
Wie es im Gewerbegebiet Uesener Feld in wenigen Jahren aussehen könnte, sollte es zur geplanten Ansiedlung des Amazon-Logistikzentrums in Achim kommen, lässt sich heute schon mehr als erahnen. Denn das Logistikzentrum HAM2 des Onlineriesen, das im etwa eine Autostunde entfernten Winsen an der Luhe im vergangenen Jahr in Betrieb genommen wurde, ist das Referenz-Logistikzentrum für Achim. Das heißt: Die Anzahl der Arbeitsplätze, der Mitarbeiterparkplätze, der Lkw-Docks und der täglichen An- und Abfahrten zum Gebäude würden nahezu identisch sein. Auch die Abläufe und Technik im Innern des Baus entsprechen dem neuesten Amazon-Standard, wie er auch in Achim zum Einsatz kommen würde. Einzig: Das Gebäude wird eine andere Form bekommen.
Bevor es soweit sein kann, müssen in Achim aber noch die Verkehrsfragen geklärt werden. So wird der Rat frühestens Mitte Mai über den Bebauungsplan "Verkehrsentwicklung Achim-Ost" abstimmen und auch die beteiligten Institutionen wie die Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr müssen sich noch äußern – etwa dazu, ob die Ueser Kreuzung umgestaltet werden kann und wer dies bezahlt.
Das Thema Verkehr wurde natürlich auch in Winsen an der Luhe, Kreisstadt des Landkreises Harburg, diskutiert. Dort befindet sich das Logistikzentrum in einem Gewerbegebiet, wobei die Lage im Vergleich zum Uesener Feld etwas schlechter ist. Denn, damit Lieferfahrzeuge und Mitarbeiter Amazon erreichen können, müssen sie von der Autobahn kommend noch wenige hundert Meter auf der sogenannten Osttangente zurücklegen und dann ins Gewerbegebiet hineinfahren und sich diese Straße mit allen anderen Anliegern und Lieferfahrzeugen teilen. Beispielsweise hat auch die Firma Takko ein riesiges Lager direkt neben Amazon. In Achim liegen die Anschlussstellen der A 27 da deutlich näher am Standort.
"55 Prozent unserer Mitarbeiter nutzen den ÖPNV" sagt Norbert Brandau, der das Logistikzentrum in Winsen leitet. Das bedeutet, dass die Zahl von 900 Mitarbeiterparkplätzen, wie sie auch für Achim geplant sind, völlig ausreicht. Denn von den 1800 Beschäftigen arbeiten 20 Prozent in einer versetzten Schicht. Die verbleibenden rund 1500 Angestellten teilen sich auf die zwei Hauptschichten auf und wenn mehr als die Hälfte Bus und Bahn fahren, kommen pro Schicht im Schnitt 350 Amazon-Mitarbeiter mit dem eigenen Fahrzeug. "Und wir haben hier zum Teil schlechte ÖPNV-Anbindungen, das ist in Achim besser", findet Brandau, der auch auf der Informationsveranstaltung in der Cato-Aula gesprochen hatte. Außerdem liegen in Winsen die Amazon-Schichtzeiten versetzt zu den "normalen" Schichtzeiten der umliegenden Betriebe.
Rund 80 bis 90 Lastwagen und Sprinter fahren laut Brandau das Logistikzentrum täglich an und wieder davon weg, Sprinter seien eingerechnet. Sie bringen die Waren und nehmen die fertigen Pakete zu den Verteilzentren mit. Bis zu 50 000 Pakete verlassen das Logistikzentrum am Tag, zum Wochenbeginn sind es mehr, danach nimmt die Zahl ab. "Sonntags und montags wird vor allem bestellt", weiß Brandau, der angibt, dass ein Amazon-Kunde im Schnitt 2,3 Artikel ordert.
Und doch haben Einzelbestellungen einen Anteil von 45 Prozent, für sie gibt es eine eigene Packabteilung. Das wird von Hand gemacht, so wie für vieles andere auch Menschen benötigt werden: einscannen, rausräumen, einräumen, packen, verteilen. "Es geht doch gar nicht ohne", sagt Norbert Brandau. Bei allem technischen Fortschritt, den es auch in seiner Branche gegeben hat, wird neben den Maschinen noch der Mensch benötigt.
Natürlich weiß auch er nicht, was die Zukunft bringt. Aber er weiß, dass es in Winsen keine Verpackungsmaschinen geben wird, die funktionieren nämlich mit den meisten Artikeln nicht. Angesprochen auf die in Achim geäußerten Befürchtungen, dass Arbeitsplätze durch Roboter ersetzt werden könnten, sagt er: "Wir haben hier schon Roboter herumfahren – und brauchen trotzdem noch 1800 Mitarbeiter. Nur durch das Zusammenspiel funktioniert es."
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