach wenigen Minuten erkennen die Zuschauer, dass Herr Momsen eine Puppe und ein Mensch ist. Im Zwiegespräch – gespickt mit unzähligen Pointen – gehen Brodowy und Momsen der Frage auf den Grund, was den Norden ausmacht. Mal auf Platt, dann wieder auf Hochdeutsch – mit und ohne Musik, denn zu den Bühnenutensilien zählt neben einem Kleiderständer mit Ostfriesennerz sowie Pollern zum Sitzen und einem Tee-Service in Delfter Blau auch ein E-Piano, auf dem Brodowy gekonnt und bestens motiviert die Geschichten musikalisch in Szene setzt.
Aber wo und wie ist der Norden? Dieser Frage wurde fortan akribisch auf den Grund gegangen. Das Kreischen der Möwen gehört ebenso zum Norden wie das Meer und die Wellen, aber auch der Geruch von Salzwasser und Fisch. Doch zunächst fragen Momsen – im gestreiften Matrosenhemd und Elbsegler auf dem Kopf – und Brodowy, der lässig mit Jeans und Sakko auftritt, recht wortkarg nach dem Befinden des anderen. „Na, wie isses?“ Die Antwort fällt noch kürzer aus. „Och.“ Da fragt Herr Momsen noch einmal nach: „Och, muss ja oder geht so?“
„Wenn Humor trockener ist als das Wetter, dann bist du im Norden“, wird den Zuhörern erklärt. Das Streitgespräch beginnt auf der Grundlage, dass Herr Momsen aus Hamburg und der in Braunschweig geborene und nunmehr im „südnorddeutschen“ Hannover lebende Brodowy sich nicht einig werden, wo denn nun der Norden beginnt und endet. Eine Sichtweise der Darsteller: Von Marokko aus gesehen, liegt auch Bayern im Norden. Oder ist der Norden dort, wo Plattdeutsch gesprochen wird? „Dann gibt’s den Norden bald nicht mehr“, kontert Herr Momsen.
Herr Momsen und Brodowy gehen der Tatsache auf den Grund, dass Platt nicht so gefährlich wie Hochdeutsch ist und führen dabei die plattdeutschen Nachrichten an. Eine ausführliche Bundestagsrede durch den Hannoveraner zur Weltwirtschaftskrise auf Hochdeutsch langweilt Momsen, der in der norddeutschen Mundart kurz und bündig nachlegt: „Weltwirtschaftskrise? Och…“. Das war’s schon.
Schon beim Essen gibt es bei beiden sprachlichen Ausführungen Unterschiede. Was hört sich besser an? „Snute und Poten“ oder „Schnauze und Pfoten“ – das Publikum kann sich selbst ein Bild davon machen. Momsen: „Platt ist eine Philosophie.“
Klaus Störtebeker, Till Eulenspiegel, Baron Münchhausen, die Brockenhexe und viele anderen Mythen fehlen in der Betrachtung nicht. Und dann gibt es da noch die Tee-Zeremonie, die im Norden sehr ausgeprägt und speziell ist. Die Unterschiede von Rollmops, Matjes und Bismarck-Hering aber auch von Knipp, Labskaus und Grün- beziehungsweise Braunkohl werden aufgezeigt. Ostfriesen- und Kneipenwitze sorgen für weitere Erheiterung, und manch einer nimmt sich während des Erzählens fest vor, diese im Gedächtnis zu behalten. Ob es bei der Vielzahl wirklich gelungen ist? Es war jedenfalls an diesem lauen Sommerabend eine rundum gelungene Veranstaltung auf der idyllischen Freilichtbühne nahe der Alten Aller.
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